Farben der Liebe
seine Zähne durch meinen Mund ersetzen, die geschundenen Lippen mit meinen liebkosen … ich …
„Hallo! Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, ertönt eine blecherne Stimme im Raum. Erschrocken fahren wir auseinander. Noah reagiert schnell und springt auf, um der Stimme im Lautsprecher zu antworten.
„Ja, uns geht es gut. Wie lange dauert es denn noch?“
„Wir überprüfen gerade die Technik, aber es scheint, als wenn wir jemanden vor Ort schicken müssten“, erwidert der andere.
Das klingt nicht danach, als wenn wir es bald geschafft hätten. Ungeduldig erhebe ich mich ebenfalls und stelle mich neben Noah.
„Und im Klartext? Wie lange sind wir hier noch eingesperrt“, brumme ich in den Lautsprecher.
„Wir tun, was wir können. Aber ein bisschen Geduld werden Sie noch haben müssen“, bekomme ich zur Antwort.
Als ich ungehalten darauf reagieren will, greift Noah nach meinem Arm und schüttelt den Kopf.
„Danke, das ist sehr nett“, wirft er schnell ein.
„Geht bald los …“, ertönt es unbestimmt und dann knackt es kurz und es wird still in der Leitung.
Ich knurre, sage aber tatsächlich nichts weiter dazu. Stattdessen fällt mein Blick auf seine noch immer nackte Brust. Ohne darüber nachzudenken, gleiten meine Finger erneut über seine kräftige Brustmuskulatur. Er macht viel Sport, das ist nicht zu übersehen. Allerdings hält er vom Mountainbiking nichts, sonst wäre er doch mit den anderen mitgefahren.
Meine Augen heften sich auf seine Brustwarzen. Harte, kleine, dunkelrote Knubbel, die ich nicht nur mit den Fingern berühren möchte. Am liebsten würde ich mit der Zunge darüber lecken, ein wenig daran saugen, erkunden, wie es sich anfühlt. Das ist absolut verrückt. Meine Hände gleiten tiefer. Noah spannt den Bauch an, lässt ein deutliches Sixpack erscheinen. Wieso gefallen mir diese harten Muskeln? Wieso beschert mir der Anblick einen Ständer, bringt mein Blut zum Kochen?
Noahs leises Stöhnen und das hektische Auf und Ab seines Brustkorbes treiben mich voran. Es sind meine Hände, die diese Reaktion bei ihm hervorrufen und ich will mehr davon …
Am Bund seiner Hose angelangt zögere ich, aber da sind plötzlich Noahs Hände, die sich auf meine legen und mich aufhalten. Verstört sehe ich ihn an.
„Hältst du das für eine gute Idee? Vor ein paar Minuten hast du mich noch als schwule Sau betitelt und ich dachte, du würdest mich verprügeln …“
Seine Worte stürzen wie Eiswasser auf mich herein. Ich weiche entsetzt von ihm zurück, lehne mich an die gegenüberliegende Wand und schließe die Augen. Mein Herz wummert wild in meiner Brust. Die Szene in seiner Wohnung erscheint mir so weit entfernt und doch ist es so nah, so real. Dabei weiß ich gar nicht, was genau passiert ist, wie ich mich so gehen lassen konnte. Hätte ich ihn wirklich fast verprügelt? Wir haben doch nur diesen Bericht über Regenbogenfamilien im Fernsehen gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt und meine Vorstellung von Familie ist eben eine andere … Und dann lief alles aus dem Ruder und ich habe mich in die Ecke gedrängt gefühlt, weil er diese Sehnsucht in mir geweckt hat.
Vielleicht liegt es an dem engen Raum und an der Tatsache, dass ich nicht vor Noah fliehen kann, aber auf einmal erscheint mir alles so unwichtig … Vielleicht kann Familie so viel mehr sein … Bunt oder grau, Hauptsache man wird geliebt und kann diese Liebe zurückgeben.
Bei dem Gedanken fängt es an, in meinem Bauch wie verrückt zu kribbeln. Ist es wirklich so einfach? Ohne zu überlegen überwinde ich die kleine Distanz und drücke Noah gegen die Wand. Er keucht erschrocken auf und ich nutze die Gelegenheit, um meine Lippen auf seinen Mund zu pressen. Es dauert einen Moment, ehe er reagiert, aber dann schlingt er seine Arme um meinen Hals, zieht mich näher an sich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich Küsse so wunderbar anfühlen können. Seine Zunge dringt in meinen Mund ein und bringt mich um den Verstand. Es ist, als hätte jemand in meinem Kopf einen Schalter umgelegt … falsch in richtig verwandelt … Etwas, dass sich so dermaßen gut anfühlt, an dem kann nichts verkehrt sein. Jemand, der so heiß und sexy aussieht, der mich so tief in meinem Inneren berührt, wie es noch niemand geschafft hat, muss doch einfach derjenige sein, nach dem ich suche.
Es ist, als wenn der Fahrstuhl ungebremst mit uns in die Tiefe rasen würde. Die Wände verschwimmen vor meinen Augen, alles ist silbergrau …
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