Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
Vom Netzwerk:
tun. Während sich die Chases auf das Santa Lucia-Fest vorbereiteten, fand Clio keine Zeit für ihre Arbeit im Bauernhaus. Von Lady Rushworth gedrängt, hatte Sir Walter beschlossen, eine kleine Dinnerparty zu geben.
    Und Thalia war mit ihren Plänen für den Kostümball beschäftigt, der auf der Piazza stattfinden sollte. Immer wieder besuchte sie Schneiderinnen und fragte ihre Schwester nach deren Meinung. Deshalb musste Clio ständig zwischen der Küche, wo sie das festliche Menü zusammenstellte, und dem Salon hin und her eilen, in dem sie Stoffe inspizierte und Platzkarten für die Party schrieb. Ganz zu schweigen von den Antworten auf diverse Einladungen … Anscheinend veranstalteten beinahe alle Stadtbewohner irgendwelche Feiern zu Ehren Demeters und Persephones.
    Diese Aktivitäten lenkten Clio wenigstens zeitweise von ihren beunruhigenden Gedanken an den Duke und der Frage ab, was er im Schilde führte.
    Am Morgen des ersten Festtages – am Abend sollten die Feierlichkeiten mit dem Maskenball eröffnet werden – ging sie auf den Markt, um frisches Gemüse zu kaufen. Für gewöhnlich erledigte Rosas Nichte, ein Küchenmädchen, diese Pflicht. Aber Clio sehnte sich nach frischer Luft und Ruhe. Denn auf dem geschäftigen Markplatz ging es fast beschaulich zu, verglichen mit dem Chaos, das Thalia zu Hause mit ihren Kostümänderungen in letzter Minute erzeugte.
    Bei ihrer Rückkehr wich Clio dem Tumult aus Seide und Tüll aus und trug den Einkaufskorb auf der Hintertreppe zur Küche hinab. Rosa flocht gerade lange Teigstränge zu einem Zopf und bestrich ihn mit Olivenöl. Über dem Herdfeuer rührte das Küchenmädchen langsam in einem Topf, aus dem es köstlich nach Kräutern und eingelegten Tomaten duftete. Mehrere Körbe standen entlang den Wänden, gefüllt mit Zutaten für die Dinnerparty am nächsten Tag.
    „Eigentlich dachte ich, wir erwarten nur wenige Gäste“, bemerkte Clio lächelnd, „keine Delegation aus Florenz.“
    „Wer an meinem Tisch isst“, erwiderte Rosa, „bekommt nur das Allerbeste. Heute sucht Paolo den richtigen Fisch für meinen tonno alla siciliana . Und zum Dessert gibt’s cassata .“
    „Cassata?“
    Seufzend schüttelte die Köchin den Kopf über die englische Ignoranz, was gutes Essen betraf. „Ricotta-Käse mit Orangenschalen und Schokoladestreuseln auf einem Biskuitkuchen. Falls Signorina Thalia nicht die ganze Schokolade trinkt.“
    „Obwohl sie ganz verrückt nach Schokolade ist – im Augenblick denkt sie nur an ihr Kostüm.“ Clio zeigte auf die erlegten Hasen, die an einem Deckenbalken hingen. „Wie ich sehe, war Giacomo hier.“
    Anscheinend war Giacomo das einzige von Rosas und Paolos Kindern, das keinen Beruf ausübte, die Jagd ausgenommen. Oder die Wilddieberei – danach fragte Clio nicht. Wenn er seine Beute ins Haus brachte, schwatzte er manchmal mit ihr über Altertümer oder die Mythologie dieser Gegend. Woher er seine profunden Kenntnisse bezog, wollte sie nicht wissen, vor lauter Angst, er könnte zu den gefürchteten tombaroli gehören. Die stahlen Antiquitäten aus unentdeckten Ruinen und Gräbern und verkauften sie. Angeblich schreckten sie nicht einmal vor Mord und Vergewaltigungen zurück.
    „Diese Hasen werde ich in Marsala schmoren“, erklärte Rosa, „für morgen Abend.“ Offenbar wollte sie nicht über Giacomo reden.
    Clio nickte und ging nach oben in den Salon, wo sich Seide, Samt, Musselin, Spitzenborten und Bänder häuften. Weder ihr Vater noch Cory ließen sich blicken. Wahrscheinlich waren sie in die Villa geflohen. Thalia stand auf einem Stuhl, und die Schneiderin nahm letzte Änderungen an dem prachtvollen Kostüm vor.
    Nach langem Hin und Her hatte Thalia sich für die Tracht einer venezianischen Renaissancedame entschieden, aus elfenbeinfarbener Seide, von Goldfäden durchwirkt. Goldbänder schmückten die schmalen Ärmel und zogen sich kreuz und quer über das Oberteil. Unter einer kleinen, mit Perlen besetzten goldfarbenen Satinkappe fiel das blonde Haar offen über ihre Schultern.
    „Was meinst du, Clio?“, fragte sie und zupfte an den Bändern.
    „Du siehst wie ein Engel aus“, antwortete Clio wahrheitsgemäß. „Statt Mrs. Manning-Smythe hättest du die Julia spielen sollen.“
    Lachend runzelte ihre Schwester die Stirn. „Es fällt mir schon schwer genug, Antigone zu sein. Oder einfach nur Thalia.“
    Wie mag man sich fühlen, wenn man nicht weiß, wer man ist, überlegte Clio und wühlte in einem Korb voller

Weitere Kostenlose Bücher