Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Holz. Als Burton das hörte, lächelte er.
»Kazz!«
»Ja.«
»Kazz! Besst ist in der Hütte, und sie schreit! Kannst du sie schreien hören?«
Kazz’ Körper straffte sich. Er schaute mit weit aufgerissenen Augen nach allen Seiten. Seine Nasenflügel vibrierten, er fletschte die Zähne.
»Ich höre sie! Was hat das zu bedeuten?«
»Kazz! In der Hütte ist ein Bär, und er will Besst angreifen!
Nimm deinen Speer, geh hinein und töte ihn, Kazz! Du mußt Besst retten!«
Kazz stand auf, seine Hand packte einen imaginären Speer. Dann machte er einen Satz nach vorne. Burton wich nach rechts aus. Kazz stolperte über den Sessel und fiel auf das Gesicht.
Burton zog eine Grimasse. Ob der Schock jetzt die Trance durchbrochen hatte? Nein, Kazz war sofort wieder auf den Beinen und machte Anstalten, erneut in die imaginäre Hütte hineinzurennen.
»Kazz! Jetzt bist du in der Hütte! Da ist der Bär! Töte ihn, Kazz, töte ihn!«
Kazz packte die nicht vorhandene Lanze mit beiden Händen und stieß sie schnaubend von sich.
»Ayee! Ayee!« Unartikuliertes Gebrüll folgte seinem Siegesruf. Burton, der inzwischen auch die Sprache des Neandertalers gelernt hatte, verstand jedes seiner Worte.
»Ich bin der Mann, der den Weißzahn tötete! Stirb, Haariger-der-den-ganzen-Winter-verschläft! Stirb, aber vergib mir! Ich mußte es tun, ich mußte es! Stirb, stirb!«
Laut sagte Burton: »Kazz! Der Bär ist geflohen! Er ist weggelaufen! Jetzt ist Besst sicher!«
Kazz hielt mit den Stoßbewegungen der unsichtbaren Lanze inne und sah sich um.
»Kazz! Es sind jetzt ein paar Minuten vergangen. Besst ist in Sicherheit. Jetzt bist du in der Hütte. Du bist drin! Du brauchst dich vor nichts mehr zu fürchten. Du bist in die Hütte hineingegangen, und nun ist nichts mehr da, das dir gefährlich werden kann. – Aber wer ist sonst noch bei dir? Kazz, du bist im Inneren der Hütte, und es sind erst wenige Minuten vergangen, seit du gesehen hast, daß Spruce nicht das Zeichen auf der Stirn trägt! Wer ist mit dir zusammen in der Hütte?«
Der gefährliche Ausdruck war aus dem Gesicht des Neandertalers gewichen. Plötzlich sah er Burton verwundert an.
»Wer? Nun – Monat und Pete.«
»Sehr gut, Kazz. Und jetzt… Wer hat zuerst mit dir gesprochen?«
»Es war Monat.«
»Erzähle mir, was er sagte. Und auch das, was Frigate sagte.«
»Frigate sagte gar nichts. Nur Monat.«
»Erzähle mir, was er sagte… was er sagt.«
»Monat sagt: >Du wirst dich an nichts erinnern, was in dieser Hütte geschah, Kazz. Wir werden eine Minute miteinander reden und dann wieder hinausgehen. Nachdem du die Hütte verlassen hast, wirst du weder wissen, daß du hineingegangen bist, noch sie verlassen hast. Alles, was dazwischen geschah, wird aus deiner Erinnerung verschwinden. Sollte jemand dich fragen, was hier vor sich ging, wirst du sagen, daß du dich daran nicht erinnerst. Und du wirst nicht einmal lügen, denn du wirst es wirklich vergessen haben. Stimmt das, Kazz?<«
Der Neandertaler nickte.
»>Außerdem, Kazz, nur um das klarzumachen, wirst du dich auch nicht an das erstemal erinnern, als ich dir befahl zu vergessen, daß du zu Frigate und mir sagtest, wir hätten keine Zeichen auf der Stirn. Du erinnerst dich daran, Kazz?<«
Kazz schüttelte den Kopf. »Nein, Monat.«
Er gab einen erleichterten Seufzer von sich.
»Wer seufzte?« fragte Burton.
»Frigate.«
Der Seufzer hatte ungeheuer erleichtert geklungen.
»Was sagt Monat jetzt? Und erzähle mir auch, was du ihm antwortest.«
»>Kazz, als ich dir damals, nachdem du Frigate und mir gesagt hattest, daß wir keine Zeichen auf der Stirn trügen, befahl, du solltest das vergessen, sagte ich dir auch, daß du uns berichten solltest, wenn Burton etwas über ein Zusammentreffen mit einer mysteriösen Person erzählt. Damit meine ich jemanden, der sich selbst möglicherweise einen Ethiker nennt.<«
»Aha!« sagte Burton.
»>Erinnerst du dich daran, Kazz?<«
»Nein.«
»>Natürlich nicht. Ich befahl dir ja auch, daß du es vergessen solltest. Aber jetzt sollst du dich daran erinnern. Erinnerst du dich, Kazz?<«
Es folgten zwanzig Sekunden Stille. Dann sagte der Neandertaler: »Ja, jetzt erinnere ich mich.«
»>Sehr gut, Kazz. Und nun vergiß es wieder, denn das, was ich dir damals erzählte, gilt auch heute noch. Stimmt’s?<«
»Ja, das stimmt.«
»>Nun zu etwas anderem, Kazz. Hat Burton je etwas über diesen Ethiker gesagt? Oder über jemanden – einen Mann oder eine Frau –, die
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