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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Not eingehen mussten. Was hat mich trotzdem dazu bestimmt? Es war, um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, eine plötzliche Kaprize, ein Einfall, etwas Neues zu probieren, auch vielleicht Eitelkeit, Frau Cole einen Beweis von meinem persönlichen Mut zu geben, ich weiß nicht, aber: ich bot mich an und enthob sie der Sorge des Suchens, worüber sie ebenso erstaunt als vergnügt war. Ich stellte mich also ihrem Herrn Barville zur Verfügung.
    Meine gute momentane Mutter war übrigens so lieb, alles Mögliche anzuführen, mich davon abzubringen; weil ich aber sah, dass sie das nur aus Liebe zu mir tat, so bestand ich erst recht auf meinem Willen und befreite mich dadurch von dem Verdachte, als wenn ich es nicht ehrlich gemeint und nur renommiert hätte. Also akzeptierte sie mich dankbar und sagte noch, dass sie sich, abgesehen von den Schmerzen, die ich ausstehen würde, doch kein Gewissen daraus mache, mich für diese Partie engagiert zu haben, denn ich würde reichlich bezahlt werden; außerdem bliebe die Sache ein tiefes Geheimnis, da sie anders leicht lächerlich gemacht würde. Was sie selber beträfe, so betrachte sie die Wollust, käme sie aus was immer, für die Bestimmung des Menschen, und blase der Wind woher immer, es ist ein guter Wind, so lange er andern kein Leid zufügt. Menschen, die unter einem Zwange stünden, den sie nicht loswerden, täten ihr bloß leid, aber verurteilen könne sie sie nicht. Die Geschmäcke seien eben verschieden und es gäbe keinen gleichen für alle. Der eine liebe eben raffinierte Platten, und der andere fresse, was ihm unter die Zähne kommt und macht sich nichts aus feinem Gemüse. Ich hatte diese Ermutigung oder Rechtfertigung gar nicht nötig. Mein Wort war gegeben und ich war entschlossen, es zu halten. Die Nacht wurde festgesetzt, und ich bekam alle nötigen Instruktionen, was tun und wie mich benehmen. Das Speisezimmer wurde instand gesetzt und hell erleuchtet, und der junge Herr saß da und wartete auf mich.
    Frau Cole führte hinein. Ich hatte auf ihren Rat nichts sonst an als ein Deshabillé aus feinem Leinen und war ganz in Weiß: Hemd, Unterrock, Strümpfe, Seidenpantoffel — wie ein Opferlamm kam ich mir vor, das zur Schlachtbank geführt wird. Meine schwarzbraunen Locken fielen über den Nacken herunter, in hübschem Kontrast zu dem übrigen Weiß
    Sobald Herr Barville mich sah, erhob er sich sichtlich erfreut und verwundert und fragte Frau Cole, nachdem er mir sein Kompliment gemacht, ob es denn möglich sei, dass ein so schönes und delikates Geschöpf sich freiwillig den Leiden und Schmerzen unterwerfen könnte, die er als Bedingung gestellt hatte. Sie gab Antwort, und als sie in meinen Augen las, dass sie nun gehen könne, empfahl sie ihm noch Schonung gegen eine so zarte Novize und ging.
    Ich hatte inzwischen hinreichend Zeit gehabt, das Aussehen dieses unglücklichen jungen Mannes zu studieren, der verdammt war, sich sein Vergnügen einpeitschen zu lassen wie die Knaben ihre Lektion. Er sah ungewöhnlich hübsch und gut aus, und ich schätzte ihn nicht höher als auf zwanzig Jahre; tatsächlich war er drei Jahre älter. Er zeigte Neigung zu Fettleibigkeit an einer etwas kurzen, gedrungenen Figur; sein rundes, fettes, rotbackiges Gesicht ließ an einen Bacchus denken, wäre sein Gesichtsausdruck nicht strenge, ja sogar finster gewesen, was gar nicht zu seiner guten Farbe passte. Sein Anzug war sehr adrett und einfach, und weit unter seinen Mitteln: das war aber nicht Geiz, sondern sein Geschmack. Sowie Frau Cole draußen war, lud er mich neben sich zu setzen ein und sein Gesicht veränderte sich ganz auffallend, es wurde plötzlich heiter und liebenswürdig, eine Veränderlichkeit, die er mir später damit erklärte, dass er jedes mal in einen Kampf mit sich käme, mit der Sklaverei, die ihn sein sonderbarer Geschmack und sein unglückliches Temperament auferlegte, das ihn zum Genuss irgend einer Wollust unfähig machte, wenn er sich nicht vorher dieser ungewöhnlichen Mittel bediente, die ihm nur der Schmerz verschafft. Und dieser Zustand spiegelte sich in seinem Gesichte wieder.
    Nach einer sachgemäßen Vorbereitung: Entschuldigungen, Ermutigungen meine Rolle mit Intelligenz und Ausdauer durchzuführen, erhob er sich und stellte sich ans Kamin, während ich die Werkzeuge der Disziplinierung aus dem anstoßenden Kabinett holen ging. Es waren einige Ruten und jede bestand aus zwei bis drei an einander gebundenen Birkenzweigen; er nahm sie, ließ sie durch die

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