Fantastik AG
Fernen
Länder, in gewisser Weise , weil sie ihre von den
meisten Staaten und Freien Städten anerkannte Autorität so gut wie nie
benutzte, um aktiv in die Geschicke der Länder einzugreifen.
Niemand wusste, wie alt Königin Hymnia wirklich war, aber sie wurde
bereits in den frühesten schriftlichen Zeugnissen erwähnt, und ihre Existenz
schien tief in der der Länder verwurzelt zu sein â und umgekehrt.
»Sie alle haben bestimmt auf die
eine oder andere Art vom geheimnisvollen GroÃen
Projekt gehört«, setzte Tinorius
seinen Vortrag fort. »Es ist so gut wie nichts darüber bekannt, auÃer, dass es
der Fantastik AG ganz besonders am Herzen zu liegen scheint. Worum genau handelt es sich
nun bei diesem GroÃen Projekt? Wie wir wissen, werden im Kraftwerk â auf
gelinde gesagt kriminelle Weise â gewaltige Mengen magischer Energie erzeugt.
Wir wissen auÃerdem, dass diese Energie in Sternheim nicht verbraucht wird.
Wozu wird sie also produziert? Vielleicht haben Sie die groÃe
Hochspannungsleitung bemerkt, die Sternheim im Nordwesten verlässt. Ich
behaupte: Ãber diese Leitung wird die Energie nach drauÃen geleitet, und zwar â
einiges spricht für diese Annahme â in das Kristallgebirge, wo sie gesammelt
und gespeichert wird.«
Tinorius zog auf der Tafel eine gerade Linie von Sternheim zum
Kristallgebirge und zeichnete an ihrem Ende ein X.
»Wozu benötigt jemand gigantische Mengen magischer Energie, werden
Sie nun fragen. Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt. Und ich habe
folgende Antwort gefunden.«
Er zeichnete eine horizontale Linie an die Tafel.
»Das wird jetzt ein bisschen magoenergietheoretisch, aber ich werde
versuchen, mich möglichst einfach auszudrücken. Uns allen ist bekannt, dass die
Welt aus drei Ebenen besteht: der körperlichen, der geistigen und der
magischen Ebene. Dies«, er zeigte auf die waagerechte Linie, »ist die
magische Ebene. Stellen Sie sie sich als elastische Fläche vor, wenn wir jetzt
über magische Gravitationseffekte sprechen. Denken Sie sich Folgendes. Ich
konzentriere hier«, Tinorius zeichnete ein groÃes X auf die Linie, »eine
riesige Menge magischer Energie. Können Sie sich vorstellen, welchen Effekt das
haben wird? Ja, Herr Welk?«
In der Hoffnung, die Peinlichkeit von vorhin wieder wettmachen zu
können, hatte sich Theodor gemeldet.
»Die Ebene wird sich unter dem energetischen Gewicht durchbiegen«,
vermutete er.
»Ausgezeichnet«, lobte Tinorius. »Genau das wird passieren.«
Er wischte die Linie weg und zeichnete an ihre Stelle eine Parabel,
die sich deutlich nach unten durchbog.
»Wenn ich jetzt noch mehr Energie in die Senkung leite, wird sie
sich immer weiter vertiefen.«
Er zeichnete eine wesentlich steilere Version der Parabel.
»Bis schlieÃlich â¦Â«
»Meine Güte, ja!«, rief der
Professor plötzlich. »Ich glaube, Sie haben recht! Die Energie wird ein Loch
in die Ebene reiÃen! So etwas hat seit Rorgur, dem Irren niemand mehr
versucht! Sie wollen einen Durchbruch schaffen, ein Tor zwischen den Welten!
Das ist das GroÃe Projekt !«
»Genau«, nickte Tinorius. »Darum, denke ich, haben sie auch das
Kristallgebirge gewählt. Dort sind die Grenzen zwischen den Sphären dünner als
anderswo.«
»Aber wieso sollten sie das tun? Und ein Tor zwischen welchen
Welten?«, fragte Dr. Vendel.
»Auf die erste Frage habe ich keine Antwort«, sagte Tinorius,
»denn das Vorhaben scheint mir vollkommen irrsinnig zu sein, vor allem
angesichts der offensichtlichen Folgen. Die zweite Frage ist dagegen leichter
zu beantworten. Ein Tor zwischen unserer Welt und jener anderen sagenumwobenen
Sphäre, die man die Wirklichkeit nennt.«
Betroffenes Schweigen breitete sich aus.
»Wir sind verloren!«, sagte Gilgasch. »Die Wirklichkeit! Heimat
finsterer Dämonen und namenloser Gräuel!«
Professor Welk und der Student tauschten einen kurzen bedeutsamen
Blick.
»Oh, Dämonen sind nicht das
Problem, ganz abgesehen davon, dass ich die meisten Geschichten über die
Wirklichkeit für Aberglauben halte. Das Problem ist folgendes: Stellen Sie
sich vor, Sie ziehen in der Badewanne den Stöpsel. Was passiert?«
Theodor meldete sich. Er brauchte das Selbstvertrauen und war
dankbar für jede noch so bescheidene Gelegenheit, es zu ernten.
»Das Wasser flieÃt ab«,
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