Fantastik AG
war ⦠praktisch angewandtes theoretisches Wissen â¦Â«
»Aha. Und was empfiehlt uns die Theorie jetzt zu unternehmen?«
»Wir könnten umkehren«, schlug der Student vor.
»Um den Ãberwachern in die Arme zu laufen? Vergiss es.«
»Na schön. Spielst du ein Musikinstrument?«
»Was? Nein.«
»Ich ein bisschen«, sagte Theodor. »Ich hatte ein Jahr
Blockflötenunterricht in der Grundschule.«
Die Statue stellte Sybras dar, den genialen
Avantgardekomponisten und Schöpfer monumentaler Symphonien, Opern und
Cembalosonaten.
Weil Musiker zu seiner Zeit (oder
eigentlich zu allen Zeiten) nicht als richtiger Beruf galt, war Sybras
gezwungen gewesen, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, indem er den
Sprösslingen wohlhabender Adelsfamilien Instrumentalunterricht erteilte.
Der Dichter Nepomurk Dunstheim hat ein Stück über das Leben des
Komponisten verfasst, in dem folgende Szene enthalten ist:
Â
Eine Taverne in der Stadt
Wolkenburg. Der jugendliche Sybras sitzt mit einem Becher Wein an der Theke,
neben ihm eine hübsche Elfe.
Â
DIE HÃBSCHE ELFE . Und was
machst du so?
Â
SYBRAS . Ich? Ich
komponiere gerade eine Symphonie, die unsere Auffassung von Musik fundamental
verändern wird, die den Formgedanken revolutionär neu erfindet und trotzdem
reichhaltige Beziehungen unterhält mit den Traditionen vergangener Jahrhunderte
und den Werken der alten Meister, eine Symphonie, angelegt als universeller
Dialog mit der Geschichte der Tonkunst, mit der Geschichte der Fernen Länder,
der Schöpfung, als Dialog mit uns und über uns, als Synthese von Transzendenz
und Immanenz, Versöhnung von Ideal und Wirk â¦
Â
DIE HÃBSCHE ELFE . Nein, ich meine beruflich.
Derartige Erfahrungen hatten dazu beigetragen, aus Sybras
mit den Jahren einen Zyniker zu machen, der seinen hochwohlgeborenen Schülern
vor allem beibrachte, dass Musik etwas war, das man zutiefst fürchten sollte.
Der Herzog von Silberburg etwa, der in seiner Jugend bei Sybras
Unterrichtsstunden genommen hatte, soll später zeit seines Lebens in Panik
ausgebrochen und schreiend davongelaufen sein, wenn er ein Klavier sah.
SchlieÃlich hatte König Gomfur den
Komponisten an seinen Hof geholt, ihm groÃzügige finanzielle Unterstützung
zuteilwerden lassen und ihm einen eigenen Bereich in dem damals gerade neu
erbauten Labyrinth gewidmet.
Die Sybras-Statue richtete einen erstaunlich lebendig
wirkenden Blick auf den Studenten.
»Wähle dein Instrument«, sagte sie.
»Ãhm, wie bitte?«, fragte Theodor.
»Wähle dein Instrument«, wiederholte die Statue.
»Ãhm â¦Â«
Die Statue hob eine ihrer steinernen Augenbrauen.
»Sollten inzwischen Entwicklungen
auf dem Gebiet des Instrumentenbaus stattgefunden haben, von denen ich
nichts weiÃ? Zu meiner Zeit
bezeichnete Ãhm einen Mangel an sprachlicher
Ausdrucksfähigkeit und keineswegs ein Musikinstrument.«
»Ãhm.« Theodor biss sich auf die Lippen. Die Statue schüttelte den
Kopf.
»Wenn ich kurz unsere Situation erklären dürfte«, sagte der
Student hastig. »Wir sind ein wenig in Eile, weil diese grauenhaften Schatten
hinter uns her sind, und deshalb wäre es wirklich unheimlich
nett , wenn Sie uns das Tor öffnen könnten â¦Â«
»Das ist ja eine hochinteressante Geschichte«, sagte die Statue.
»Aber ich bin erstens nicht unheimlich nett und
zweitens ist das Tor durch einen Zauber verschlossen, der dafür sorgt, dass es
sich nur demjenigen öffnet, der wenigstens ein Minimum an musikalischem Talent
unter Beweis stellt. Ich kann da leider gar nichts für euch tun.«
»Minimum hört sich doch ganz gut an«, sagte der Student, Hoffnung
schöpfend.
»Das hat Zanzini, der Teufelsbratschist auch gesagt, bevor er die
Bratsche an den Nagel gehängt hat, in die GroÃe Wüste gezogen und nie wieder
gesehen worden ist. Also: Wähle dein Instrument.«
»Sagtest du nicht, du könntest Blockflöte spielen?«, fragte
Leutnant Daumenschraube.
»Na ja, spielen können â¦Â«,
sagte Theodor verlegen.
»Blockflöte?«, wiederholte die Statue. »Eine interessante
Wahl.«
Eine durchsichtige Blockflöte erschien in den Händen des Studenten.
Sie sah aus, als bestünde sie aus Glas.
»Und was möchtest du spielen?«, fragte Sybras.
»Ãhm«, sagte der Student.
»Also
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