Fatales Vermächtnis
Lorin unter einem Baum ins trockene Laub und ließ sich die Sonnen ins Gesicht scheinen. Insekten summten um ihn herum, und die Vögel sangen in seinen Ohren niemals schöner als jetzt. Er hatte überlebt!
Estra! Er musste wissen, was aus ihr geworden war. Auch wenn er sich nicht sicher fühlte, was er mit ihr tun sollte, glaubte er sich verantwortlich für sie. An welchem Fluch sie auch immer litt, es gab sicherlich ein Gegenmittel oder etwas, um die Verwünschung zu brechen. Lorin stand auf und suchte den kleinen Weiher mit den Augen ab.
Es musste sich nicht lange umschauen. Ganz in der Nähe, zu seiner Rechten, lag eine Gestalt am Ufer. Die Wellen, welche der tosende Wasserfall aufwarf, hatten sie angespült. Vorsichtshalber hob Lorin einen Prügel vom Boden auf und lief zu der jungen Frau. Sie lag mit dem Rücken im feuchten Gras, die Augen waren geschlossen, aber ihre Brust hob und senkte sich. Sie trug ein Sandsteinfarbenes Kleid, das Risse bekommen hatte, und ihr rechter Schuh fehlte. Lorin betrachtete ihr Gesicht. Das Unheimliche war gegangen, sie sah aus wie immer. Wie die Estra, die er in Ammtara kennengelernt hatte. Er beugte sich zu ihr, wischte die Strähnen der schulterlangen dunkelbraunen Haare aus ihrem Antlitz und
berührte ihre Schulter. »Wach auf. Wir müssen weiter und na
den anderen suchen.«
Estras Lider zuckten in die Höhe. Die Augen waren karamellfarben, die Pupillen umgeben von einem gelben Ring. Erschrocken richtete sie den Oberkörper auf. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. »Es tut mit leid, was in der Höhle geschehen ist«, sagte sie weinend. »Beinahe wünschte ich, dass ich ertrunken wäre.«
»Es ist gut, dass du lebst. Für alles andere finden wir einen Ausweg«, sprach er ihr zu. Er dachte an die Besatzung der Galeere, die der anderen Estra zum Opfer gefallen war, und musste die eigene Unsicherheit niederringen.
»Ich habe schreckliche Angst«, gestand sie, ohne die Finger wegzunehmen. »Um mich. Um Tokaro und um Ulldart. Ich glaube«, sie flüsterte plötzlich, »dass alle Nicti in ihrem Innersten so sind wie ich. Dass sie diesen Dämon in sich tragen und ... ihn ausleben.«
»Du wehrst dich dagegen.«
»Aber mit welchem Erfolg?«, schluchzte sie auf und sah ihn aus geröteten Augen an. »Ich hätte dich fast umgebracht, und ich weiß, dass ich auch Tokaro beinahe ermordet hätte. Und die vielen Männer, die ich auf dem Schiff getötet und manchen von ihnen verschlungen habe...« Sie würgte. »Das andere in mir wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, um auszubrechen. Es ist ungeheuer schwer, es zurückzudrängen.« Estra seufzte und verstummte, ihre Blicke schweiften über den Weiher. »Ich fürchte mich vor dem, was geschehen wird.«
Lorin wusste nicht, was er sagen sollte. »Eines nach dem anderen. Suchen wir nach Tokaro und Gän.«
Er schaute auf das halbe Amulett. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun?«
Sie sah überrascht auf den Talisman. »Weil er zerbrochen ist?«
»Kann es nicht sein, dass es den Fluch ausgelöst hat?« Lorin streckte ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Ich werde dich nicht verurteilen, Estra. Dein Leid ist unverschuldet und du bist nicht Herrin deiner Sinne. Ich verspreche dir meinen
Beistand.«
Sie lächelte zögerlich und schlug ein, er zog an und sie erhob sich.
»Möglich, das ich darauf zurückkomme.« Estra tat einen Schritt nach vom, damit die Sonnenstrahlen sie trafen und wärmten. »Wo sind wir? « »In der Nähe von Bardhasdronda, aber wo genau …« Er versuchte sich an den Weiher zu erinnern. »Wir müssen uns noch im Hinterland befinden. Hier war ich jedenfalls noch nicht.« Lorin zeigte auf den kleinen Berg, aus dessen oberem Teil sich die Kaskade ergoss. Er kostete von dem Wasser und schmeckte das Salz darin. Im flachen Teil erkannte er einen Kali-Fisch sowie Krebse. Allesamt Meeresbewohner. Der Salzwasserweiher bildete ein Kuriosum, von dem er ab kleines Kind gehört hatte.
Lorin bemerkte, dass der Wasserfall deutlich an Wucht Vermutlich hatte sich die Meeresströmung abgeschwächt, welche als Pumpe diente. »Lass uns den Berg erklimmen. Von da oben werden wir sehen, wohin es uns verschlagen hat.« Er schüttete das Wasser aus den Stiefeln, seine Kleider mussten am Leib trocknen.
Estra nickte. Sie zog sich den anderen Schuh aus und ließ ihn
Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durchs Unterholz, kletterten die Wand hinauf, die ihnen erfreulich genügend genügend Spalten zum Festhalten gab,
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