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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Kommandeur hintergangen hat.
    Wie üblich an wichtigen Kreuzungen stand auch hier auf einem gräsernen Rhombus ein Schutz-Obelisk. Amiranda hielt direkt daneben, damit die Pferde grasen konnten. Eierkopf sagte sie, sie würden hier warten. Sobald derjenige, den sie erwartete, sich blicken ließe, könnte er nach Tun-Faire zurückkehren.
    Eierkopf stieg ab. Nachdem er sich gestreckt hatte, lehnte er sich an den Einspänner und wartete. Amiranda sprach wenig. Eine Stunde verstrich, und sie wurde mit jeder Minute besorgter. Eierkopfs klägliche Versuche, sie zu trösten, scheiterten an seiner Unwissenheit. Sie schien fest davon überzeugt zu sein, daß ihre schlimmsten Befürchtungen wahr würden.
    Der Mond war fast verschwunden, und im Osten wurde es schon hell, als Eierkopf an dem abrupt abbrechenden Vogelgezwitscher merkte, daß sie nicht mehr allein waren. Er konnte gerade noch Amiranda warnen, bevor sie schon aus dem Unterholz hervorbrachen.
    Auf den ersten Blick war ihm klar, daß es keine einfachen Straßenräuber waren.
    »Es waren mindestens fünfzehn, Garrett. Riesen. Einige von ihnen reinrassig. Solche bekommt man kaum noch zu Gesicht. Sie hatten Messer, angespitzte Stäbe und große Knochen. Man konnte ihre Mordlust richtig sehen. Und sie fluchten in ihrer Sprache, als sie mich sahen. Offenbar hatten sie mit mir nicht gerechnet.«
    Eierkopf wußte selbst nicht mehr genau, wie es weitergegangen war. Er erinnerte sich nur noch daran, daß er sich zwischen die Riesen und Amiranda gestellt hatte, den Rücken von der Kutsche gedeckt. Er hatte mit Messer und Keule gekämpft – und mit bloßen Händen und roher Kraft, nachdem er seine Waffen verloren hatte.
    »Ich habe fünf oder sechs von ihnen umgelegt, aber gegen so eine Übermacht kann ein Mann allein nicht viel ausrichten. Sie haben mich ununterbrochen gestoßen, gehauen und gestochen. Und das Mädchen … Statt wegzulaufen, was das Vernünftigste gewesen wäre, hat sie versucht zu kämpfen. Sie haben sie zu Boden geworfen und auf sie eingestochen … Ich dachte schon, ich hätte sie vertrieben, weil sie plötzlich alle davonrannten. Zum Waldrand. Doch da fiel ich selbst um und kam nicht mehr hoch. Konnte mich nicht mal mehr bewegen. Sie hielten mich für tot. Sie zerrten mich ins Unterholz, ließen mich dort liegen und schleppten dann die anderen Toten dorthin. Anschließend durchwühlten sie die Sachen des Mädchens und fluchten, weil sie nichts Wertvolles fanden. Aber sie machten ihre derben Späße zu jedem einzelnen Stück. Keiner von ihnen dachte auch nur im Traum daran, ihren verletzten Kameraden zu helfen.«
    Schließlich hörten sie jemanden kommen, verwischten ihre Spuren und machten sich mit der Kutsche und Eierkopfs Pferd aus dem Staub.
    Ungefähr zur selben Zeit schaffte Eierkopf es aufzustehen. Er fand Amiranda, nahm sie auf die Arme und lief weg.
    »Ich konnte nicht klar denken«, sagte er. »Ich wollte nicht, daß sie tot war, also glaubte ich es nicht. Ich kannte eine Hexe, die ungefähr drei Meilen von dieser Kreuzung entfernt lebte. Ich redete mir ein, alles würde gut, wenn ich das Mädchen nur zu ihr brachte. Du kennst mich ja. Wenn ich mir erst mal etwas in den Kopf gesetzt habe …«
    Ja. Ich versuchte es mir vorzustellen. Der blutende, halbtote Eierkopf, der durch das Unterholz stolperte, eine tote Frau auf den Armen. Und danach war er den ganzen Weg nach TunFaire zurückgewankt, um am richtigen Ort zu sterben.
    Ich stellte ihm viele Fragen. Die meisten über die Riesen und das, was sie gesagt hatten, als sie ihn für tot hielten. Aber er hatte nichts gehört, was mir weiterhalf. Wenigstens bekam ich eine Wegbeschreibung zur Hütte der Hexe.
    Eierkopf wurde schwächer, aber er stemmte sich trotzdem noch einmal hoch. »Ruh dich aus!« befahl ich ihm. »Wenn ich die Sache nicht in den Griff bekomme, kannst du sie übernehmen, sobald du wiederhergestellt bist. Morpheus, ich will, daß du ihn hier rausschaffst. Aber jetzt komm erst mal mit. Morpheus holt dich gleich, Eierkopf.«
     
    Auf der Straße bekam Morpheus endlich die Zähne auseinander. »Ekelhafter Job.«
    »Hast du zufällig von jemandem gehört, der seit gestern reich ist?«
    »Nein.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Hast du Kontakte im Riesenviertel?« Wenn man nicht wenigstens Halbriese ist, behandeln sie einen dort wie Luft. Ich kannte zwar ein paar Leute, aber von denen hätte ich in dieser Sache keinen um Hilfe bitten können.
    »Einige. Aber keiner von denen

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