Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
als Parasiten und Aasfresser und so weit wie möglich entfernt vom Göttlichen Fleisch.
Einer nach dem anderen wurde von den weiß gewandeten Mitgliedern der Monbarri, Cinimons harten Inquisitoren, deren schwerer Hautschmuck dunkel im Sonnenlicht schwang, gebrandmarkt. Einige würden von
hier zu den Salzpfannen des Hochseng geschickt, wo sie den Rest ihres kurzen Lebens mit schwerer Arbeit verbringen müssten. Doch die meisten wurden zu Entrechteten in den Städten des Reiches, wo sie entweder körperliche Arbeit zu leisten hatten oder als Sexsklaven gehalten wurden. Die Nutzlosen dienten als Unterhaltung für die Menge hier in der Arena.
Das Brandmarken wurde rasch beendet, nun, da Sascheen mit erhobenen Armen in ihrer Loge stand. Die Monbarri warteten schwitzend mit ihren Seilschlingen und rauchenden Eisen in den Händen auf die Worte der Heiligen Matriarchin. Die Menge verstummte.
Sascheen sprach mit hoher klarer Stimme, die durch die gesamte Arena drang. Sie sagte der Menge das, was sie von ihr hören wollte: dass sie in ihrer Anbetung die Gesamtheit von Mhann darstellten und dieses große Reich gemeinsam durch ihre Treue errichtet hatten. Sie waren die Sieger des Lebens, verkündete Sascheen, denn sie hatten geholfen, den wahren Glauben zu verbreiten, und auch wenn der Tod kam und sie zu sich nahm, wurden sie noch immer die Sieger sein.
All das war Unsinn, wie Kirkus nur zu gut wusste, als er über die zusammengetriebenen Massen schaute, doch die Kraft des Augenblicks ließ auch ihn vor Stolz anschwellen. Er sah hinunter auf den Boden der Arena und lechzte nach den weißen Flanken der nackten Frauen, die sich in der Mitte aneinanderdrängten. Jede stand mit dem Gesicht zur Mitte hin, als ob sie allesamt ihre Scham verbergen und die Augen vor ihrer Umgebung abschirmen wollten. Kirkus hörte ihr erschöpftes
Schluchzen, und aus der Ferne drang das schrille Schreien der Möwen von der Bucht des Ersten Hafens herbei.
Plötzlich packte ihn seine Mutter am Handgelenk und überraschte ihn, als sie es in die Luft riss und der Menge seinen Namen zurief. Wieder ertönte allgemeines Brüllen.
Kirkus spürte Feuchtigkeit in den Augen. Und das sanfte Stechen der Gänsehaut. Wieder einmal war er von Mhann erfüllt und vom Bewusstsein seiner eigenen Wichtigkeit.
Seiner Göttlichkeit.
KAPITEL FÜNFZEHN
Inschascha
»Hast du Meister Asch darüber informiert?«, fragte Aléas ihn.
Nico hielt gerade eine Mistgabel in der Hand. Er schaufelte Dung in einen Kübel und schüttelte dabei den Kopf. »Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.«
»Vielleicht ist es besser, wenn er es nicht weiß«, meinte Aléas, der ebenfalls eine Mistgabel in die Hand genommen hatte. Er stand in einem Lichtspeer, der durch die offene Tür des Stalls hereinfiel. Olson, der Zuchtmeister des Klosters, hatte sie hierhergeschickt, da sie am vergangenen Abend ihre Pflicht der Küchenreinigung nicht gut erfüllt hatten.
Die Ställe um sie herum waren leer; die Maulesel und die wenigen Zele, die dem Kloster gehörten, grasten draußen auf den unteren Hängen. Die beiden Jungen sollten den Dung einsammeln, der als Brennmaterial diente. Aléas gähnte; er war genauso müde wie Nico, denn die beiden hatten die vorige Nacht im Freien verbracht und ihre regelmäßig wiederkehrenden Wächterpflichten
erfüllt. »Es würde die beiden nur noch mehr gegeneinander aufbringen. Mein Meister hat mit dir gespielt, Nico, aber ich habe dich gewarnt, dass etwas passieren wird. Es hätte noch viel schlimmer kommen können. «
»Aber ich habe doch bloß mit ihr geredet … und auch das nur einen Augenblick lang.«
Aléas drückte den Rücken durch, und seine Knochen knackten. »Natürlich«, sagte er. »Lass mich raten. Als mein Meister euch gesehen hat, wie ihr nur geredet habt, hast du bestimmt nahe bei ihr gestanden, hattest die Zunge aus dem Mund hängen, die Augen auf ihre Titten gerichtet, und dein Schwanz war unter der Robe so steif wie mein kleiner Finger. Ein Mann wie Baracha erkennt solche Dinge, zumindest dann, wenn es um seine Tochter geht.« Aléas hob feierlich die Brauen und suchte nach weiterem Futter für seine Forke.
Nico half ihm dabei, indem er ihm einen Eimer voll Dung über den Kopf schüttete.
»Warum hast du das getan? Jetzt muss ich mir erst diesen Mist abwaschen!«
»Tut mir leid, aber mein kleiner Finger muss ausgerutscht sein.«
Der junge Mann sah ihn finster an und rieb an den frischen Schlieren auf seiner Robe. Dann warf er Nico eine
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