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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Tage sehr unruhig in Erwartung eventueller anderer Schäden aus dieser Geschichte, aber ich tat damit meinem hübschen Matrosen unrecht, wie ich ihm zu Ehren hier gern anerkenne.
    Ich hatte mit Herrn Norbert ein halbes Jahr gelebt und eine recht angenehme Zeit verbracht zwischen meinen Amüsements bei Frau Cole und der Aufwartung bei Herrn Norbert. Er bezahlte mich reichlich für die grenzenlose Gefälligkeit, mit der ich auf alle seine Launen einging, und das nahm ihn so sehr für mich ein, dass er einmal und öfter sagte, er fände alles in mir allein, wonach er sonst immer bei einer großen Anzahl von Frauenzimmern gesucht hatte. Er gab seine Unbeständigkeit und die Passion nach immer neuen Gesichtern auf. Aber was mir jetzt ebenso angenehm wie seine zärtliche Anhänglichkeit war, war der Umstand, dass die Liebe, die er für mich empfand, ihm auch Achtung für mich gab, was seiner Gesundheit sehr gut bekam. Nach und nach brachte ich ihn mit ernsten Vorstellungen dazu, etwas mehr haushälterisch mit seinen geringen Kräften umzugehen, damit er sich durch mäßigen Genuss die Dauer jener Freuden sichere, denen er doch so sehr ergeben wäre. Und er war wirklich mäßiger und damit gesünder geworden. Das Schicksal sollte gerade mit seiner Dankbarkeit eine mir höchst angenehme Wendung nehmen, als er sich eines andern besann und mir den süßen Becher wieder von den Lippen zog.
    Norbert hatte eine Schwester, Lady L***, der er sehr zugetan war und die bat ihn, sie ihrer Gesundheit wegen nach Bath zu begleiten. Er rechnete auf höchstens eine Woche und nahm ominös schweren Herzens von mir Abschied. Gleichzeitig übergab er mir eine Summe Geldes, die weit über sein Vermögen ging und die mit der kurzen Dauer seiner Abwesenheit gar nicht in Einklang stand. Aber die Abwesenheit wurde zur längsten, die möglich ist; denn als er zwei Tage in Bath war, überließ er sich mit einigen anderen Herren einem exzessiven Trinken, verfiel in ein heftiges Fieber, das ins Delirium überging und ihn in vier Tagen hinraffte. Wäre er zurechnungsfähig geblieben, hätte er mich vielleicht in einem Testament bedacht. So verlor ich diesen meinen Herrn Norbert. Doch, da häufige Veränderungen zum Leben eines Freudenmädchens gehören, gewann ich auch bald wieder meine Heiterkeit zurück. Ich sah mich aufs neue von der Liste der ausgehaltenen Maitressen gestrichen und kehrte wieder in die Gemeinschaft zurück, aus der ich gewissermaßen herausgerissen worden war.
    Frau Cole blieb weiter meine Freundin und bot mir von neuem Rat und Beistand an. Ich lebte jetzt in Behaglichkeit und Überfluss, so dass ich mir in der Wahl Zeit nehmen konnte. Und was mein Temperament und meine sinnlichen Launen anlangte, so war für deren Befriedigung leicht und hinlänglich im Hause der Frau Cole gesorgt. Louisa und Emily trieben ihren Beruf weiter und mein Liebling Harriet kam öfters zu Besuch. Kopf und Herz voller Glück über ihren teuren Baronet, den sie immer noch treu liebte und der sie und die ihren sehr gut versorgt hatte.
    So verlebte ich angenehme Ferien meines Berufes, als mir eines Tages Frau Cole mitteilte, dass ein gewisser Barville, ein Herr, der früher Stammgast des Hauses war, soeben wieder nach London zurückgekommen wäre, und dass sie in großer Verlegenheit um eine schickliche Geliebte für ihn sei. Die Sache hätte nur einen Haken. Herr Barville stand unter dem Zwange eines Geschmackes an der Grausamkeit. Er verlange, nicht nur selber unbarmherzig gepeitscht zu werden, sondern er wolle es auch andern tun. Obschon er das Mädchen, das Mühe und Gefälligkeit genug besäße, darauf einzugehen, reichlich beschenke, so gäbe es doch wenige, die seinem Geschmacke entsprächen und die sich auch ihrerseits wieder auf Kosten ihrer Haut mit ihm einlassen wollten. Und das merkwürdigste dabei wäre, dass er noch jung sei; denn im allgemeinen kommen auf diesen Einfall doch nur Männer, die ihres Alters wegen zu solchen Mitteln greifen mussten, um ihre Lebensgeister aufzuwecken.
    Dies konnte mir Frau Cole nicht gesagt haben, damit ich ihr meine Dienste anböte; denn es ging mir ja ganz gut, und es hätten schon sehr große Vorteile für mich dabei herausschauen müssen, dass ich auf eine solche Geschichte eingegangen wäre; auch hatte ich nie etwas geäußert, auch nie gefühlt, dass ich irgendwie neugierig oder geil darauf war, eine Passion kennen zu lernen, die denen doch mehr Schmerz als Vergnügen versprach, die auf solche Geschichten aus

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