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Farben der Schuld

Farben der Schuld

Titel: Farben der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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Gärtnereiarbeit dunkel, selbst bei der Weihnachtsfeier war das so, dabei hat Bat genau gesehen, wie gründlich er seine Hände zuvor mit Seife und Wurzelbürste bearbeitet hatte.
    »Bitte«, sagt sie. »Es kommt nicht wieder vor. Ich arbeite wirklich gerne hier.«
    »Ein letzter Versuch, Mädchen. Du kannst die Wege und Grabstätten harken. Fang vorne an, bei Reihe T.«
    »Ja, mach ich!«
    Sie darf auf den Friedhof, muss nicht den ganzen Tag irgendwelche Setzlinge pikieren oder Kränze binden. Auf einmal ist sie überhaupt nicht mehr müde, streift eine grüne Schürze über, schnappt sich Harke, Eimer und Besen und hastet los.
    Auf dem Friedhof riecht es nach feuchter Erde und Blumen, einige Büsche schimmern schon grün. Bat schaltet ihren MP3-Player ein und beginnt zu harken. Pflanzen riechen selbst dann noch gut, wenn sie vergehen. Jede Erdkrume enthält tote Blätter und Blüten und gleichzeitig neues Leben, was irgendwie ein schöner Gedanke ist, weil ja Jana hier liegt.
    Am Ende des ersten Wegs hält Bat kurz an und mustert ihr Werk. Steht da jemand hinter den Büschen, um sie zu kontrollieren? Nein, Quatsch, auf Walter ist Verlass und Spanner gibt es hier auch nicht. Sie vergewissert sich trotzdem mit einem Griff in die Manteltasche, dass sie das Messer bei sich trägt. In den letzten Wochen hat sie es hin und wieder zu Hause gelassen, sogar nachts manchmal, wenn sie mit Fabi unterwegs war. Aber Fabi ist ein Hasenherz, unfähig auch nur einer Fliege was zu tun. Das ist ihr vorgestern mal wieder klar geworden, als Fabi wegen Jana heulte und sie versuchte, ihm was Aufmunterndes zu sagen, was natürlich vollkommen idiotisch war, denn Jana war nun mal seine große Liebe und sie ist tot, da gibt es ganz einfach keinen Trost.
    Oder doch? In letzter Zeit, wenn sie Musik hörten oder sich umarmten, hat Bat sich manchmal vorgestellt, Fabi wäre in sie verliebt und sie wären ein Paar. Aber das ist natürlich total unmöglich, dazu ist sie viel zu fett und selbst wenn sie abnehmen würde, könnten sie kein Paar sein, weil das Verrat an Jana wäre. Bat klaubt ein paar Plastikschnipsel von einem mit Efeu bepflanzten Grab und harkt Laubreste aus dem um den Grabstein gestreuten Marmorkies. Kurz nach ihrem 16. Geburtstag hat sie auf einer Schulparty zum bisher ersten und letzten Mal mit einem Jungen geschlafen. Einem Typ aus der Oberstufe, der genauso unbeliebt war wie sie und genauso betrunken. Danach hat sie ihn nicht einmal mehr gegrüßt und er sie auch nicht. Weil sie keine Gemeinsamkeit hatten, nur den Wunsch, diesen Akt, um den alle so viel Geschrei machen, endlich auszuprobieren.
    Aber das ist jetzt nicht wichtig, sie muss mehr über diesen Lars rausfinden, sie muss endlich erfahren, wie das mit ihm und Jana wirklich war. Darum geht es, darauf muss sie sich konzentrieren. Der nutzt viele der Mädchen im Studio aus, vögelt mit denen rum und verspricht dafür Sachen, die er dann nicht hält, hat Jana mal erzählt. Dann geh nicht mehr hin, hatte Bat gebettelt. Oder nimm mich wenigstens mit. Aber Jana hatte nur gelacht und den Kopf geschüttelt. Nee, Quatsch, ich pass schon auf. Mit mir macht der das nicht. Von mir will der wirklich ein Demotape. Weil ich gut bin, hörst du. Richtig gut!
    Ich hätte mitgehen müssen, denkt Bat. Dann wäre das alles nicht passiert. Beschützerin – das war schon immer ihre Rolle, auch in der Freundschaft mit Jana. Die Jungs flogen auf Jana, alle, nicht nur Fabi. Bat hingegen nahmen sie erst mal gar nicht wahr, und wenn doch, fanden sie sie skurril, zu fett, zu hässlich. Aber das war ihr egal, ihr ging es um Jana. Nur wenn die Jungs Jana nicht in Ruhe ließen, sich von Janas freundlichen Bitten nicht abwimmeln ließen, machte Bat sich bemerkbar. Irgendwann hatte sie dann das Messer gekauft. Zur Sicherheit, einfach nur zur Sicherheit. Und tatsächlich verlieh es ihr mehr Autorität.
    Bat geht zur nächsten Grabreihe, sammelt die Folie eines Schokoriegels in ihren Eimer. Blöd eigentlich, dass sie ihren Müll vorhin selbst auf den Bahnsteig geworfen hat. Aber andererseits, was kann sie schon dafür, sie hat nur das getan, was die blöden Spießer von ihr erwarten.
    Jana hat sich von so was nicht täuschen lassen. Jana fand Bat nicht zu fett und auch kein bisschen langweilig oder hässlich oder schwierig. Zusammen waren sie perfekt, ein unschlagbares Team. Selbst Janas Beziehung mit Fabian stand nicht wirklich zwischen ihnen, auch wenn es natürlich schon vorkam, dass Jana und er allein

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