Fatales Vermächtnis
ließ den Blick schweifen. Es war ihm, als kehre er von den Toten zurück.
Am nächsten Morgen, der Nebel lichtete sich mit den aufgehenden Sonnen, standen Torben und Sotinos gemeinsam auf dem Ruderdeck und beobachteten die Matrosen. Auf die Befehle des Bootsmanns hin hissten sie Segel und zogen an Tauen, ließen Rahen in die Höhe schnellen und bedienten Winden, um die beiden Anker vom Grund des Hafenbeckens zu hieven. Die Fiorell, der Zweimaster mit einem verbesserten Rumpf und einer neuartigen Kielspitze, welche die Wellen regelrecht spaltete, lief unter Vollzeug aus und legte sich in den Westwind; der Kiel wurde durch die hohe Geschwindigkeit leicht angehoben. Sie tat ihrem Namensgeber alle Ehre und schien grazil über die Wellenkämme zu tanzen, ohne dabei an Stabilität zu verlieren.
»Ein gutes Schiff«, merkte ein gewaschener, gepflegter Torben an und schaute zu Sotinos. Er hatte einen Lederharnisch übergezogen, um seine Hüfte lag ein Waffengurt mit einem Säbel daran. Er stand für den zurückgekehrten Kampfgeist.
»Es ist kaum mit Worten zu fassen, wie gut«, stimmte der Palestaner ihm zu. »Perdor hatte mich angelogen, als er sagte, dass ein Palestaner es >vergessen< habe. Ich habe herausgefunden, dass er es hat bauen lassen, für welchen Zweck auch immer.« Er zog sein Wams zurecht und deutete zum Bug.
»Diese Struktur habe ich noch niemals bei einem ulldartischen Schiff gesehen.«
»Mir scheint, er hat Teile der Kriegskoggen und der tarvinischen Dharkas übernommen, um etwas vollkommen Neues zu schaffen«, gab ihm Torben recht. Er bewegte das Ruder, und die Fiorell gehorchte auf der Stelle. »Der Druck auf das Heck macht das Schiff unglaublich manövrierfähig. Damit gewinnen wir jedes
Rennen.«
»Perfekt, um Zvatochna zu stellen.« Sotinos legte die Arme auf den Rücken und genoss es, sich wie ein Commodore zu fühlen 1 auch wenn er streng genommen noch immer den Rang eines Adjutanten besaß. Ihn kümmerte es nicht; der ilfaritische König vertraute ihm ein eigenes Kommando an. Der Kaufmannsrat würde ihm das Patent nicht verweigern, sobald er von seiner Mission zurückgekehrt war und seine Frau in die Arme schließen durfte.
»Darf ich wohl nach unserer Strategie fragen, Commodore?«,
rief sich Torben in Erinnerung.
»Ihr werdet sie bald erfahren, Kapitän.«
Torben lachte schallend und zeigte seine falschen goldenen Zähne. »Ich wusste es.« »Was wusstet Ihr?« »Dass Ihr keine habt.«
Sotinos grinste ihn an. »Vielleicht habe ich eine geheime Waffe an Bord, die mir König Perdor gegeben hat.«
»Vielleicht brennt Ihr aber auch nur wie ich darauf, die Mörderin zur Strecke zu bringen.« Torben wurde ernster. »Commodore, ich verspreche Euch, dass Ihr lebend nach Hause kommen werdet.«
»Das Gleiche für Euch, Kapitän«, sagte Sotinos ehrlich. Er hob und senkte die Schuhspitze. »In diesem Schiff befindet sich wirklich eine besondere Waffe. Ihr werdet sie sehen, wenn es so weit ist. Nicht früher. Ich musste es König Perdor versprechen«, kam er Torbens Nachfrage zuvor. »Es gibt Hinweise darauf, wie man eine Nekromantin vernichten kann, ohne einen weiteren Nekroman-ten zu benötigen.« Er nickte ihm zu. »Bringt die Fiorell sicher durch die Riffe und Untiefen, den Rest machen wir gemeinsam.« Sotinos ging die Treppe hinab, um in seiner Kajüte zu verschwinden. Torben hielt den Kurs und achtete darauf, dass das Schiff voll im Wind lag. Die Neuigkeiten erfüllten ihn mit Zuversicht.
Kontinent Kalisstron, an der Küste von
Bardhasdronda, Frühling im Jahr z Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
Lorin öffnete die Augen - und sah nichts. Angst befiel ihn, er tastete um sich und spürte kalten, feuchten Stein. In seiner Nähe gluckerte Wasser, es schwappte gleichmäßig gegen Widerstand. Seine Füße waren nass, die Kleidung an ihm
feucht und kalt.
Zitternd richtete er sich auf und stöhnte, als ihm ein heißer Stich durch den Schädel fuhr. Er tastete an seiner Stirn und fühlte einen klaffenden Schnitt. Er musste mit etwas zusammengestoßen sein. Hatte ihm der Schlag das Augenlicht genommen?
»Ist da wer?«, hörte er eine aufgeregte Frauenstimme, die er als Estras erkannte.
»Ja, hier«, antwortete er. »Lorin. Siehst du mich?«
»Nein«, kam die Antwort, und sie klang dennoch erleichtert. Die Ungewissheit hatte ein Ende. »Hier ist es stockdunkel, ich glaube, wir sind in einer Grotte. Sprich weiter, damit ich zu dir kommen kann.«
Lorin tat, was sie verlangte, und vernahm ihre
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