Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
und warf Bill den kürzesten aller verliebten Blicke zu.
    Er betrog also Schneewittchen mit dem Rotfuchs.
    Ellen war angewidert. Ihre Gedanken wanderten zu Carol. Sie sah sie wieder vor sich, wie sie als Gans verkleidet Kindern Geschichten vorlas, wie sie sich bei dem Lehrling im Supermarkt für das Äpfeleinsammeln bedankte, wie sie vor ihrem Haus in Gedenken an Timothy Ringelblumen
pflanzte. Als der Stewart sie nach ihrem Boardingpass fragte, hätte sie ihn beinahe überhört.
    Sie verstaute ihren Rollkoffer über ihrem Sitz und setzte sich. Sie war erschöpft. Auf der Rollbahn tuckerte ein Gepäckwagen vorbei. Ellen schloss die Augen. Sie wollte nichts mehr sehen. Nichts von Miami und seinem geschäftigen Treiben. Nichts von Bill Braverman und seiner Geliebten. Nichts vom Charbonneau House. Nichts von Carol und ihren Ringelblumen. Nichts.
    Sie fühlte sich schauderhaft. Der Gedanke, Will an die Bravermans zu verlieren, verursachte ihr beinahe Übelkeit. Sie wollte ihn überhaupt nicht verlieren. Er war ihr Kind. Er gehörte zu ihr, wie ihr Vater, Connie und Oreo Figaro.
    Schluss mit der Grübelei! Sie durfte sich nicht verrückt machen, bevor sie die Ergebnisse der DNA-Analyse hatte.
    Bis dahin wollte sie so cool wie möglich bleiben. Das schwor sie sich.

59
    »Mama!«, rief Will und rannte ihr entgegen, als sie aus der Kälte zur Haustür hereinkam. Die Legosteine ließ er aus der Hand fallen.
    »Mein Schatz!« Sie hob ihn hoch und drückte ihn. Ein tiefes Gefühl des Glücks überkam sie. Sie küsste ihn auf die Wange und tat so, als wäre es ein Nachhausekommen wie jedes andere.

    »Ich baue ein Schloss! Ein großes Schloss!« Will trat ungeduldig gegen sie.
    »Toll.« Ellen stellte ihn wieder auf den Boden. Will war aufgedreht wie ein Aufziehmännchen. Er rannte zu seinen Bausteinen zurück und ließ sich der Länge nach auf den Teppich fallen. Davon hätte sie gern ein Foto gehabt - für alle Zeiten.
    »Willkommen zu Hause!« Connie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und begrüßte sie. »Du bist früher fertig geworden?«
    »Ja, zum Glück.« Ellen zog den Mantel aus und schüttelte ihn. Wie froh war sie, wieder zu Hause zu sein. Oreo Figaro blinzelte ihr vom Sofa aus zu. Die Pfoten hatte er artig unter den Körper gezogen. Aus der Küche wehte ihr ein köstlicher Duft entgegen. Es roch nach heißem Kaffee und Hühnchen mit Rosmarin. »Connie, träume ich, oder hast du tatsächlich Abendessen gekocht?«
    »Es ist in zehn Minuten fertig. Will hat ein ausgedehntes Nachmittagssschläfchen gehalten. Mach dich also auf einiges gefasst.« Connie sah sie schmunzelnd an. Ellen umarmte sie fest.
    »Willst du mich heiraten?«
    »Jederzeit«, antwortete Connie und holte ihren Mantel aus dem Schrank. Ihre Taschen standen schon auf dem Fensterbrett bereit. »Du hast einen Sonnenbrand.«
    »Ich weiß.« Ellen tippte auf ihre Nasenspitze. Der rote Fleck würde morgen in der Redaktion schwer zu erklären sein. Alles würde morgen schwer zu erklären sein.
    »Eine Sache noch.« Connie lächelte nicht mehr. »Die Panne mit dem Telefon tut mir leid. Hoffentlich hast du deshalb keine allzu großen Schwierigkeiten.«

    »Keine Sorge. Das bieg ich schon wieder hin.« Aber wie? Ellen hatte keine Ahnung. »Du hast dich wunderbar um Will gekümmert. Das allein zählt.«
    »Danke. See you later, alligator!«
    »In a while, crocodile«, antwortete Will, ohne sich umzudrehen. Er war glücklich und spielte auf dem Fußboden. Seine Welt war wieder in Ordnung.
    »Bis bald!«
    Ellen ging zu Will und fuhr ihm durch sein dunkelblondes Haar. Unter ihren Fingerspitzen fühlte es sich weich an. Dass Carols Haar die gleiche Farbe hatte, fiel ihr gleich darauf ein, aber sie versuchte, nicht mehr daran zu denken.
    »Sag Connie danke für alles.«
    »Danke für alles.« Will stand auf und lief Connie in die Arme. Ellen konnte sehen, wie glücklich er sie machte. Wie würde sie reagieren, wenn Will eines Tages nicht mehr da wäre?
    Ellen begleitete Connie zur Tür, zog ihre Cloggs aus und leistete Will auf dem Teppich Gesellschaft.
    Eine DNA-Probe fehlte noch. Aber die hatte Zeit. Zuerst musste das Lego-Schloss eingeweiht werden.

60
    Will stand an der Spüle und gurgelte mit warmem Wasser, während Ellen noch einmal die Gebrauchsanweisung für die DNA-Probe überflog. Für Wills DNA wollte sie einen Abstrich seiner Mundschleimhaut nehmen. Die drei
Proben wollte sie morgen früh zusammen ins Labor schicken.
    »Spucken, Mama?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher