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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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dass das alle vergessen, wie gewöhnlich.«
    Bei dem Gedanken an den Flug platzte mir endgültig der Kragen. Die Anspannung und die Furcht dieser Minuten hatten sich in mir aufgestaut und brachen sich nun Bahn.
    »Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Guy. Du bist ein Loser. Ein reicher Loser. Du sagst, du bist ein Schauspieler. Tatsächlich aber hast du noch nie deinen Arsch hochgekriegt und dir einen Job gesucht. Musst du ja auch nicht. Daddy wird’s schon richten. Er kauft dir ein Flugzeug, ein Auto. Eine Wohnung. Und dann lässt du dich wieder voll laufen und jammerst rum, dass du arbeiten musst wie die anderen.«
    »Ach so, du möchtest also, dass ich so bin wie alle anderen«, höhnte Guy. Von seinem Charme war jetzt nichts mehr zu merken.
    »Die Sache ist nur, dass ich nicht wie alle anderen bin. Führ du nur dein jämmerliches kleines Leben, aber
    erwarte es nicht von mir.«
    »Was ist jämmerlich daran, sich einen Job zu suchen?«
    »Verschon mich mit dem Scheiß! Du wirst Wirtschaftsprüfer, heiratest, kriegst zwei Komma zwei Kinder, eine Hypothek und ein hübsches Wohnzimmer, genau wie deine Eltern.« Aus Guys Stimme triefte die Verachtung. »Das ist dein Schicksal, Davo. Klar, du kriegst hin und wieder Ausgang und darfst ein paar Bier mit mir trinken, aber du kannst deinem Schicksal nicht entkommen. Ich habe nicht die Absicht, so zu leben. Ganz bestimmt nicht.«
    Irgendwo tief in meinem Inneren hakte etwas aus. Ich war wütend, ich war betrunken und wäre ein paar Stunden zuvor fast ums Leben gekommen. Und jetzt legte Guy auch noch den Finger auf eine wunde Stelle. Auf eine sehr wunde.
    Ich holte aus und legte mein ganzes Gewicht hinein. Als meine Faust Guys Nase traf, gab es ein knirschendes Geräusch. Er fluchte. Plötzlich war überall Blut.
    Guy beugte sich nach vorne und hielt sich die Nase. Blut lief auf den Teppich. Er richtete sich auf. Ich bereitete mich darauf vor, noch einmal zuzuschlagen.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, ertönte eine Stimme mit starkem schottischem Akzent. Es war der Hotelmanager, dicht gefolgt von Ingrid.
    Ich schob Guy aus meinem Zimmer, schloss die Tür und verriegelte sie. Das Klopfen und die ärgerlichen Rufe draußen überhörte ich.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, zahlte mein Zimmer und ging die achthundert Meter zum Bed and Breakfast von Mrs. Campbell. Ich weckte Mel, bestellte ein Taxi und begab mich mit ihr auf die lange Rückreise nach London. In Glasgow unterbrachen wir die Fahrt eine
    Stunde lang, damit ich mir zwei Bücher über Buchhaltung kaufen konnte, in die ich mich während der restlichen Zeit vertiefte. Die letzten beiden Monate hatten meinem beruflichen Werdegang erhebliche Schäden zugefügt. Ich war fest entschlossen, Wirtschaftsprüfer zu werden. Und gegen eine anständige Anstellung in einer Bank hatte ich auch nichts einzuwenden.
    Vor allem aber wollte ich den Rest meiner besten Jahre nicht mit Guy in einem Pub vergeuden.

TEIL DREI
September 1999, Notting Hill, London
    Als ich endlich nach Hause kam, war es sehr spät. Doch ich war viel zu aufgedreht, um zu Bett zu gehen. Da die Suche nach Whisky erfolglos blieb, öffnete ich eine Flasche Wein. Ich ließ mich aufs Sofa fallen und dachte an Tony Jourdan.
    Er hatte entsetzlich ausgesehen. Der Tod musste zwar augenblicklich eingetreten sein, aber das Ergebnis war grässlich. Nachdem sich der erste, lähmende Schock gelegt hatte, stellte sich bei mir ein Gefühl großen Unbehagens ein. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass es sich um Schuldgefühle handelte. Ich konnte Tony nicht ausstehen. Wenige Augenblicke, bevor er starb, war ich noch stinkwütend auf ihn gewesen. Wütend darüber, was er mit Guy machte, wütend, was er mit Ninetyminutes und mit mir machte. Einen Augenblick später war er tot. Natürlich wusste ich, dass ich ihn nicht umgebracht hatte. Ich hatte ihm noch nicht einmal den Tod gewünscht. Trotzdem: Die Ursache meiner gegenwärtigen Probleme war beseitigt, als hätte der Teufel persönlich seine Hand im Spiel.
    Ich trank drei Viertel der Flasche Wein und ging zu Bett. Irgendwann in der Morgendämmerung schlief ich ein.
    Am nächsten Morgen raffte ich mich früh auf und ging in die Firma. Ich berichtete dem Team, was geschehen war. Die Leute waren geschockt, aber auch erleichtert. Obwohl
    die Zukunft von Ninetyminutes noch immer ungewiss war, sahen die Dinge besser aus als vierundzwanzig Stunden zuvor.
    Ingrid tauchte nicht auf. Auch Owen und Guy nicht. Ich versuchte,

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