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Farben der Liebe

Farben der Liebe

Titel: Farben der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon , Chris P. Rolls , Moos Rose , Karo Stein , Karolina Peli , Karuto Nuel , Gerry Stratmann , Caitlin Daray , Kuschelgang
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Wonne sein.
    An der Wohnungstüre klapperte es. Mein Bruder Jan kam nach Hause. Schnell warf ich meine Jacke über, um das Hemd vor seinen Blicken zu verbergen. Ich konnte mir wahrlich ausmalen, welche Sprüche er für mich übrig hatte, wenn er mich noch einmal mit diesem Stück sah. Hastig riss ich den Reißverschluss hoch und zog den Bund über den Saum des Hemdes. Doch es war zu lang, um es gänzlich verbergen zu können.
    „He, hat da einer noch was vor heute?“, kam mir Jan sogleich mit einem fetten Grinsen entgegen. Er beäugte mich kritisch und entdeckte natürlich den unübersehbaren Saum unter der Jacke hervorblitzen. „Du willst dich doch nicht allen Ernstes mit diesem Homoteil an mir vorbeischmuggeln? Ich dachte, das hättest du längst entsorgt.“ Er zupfte angewidert an meiner Jacke herum. Ich schlug seine Hand weg.
    „Geht dich gar nichts an“, maulte ich.
    „Nun komm schon, Fabian. Da kannst du dir gleich ein Schild an die Stirn kleben“, versuchte er mich umzustimmen.
    Ich war jedoch nicht von meinem Entschluss abzubringen. In den Klubs und Bars, die ich mir für heute vorgenommen hatte, würden noch mehr so verrückte Typen wie ich herumlaufen. Nach ein paar Drinks bestand ohnedies kein Interesse mehr an Modegeschmack. Zudem würde man in einem abgedunkelten Hinterzimmer ohnehin nicht erkennen können, ob es sich um ein schwarzes, blaues oder violettfarbenes Hemd handelte. Wen interessierte es schon, wenn einem ein praller Schwanz entgegenprangte.
    Ja, ich hatte beschlossen, mich heute gehen zu lassen, mir irgendeinen Kerl zu schnappen und es mit ihm zu tun. Mir stand der Sinn nach Sex, egal mit wem und vollkommen gleichgültig, welche Klamotten er trug. Wenn wir zur Sache kamen, würde Kleidung eher zur lästigen Nebenwirkung degradiert.
    „Zufällig bin ich heute genau darauf aus“, blaffte ich säuerlich, zog die Jacke über meine Hüfte und wollte mich an ihm vorbeischieben.
    Jan hielt mich auf. Sein Gesichtsausdruck hatte sich gewandelt. Nun blickte er mich besorgt, brüderlich an, als interessierte er sich wirklich für meine persönlichen Probleme. Etwas, was ihn normalerweise gerade mal so lange an meinen Lippen kleben ließ, wie ich brauchte, meine Sorgen in Worte zu fassen und sie auszustoßen. Danach verpuffte beides wie eine Seifenblase.
    Tatsächlich hielt sein Interesse nicht lang an und der Hohn stand ihm ins Gesicht geschrieben. „So frustriert?“
    „Seit wann verschwendest du deine wertvolle Zeit mit Gedanken über meine Freizeitaktivitäten?“ Der Umgangston zwischen uns war salopp, frech, manchmal etwas zynisch, aber niemals beleidigend oder diskriminierend. Wir zogen uns gerne gegenseitig auf oder kugelten uns vor Schadenfreude über die Missgeschicke des anderen auf dem Boden. Aber wenn ich wirklich scheiße drauf war, Liebeskummer hatte oder Ärger mit wem auch immer, konnte sich auch ein Sarkasmusliebhaber wie mein Bruder zu mir setzen, mit mir ein Bier trinken und sachlich reden.
    „Du bist mein großer Bruder“, sagte er mit einer Inbrunst, der seinen Satz schon wieder ins Gegenteil kehrte. Er war zwei Jahre jünger, behandelte mich jedoch schon immer als wäre er der Ältere.
    „Merkwürdig, dass du dich immer dann verstärkt daran erinnerst, wenn ich dieses Hemd anziehen will“, stichelte ich. Ich sparte nicht mit dem ironischen Unterton. Denn ich hatte wenig Interesse daran, dieses Thema zum zigtausendsten Mal auszudiskutieren. Ich hatte schon beim ersten Mal kapiert, dass er die Farbe nicht mochte und versuchte, mir dieses Kleinod aus meinem Kleiderschrank madigzumachen.
    „Ich will dich doch nur vor Schaden bewahren“, erklärte Jan aufrichtig. „Mit diesem Ding denken doch alle Kerle, dass es nur eine Frage des Preises ist, dich in ihr Bett zu locken.“
    „Keine schlechte Idee“, gab ich trocken von mir.
    „Das kann nicht dein Ernst sein?“, ereiferte sich Jan und hielt mich auf, als ich abermals an ihm vorbei entwischen wollte. „Warte mal, Fabian!“
    Ich wischte seine Hand von meiner Schulter. „Ich verstehe nicht, warum du dich so wegen eines einfachen Hemdes mokierst. Es interessiert dich doch sonst nicht die Bohne, was ich mache. Ist es dir peinlich, einen schwulen Bruder zu haben?“
    „Quatsch“, widersprach Jan heftig. „Ich will nur nicht, dass dir jemand wehtut. Mit dieser Geschmacksverirrung müssen die Kerle doch denken …“
    „Du bist nicht schwul, also kannst du auch nicht wissen, was andere schwule Kerle denken, oder

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