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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Schauspieler wartete. Ellen verlangsamte ihren Schritt. Ein großer dunkelhaariger Mann gesellte sich zu den beiden. Er gab Carol einen Kuss auf die Wange und legte den Arm um ihre schmale Taille. So machte er den Umstehenden klar, zu wem die Hübsche gehörte.
    Es war Bill Braverman.
    Ellen hatte ihn sofort erkannt. Sein athletischer Körper, den sie auf den Internetfotos gesehen hatte, blieb jedoch unter Jeans und einer hellgrauen Sportjacke verborgen. Auch seine Gesichtszüge konnte sie aus der Distanz nicht genau erkennen. Sie tat so, als würde sie eine Speisekarte studieren, und wartete im Schutz der Passanten. Währenddessen ging die Sonne hinter den Palmen unter. Ellen reihte sich wieder vorsichtig in den Strom der Fußgänger ein.
    Die Bravermans hatten an einem Tisch vor dem Restaurant Platz genommen. Jetzt konnte sie sein Gesicht gut sehen. Es war ebenmäßig und sympathisch. Dunkle Haarsträhnen hingen ihm in die Stirn, er hatte dunkle Augen, und seine Nase war die Erwachsenenvariante von Wills Stupsnase. Ab und zu lehnte er sich in seinem Bistrostuhl zurück, eine glimmende Zigarette zwischen den Fingern. Er war guter Laune und lachte oft.
    Wann, wenn nicht jetzt?
    Sie hängte sich die Handtasche über die Schulter, marschierte zum Restaurant der Bravermans und fragte den Kellner nach der Damentoilette.
    »Rechts hinten.«
    »Danke.« Der Geruch von Thai-Curry lag in der Luft. Er erinnerte sie daran, dass sie schon seit ewiger Zeit nichts
mehr gegessen hatte. In der Toilette zog sie die Sonnenbrille aus, ging in eine der Kabinen und sperrte ab. Aus ihrer Handtasche nahm sie einen Plastikbeutel, der folgende Dinge enthielt: zwei Paar blaue Plastikhandschuhe, die aus dem Schränkchen unter ihrer Küchenspüle stammten, zwei braune Papiertüten, in die sie normalerweise Wills Pausenbrot einpackte. Außerdem die Gebrauchsanweisung des Tests, die sie sich aus dem Internet heruntergeladen hatte:
    Unser Vaterschaftstest hat sich tausendfach bewährt. Wir analysieren Ihre Proben in unserem modernen Hochleistungslabor. Wir untersuchen sechzehn DNA-Regionen, die alle aus demselben Chromosom stammen. So ist größtmögliche Genauigkeit gewährleistet. Das Ergebnis stellen wir Ihnen nach drei Arbeitstagen zu. Für eine geringe Expressgebühr sogar noch früher.
    Ellen überflog alles Weitere, das sie schon zu Hause gelesen hatte. Eine Menge Firmen boten im Internet Vaterschaftstests an. Sie hatte herausgefunden, dass es zwei verschiedene Methoden gab. Die Erste wurde bei Gericht anerkannt, für sie brauchte man Abstriche der Mundschleimhaut. Sie war sich sicher, dass die Bravermans ihr keine Proben für einen solchen Test zur Verfügung stellen würden. Deshalb hatte sie sich für die zweite Methode entschieden:
    Nicht immer ist ein Abstrich der Mundschleimhaut möglich. Wenn Sie einen Gegenstand mit DNA-Probe einschicken, packen Sie ihn in eine Papiertüte ein und bewahren Sie ihn bei Zimmertemperatur auf, bevor Sie ihn an uns schicken. Bitte beachten Sie die folgenden Sicherheitsvorkehrungen.

    Ellen las sie zum wiederholten Mal:
    Sie müssen Handschuhe tragen, damit Ihre DNA nicht auf die Probe gerät. Bewahren Sie die Probe in einer Papiertüte auf. Keine Plastiktüte verwenden! Achten Sie auf Zimmertemperatur. Die Probe darf nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Dann stecken Sie die Probe in einen normalen Umschlag, und schicken Sie ihn an uns. Den Rest besorgen wir.
    Sie ging noch einmal die Liste der Gegenstände durch, die man einschicken konnte.
    Kaugummi, Bier- oder andere Getränkedosen, Zahnbürsten, Zigarettenkippen, Trinkgläser, zugeklebte Briefumschläge, Besteck oder Taschentücher, aber auch abgeschnittene Fingernägel, Haare mit Haarwurzeln, Sperma oder getrocknetes Blut.
    Ellen faltete die Gebrauchsanweisung zusammen und packte sie wieder ein. Die Plastikhandschuhe steckte sie in die Hosentasche. Sie wusch sich das Gesicht und frischte ihr Make-up auf. Ja, sie hatte die Augen ihrer Mutter. Als sie in den Spiegel sah, fiel es ihr wieder auf. Diese Ähnlichkeit hatte sie beide insgeheim immer glücklich gemacht. Die Augen hatten Mutter und Tochter zu Verbündeten gemacht. Selbst jetzt, da sie nur in ihre eigenen Augen sah, spürte sie ihre Mutter in sich.
    Folge deinem Herzen.
    Zeit, zum Angriff überzugehen.

51
    Mit guter Sicht auf den Tisch der Bravermans hatte Ellen im Nachbarlokal Platz genommen. Während das Paar zu Abend aß, checkte sie zunächst ihre E-Mails. Von Amy Martin war

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