Farben der Liebe
…“, fragend blickte Laurent in dessen Augen. Dieser nickte nur, ein wenig später zogen sich die Finger aus ihm, um weitaus spannenderem Platz zu machen. Er hatte nicht gedacht, sich von Laurent nehmen zu lassen, aber genau das erschien jetzt das Selbstverständlichste. Sein Freund erwies sich als zärtlich und eher ruhiger Liebhaber. Immer wenn beide nahe an ihrem Abgrund standen, zog er sich eine Weile zurück. Seine Küsse schmeckten nach betörenden Blumen, seine feuchte Haut erinnerte Rafael an einen weichen Pfirsich. Er nahm ihn fest in seine Arme, als Laurent laut aufkeuchte und seinen Kopf an Rafaels Halsbeuge barg.
„Wird es immer so schön mit uns sein?“, wisperte Laurent nach einer Weile atemlos.
„Ich denke schon, mon cher.“ Rafael war sich sicher, dass es so war. Sie liebten sich, wann immer ihnen danach zumute war. Es gab Tage, da lagen sie nur nebeneinander, in den Himmel starrend, Pläne schmiedend. Zukunftspläne, kaum das sie wenige Wochen zusammen waren. Doch es schien ihnen nur allzu natürlich.
„Weißt du, was mir schon sehr lange vorschwebt; Laurent? Ich würde gerne eine kleine Pension führen. Vielleicht hier im Hinterland, mal sehen.“
Laurent sah ihn interessiert an, sein Gesichtsausdruck ermutigte Rafael, weiterzusprechen.
„Die Möbel werden ein dunkles, warmes Braun haben, und die Wände weiß, manche auch ein tiefes Dunkelrot. Selbst kreiert versteht sich. Vielleicht zehn Zimmer; mit einer Bar und einem Restaurant. Es sollte ein Treffpunkt für Liebende sein. Oder für diejenigen, die sich zurückziehen wollen, um nachzudenken.“
Rafael sprach zum ersten Mal mit jemand darüber. So lange schon hatte er diesen Plan. Laurent zeigte sich begeistert. Er zeichnete genau auf, was Rafael beschrieb, malte verschiedene Zimmer, Rafael, sich, beide zusammen und immer in ihren Lieblingsfarben …
„Und neben dem Gästehaus haben wir unser kleines Haus, das wir weiß anstreichen. Unser Refugium. Was nur wir betreten dürfen. Natürlich ist unser Garten, mit dem der Gäste verbunden. Jedes Zimmer wird einen eigenen kleinen Gartenbereich haben. Und doch sind alle miteinander verschmolzen. Blumen in Weiß und Rot werden vorherrschen. Wir beide werden einen versteckten Garten haben, Rafa. Damit uns niemand stört, wenn wir unsere Zweisamkeit genießen möchten. Dort stehen Kräutertöpfe, die ich züchte. Ich brauche sie zum Kochen, denn ich mache den Küchenchef.“
„Du kochst?“, fragte Rafael begeistert. Das konnte er überhaupt nicht. Er ging essen oder lebte von Tiefkühlware.
„Ja, das ist seit ein paar Jahren mein Beruf, Rafa. Ich habe noch einiges vor, diesbezüglich … und wenn ich das und anderes hinter mir habe, dann koche ich bei dir, für dich, für uns.“
Laurent sagte es so selbstverständlich. Was aber Rafael nicht ganz so registrierte. Doch er würde sich daran erinnern …
Sie waren glücklich, versicherten einander, dass sie stets aneinander denken würden, auch wenn jeder erst mal wieder in seine Welt zurück musste. Es war eine Tatsache, der sie sich entzogen hatten. Es schmerzte Rafael mehr, als er ausdrücken konnte. Seine Gefühle gegenüber Laurent konnte er nur als wild bezeichnen. Er war verliebt wie noch nie, und er spürte, dass es diesem genauso ging. Laurent zeichnete ihn und ihre Träume. Und Rafael versprach, alles genauso einzurichten, wie sie es besprochen hatten. Er hörte aufmerksam zu, wie Laurent von seinen Eltern, seiner Schwester erzählte. Dennoch hatte er permanent das Gefühl, wie beim ersten Mal, dass Laurent ihm etwas vorenthielt. Etwas, was ihn stark beschäftigte.
Laurent machte auf ihn den Eindruck, als würde er darüber sprechen wollen. Und doch lenkte er ganz offensichtlich davon ab. Er sprach von den Gerichten, die er seinen Eltern und der kleinen Schwester schon aufgetischt hatte. Nicht immer mit Erfolg, wie er kichernd zugeben musste. Er erzählte, wie er als kleiner Junge jeden Morgen auf dem Weg zum Kindergarten mit seiner Mutter an einem Restaurant vorbeigelaufen war. Er hatte genau wie seine Mutter, meistens die Nase gerümpft, wenn sie am weit geöffneten Fenster der Restaurantküche vorbeigegangen waren. Die Gerüche, die ihnen entgegen wehten, waren ihnen nicht geheuer vorgekommen.
„Wenn das hinten so riecht, wie können die Menschen vorne, das essen wollen? Habe ich von meiner Mutter wissen wollen. Sie hatte jedes Mal eine Antwort für mich. Sie erklärte mir, dass es diese Leute
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