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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Schwingen, zwei Krähen. Alle ausgestopft. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.
    »Ihr Mann scheint ein großer Tierliebhaber zu sein.«
    Sie seufzte. »Hat er alles mitgebracht von diesen Jagdausflügen. Oder Seeholzer hat es ihm geschenkt. Früher zumindest. Jetzt hat das glücklicherweise aufgehört.«
    »Wo fanden diese Jagdwochenenden statt?«
    »Doktor Seeholzer besitzt eine Jagdhütte bei St. Moritz. Allerdings so abgelegen, dass man kaum hinkommt. Ich glaube, sie sind da immer mit Helikoptern hingeflogen. Mit dem Auto ist es angeblich etwas mühsam.«
    »Waren Sie auch mal dort?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Strikte Männergesellschaft. Der Geheimbund der Diana. Aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt.«
    Ich überlegte. Was, wenn die Hütte trotzdem noch genutzt wurde? Allerdings nicht mehr zum Jagen? Die Drogendeals hatten angeblich immer außerhalb stattgefunden. War es möglich, dass Winkler Drogen per Kurier nach St. Moritz lieferte? Und Stadelmann das alles organisierte? Benahm er sich deshalb neuerdings so merkwürdig? Und wieso verschwanden danach die Lieferanten? Damit sie den Standort des Umschlagplatzes nicht verraten konnten? Oder hatte Philipp für seinen Vater Koks besorgt? Hatte er sich deswegen mit Winkler gestritten? Waren sie sich ins Gehege gekommen? Mir schwirrte der Kopf ob der vielen Fragen, die sich jetzt plötzlich stellten. Dann fiel mir das aufgeregte Gespräch von gestern Nachmittag zwischen Winkler und Stadelmann wieder ein.
    »Wo ist Ihr Mann jetzt?«
    »Im Büro, nehme ich an.«
    »Dann fahre ich jetzt gleich dorthin. Sind Sie sicher, dass Ihr Mann an den Wochenenden, an denen Sie ihn vermisst haben, nicht einfach auf der Jagd war?«
    »Vermisst?« Sie lachte höhnisch. »Und nein, sonst hat er mir das immer gesagt, wenn er ins Bündnerland gefahren ist. Wozu wäre die Heimlichtuerei auch gut gewesen? Dort gibt es ja nichts zu verbergen.«
    Da war ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher.
     
    Ich rief Miranda an, die noch im Bett lag, und trug ihr auf, was sie für mich erledigen sollte. Ungerührt hörte ich ihrem lahmen Protest zu, der sich rasch in ein unwilliges Keifen steigerte, sobald sie wach genug war, um das Ausmaß meines Auftrags zu begreifen. Ich war nicht in Verhandlungslaune und legte auf. Wieder fuhr ich übers Bellevue. Den Käfer stellte ich nicht allzu weit entfernt ab, damit ich ihn im Notfall rasch erreichen konnte, sei es zur Verfolgung oder zur Flucht. Ich war vorsichtig geworden. Ich zündete eine Zigarette an, nahm zwei Züge und trat sie aus. Dann betrat ich die Bank Canis. Ich hatte keine Lust mehr, stundenlang im Regen auf dem Beobachtungsposten zu verharren, zudem war Philipp seit einer Wochen verschwunden. Ich durfte wirklich keine Zeit mehr verlieren.
    Die Hochsteckfrisur saß am Empfang und kaute auf einem Bleistift herum. Zwei Dutzend Pfauenaugen starrten mich von ihrem Kleid gemeinsam mit ihr missbilligend an. Mir wurde schwindlig. Eilig ging ich an ihr vorbei und den Gang entlang auf die Tür zu, auf der Direktion stand.
    »He, Sie!«
    Ich hatte die Tür aufgerissen, ehe die Empfangsdame sich aus ihrem Sessel gehievt hatte.
    Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, sicher jedoch nicht das, was sich mir darbot. Die Wände waren weiß getüncht, ein silbergrauer Spannteppich bedeckte den Boden und von irgendwoher säuselte esoterisches Glockengeläute. Es roch entfernt nach Zitronengras und an den Wänden hing japanische Kunst. Alles sehr minimalistisch und sehr geschmackvoll. Vor dem Fenster stand ein schwerelos wirkender Schreibtisch, der das einzige Möbelstück im Raum zu sein schien. Nebst dem unbezahlbar aussehenden Designerstuhl, auf dem Doktor Seeholzer thronte. Er hatte die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und beobachtete mich interessiert über die zusammengelegten Fingerspitzen hinweg. Es machte nicht den Eindruck, als hätte ich ihn bei irgendetwas gestört. Während ich auf ihn zuging, fiel mir ein, dass ich nicht den Hauch eines Plans hatte, wie ich vorzugehen gedachte. Der Doktor musterte mich abwartend und irgendwie bedauernd, als wäre ich das letzte Exemplar einer vom Aussterben bedrohten Käferart und er hätte soeben die Hühner losgelassen. Ich betrachtete seine grau gewellte Mähne, die er sorgsam zurückfrisiert hatte, den Anzug, der zweifelsohne in der Preisklasse eines Mittelklassewagens einzuordnen war, dann räusperte ich mich. Das war nicht gerade ein bahnbrechendes Konzept. Die Hochsteckfrisur rettete

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