Fantasien der Nacht
Erfrischungen bereits serviert.“
Eric blickte auf und sah Curtis Rogers in einer dunklen Ecke stehen. „Du“, murmelte er. Er stürzte sich auf den Mann, doch Curtis wich seiner ersten Attacke aus und schleuderte Eric etwas Warmes, Klebriges ins Gesicht. Blut. Er hatte es in einem Glas gesammelt. Automatisch wischte Eric mit dem Ärmel über sein Gesicht, und einen Moment später hatte er den lachenden kleinen Mistkerl bei der Gurgel gepackt. Mit einem Mal spürte er einen scharfen Stich in seiner Brust. Kein Messer, dachte er. Es war … oh, verdammt, eine Sprit zennadel!
Er zuckte vor Schmerz zusammen, fing sich wieder und löste eine Hand von Curtis’ Kehle, um sie zur Faust zu ballen und sie ihm ins Gesicht zu schlagen. Rogers ging zu Boden, warf einen Tisch um und zertrümmerte eine Lampe. Eric näherte sich ihm, in dem Bewusstsein, dass jetzt auch Roland hereingekommen war. Er spürte, wie sich die Hand seines Freundes von hinten auf seine Schulter legte.
„Ich sagte dir, es ist eine Falle. Wir müssen sofort verschwinden, bevor …“
„Nein!“ Eric schüttelte Rolands Hand ab und trat einen weiteren Schritt auf den am Boden liegenden Mann zu, der keinerlei Anstalten unternahm zu fliehen. Plötzlich begriff Eric, warum. Eine Welle des Schwindels überfiel ihn. Er brach auf ein Knie, während Rogers wie eine Krabbe vor ihm zurückwich. Er gewahrte, wie sich sein Verstand zunehmend umwölkte, und mit einem Mal schien sein Kopf zu schwer, um ihn oben zu halten.
Vage nahm er wahr, wie Roland ihm unter die Arme griff. Er sah, wie Rogers auf die Füße kam und von irgendwo eine zweite Spritze hervorholte. Eric versuchte eine Warnung auszustoßen, doch er war außerstande, seine eigene lallende Stimme zu hören. Als Rogers näher kam, ließ Roland ihn mit nur einer Hand los. Er ohrfeigte den Mistkerl fast beiläufig. Curtis segelte durch die Luft und krachte gegen ein Regal, bevor er inmitten einer Bücherlawine zu Boden ging. Selbst in seinem benommenen Zustand bewunderte Eric Rolands Stärke.
„Er hat dich betäubt, Eric!“ Rolands Stimme kam von weit her. „Kämpf dagegen an, Mann! Hoch mit dir.“
Eric versuchte es, doch seine Beine schienen taub und nutzlos. Roland hob seinen Oberkörper an und zog ihn halb zum Fenster. Eric kannte seine Gedanken. Er vermutete, dass Rogers über eine Armee von DPI-Agenten verfügte, die womöglich alle mit Spritzen mit dieser neuen Droge bewaffnet waren und jeden Moment hier auftauchen konnten. Gleichwohl, selbst mit seinen vernebelten Sinnen war das Einzige, woran Eric denken konnte, Tamara. Warum war sie nicht hier? Konnte sie den Kummer ertragen, St. Claire auf diese Weise verloren zu haben? Lieber Himmel, sie vergötterte diesen Mann.
Aber sie war hier! Mit einem Mal fingen seine Gedanken mit aller Macht ihre Aura auf. Er versuchte nach ihr zu rufen, doch Roland zog ihn bereits durch das Fenster nach draußen. „N…ein“, mühte er sich zu sagen, nicht sicher, ob er überhaupt einen Laut von sich gegeben hatte.
Als Eric spürte, wie er zu Boden glitt, vernahm er Schritte und das Öffnen einer Tür. Er hob den Kopf und versuchte sie zu sehen. Da war sie. Sie war unscharf, ein verschwommener Umriss, doch seine Augen fanden die ihren, wenn auch nur für einen Moment. Dann glitt ihr Blick tiefer, und er hörte ihre gequälten Schreie.
„Muss … zu … ihr … gehen.“
Als Roland ihn forttrug, verlor er das Bewusstsein.
Keith
15. KAPITEL
Tamara spürte das Entsetzen wie einen körperlichen Hieb. Als sie die Tür der Bibliothek öffnete, hatte sie unwillkürlich aufgeschaut. Sie hatte Erics Gegenwart wahrgenommen wie eine magnetische Kraft, die ihren Blick in seine Richtung zwang. Dann sah sie ihn.
Er hatte sie kurz angeschaut, und sein Gesicht war mit etwas Rotem verschmiert gewesen. Sie hatte auch die scharlachroten Flecken auf seinen ansonsten blütenweißen Hemdmanschetten bemerkt, bevor er sich vom Fenster entfernte.
Sie ließ ihren verwirrten Blick nach unten schweifen, getrieben von einem inneren Drang, den sie sich nicht recht erklären konnte. Der Schrei ungezügelten Grauens stieg eigenmächtig in ihrem Halse auf, als sie die zunehmend größer werdende Blutlache unter Daniels Körper sah … und den gähnenden Spalt in seiner Kehle.
Ohne sich um das Blut zu scheren, warf sie sich zu Boden und bettete seinen schlaffen Kopf in ihren Schoß. Sie streichelte sein Gesicht, während Tränen ihre Sicht trübten und ihr Verstand taub wurde,
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