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Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Titel: Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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und Knöpfen. Dazu einen Rokoko-Dreispitz mit weißen Straußenfedern. Du jagst auf deinem feuerfarbenen Lusitano direkt neben mir vorbei und nimmst diesen federgeschmückten Hut ab. Da sehe ich, wie jung du bist, wie blutjung, siebzehn vielleicht. Ich kann nicht fassen, dass ein so junger Mann, halb so alt wie ich, ein so traumwandlerisch sicherer Reiter und Kämpfer sein kann. Beifall brandet auf, Beifall des Volkes für einen Überirdischen. Eine Runde in rasendem Galopp, den Dreispitz schwenkend. Die Sonne lässt dein dunkles, weiches Haar aufglänzen. Dein Blick streift mich.
    Das ist der Moment, in dem mein altes Leben endet und nichts anderes mehr da ist außer der heißen Liebe zu dir.
    »War es diese Uniform, die Sie besonders fasziniert hat?«, fragte der Gutachter. 
    Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. »Nein, es war – also, ich verliebte mich.«
    »Sie meinen, der portugiesische Stierkämpfer übte eine starke sexuelle Anziehungskraft auf Sie aus. Das wäre nichts Ungewöhnliches. Viele suchen nach solchen dominanten Menschen – nach dem souveränen Chef, dem kräftigen Bodybuilder, nach einem Meister.«
    »Nein, so war es nicht. Der Toureiro war nicht der überlegene Typ, wie Sie es jetzt darstellen. Er sah eher schmal aus, sehr jung. Es ist etwas passiert, das ich Ihnen nicht erklären kann. Als er mich beim Vorbeireiten kurz ansah, ist etwas … verändert worden in mir.«
    Ein schlanker Stierkämpfer mit einem milchweißen, feinen Gesicht, ein adliger lusitanischer Cavaleiro von siebzehn Jahren stößt mir eine unsichtbare Farpa ins Herz. Duarte! Ich will mich vor die Hufe deines zauberischen Hengstes werfen, nur um dir nahe zu sein!
     »Verändert … hm. Wie lebten Sie vor diesen Ereignissen? Fühlten Sie sich oft einsam? Waren Sie unzufrieden mit Ihrem Beruf?«
    »Ich führe ein ganz normales Leben. Ich arbeite im Archiv eines Rundfunksenders. Die Tätigkeit ist nicht sehr aufregend, aber sie gefällt mir. Ich habe Freunde, ich gehe aus, und ich gehe regelmäßig ins Sportstudio. Einsam habe ich mich nie gefühlt.«
    »Sie sehen für Ihr Alter noch sehr gut aus, aber kann es trotzdem sein, dass Sie unter einer gewissen Torschlusspanik leiden? Dass Sie fürchten, etwas im Leben zu verpassen? Dass Sie vielleicht doch lieber eine Frau heiraten und eine Familie gründen wollen?«
    »Der Gedanke ist mir wirklich nie gekommen«, sagte ich ironisch. »Und er wird mir mit Sicherheit auch nie kommen!«
    Der Psychologe schwieg einen Moment lang verdrossen.
    »War Ihr Sexualleben zufriedenstellend?«, fragte er dann.
    Mit Sicherheit viel besser als das von diesem stockverheirateten Wichtigtuer!
    »Ja, ich kann nicht klagen.«
    »Aus was für einem Elternhaus stammen Sie? Gab es Probleme mit Ihrem Vater? Vielleicht wegen Ihrer abweichenden sexuellen Orientierung?«
    Ich schnaufte, nahm mich aber weiterhin zusammen.
    »Meine Eltern sind gutbürgerliche Leute, ganz normal. Keine Eheprobleme, keine existenziellen Nöte, intakte Familie. Als sie erfuhren, dass ich schwul bin – wenn Sie das mit ‚abweichender sexueller Orientierung’ meinen – haben sie es so hingenommen. Ich hatte nie Ärger mit meinem Vater.«
    »Erinnern Sie sich an irgendwelche einschneidenden Ereignisse aus Ihrer frühen Kindheit?«
    »Nein.«
    Nein, Herr Freud!
    Der Gerichtspsychologe machte sich Notizen.
    »Fahren Sie fort«, forderte er mich dann auf. »Sie hatten sich also ganz plötzlich verliebt, wie Sie sagen, und fühlten sich auf unerklärliche Weise verändert.«
    »Ich schaute weiter zu, weil ich hoffte, dass er mich noch öfter ansehen würde.«
    »Und, war das der Fall?«
    Und wieder siehst du mich im Vorbeireiten an, Duarte, länger dieses Mal. Dein Gesicht! Das nahezu knabenhafte, schmale Gesicht mit dem runden, aber schon bestimmenden Kinn und den goldbraunen Zauberaugen. Du parierst dein Pferd. Ich sehe deine ausgestreckte Hand, die brennend schmerzhafte Farpas in das Fleisch der Stiere spießt, die aber nicht tötet. Denn in Portugal tötet man den Stier nicht. Deine Hand greift nach meiner und zieht mich in die Arena, mich allein, vor all den Menschen.
    Diese spielerischen, tobenden Tänze zu Pferd, diese scheinbar sorglose Leichtigkeit – zeigst du sie auch im Angesicht des Todes, des wirklichen Stieres, der nicht aus Holz und Stoff, sondern aus Fleisch und Blut besteht? Ja, ganz sicher! Du kämpfst furchtlos gegen jeden Stier, der dich herausfordert!
    »Ja. Der Holzstier war inzwischen vom Platz

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