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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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setzte sich. Glenn und Fenton folgten seinem Beispiel und nahmen links und rechts von ihm Platz.
    Endlich drehte der Mann am Fenster sich um und kam auf sie zugeschlendert, wobei er ein wenig genervt seufzte, als ob das hier nur ein weiterer lästiger Pflichttermin auf seiner langen Liste wäre. Er rieb sich geistesabwesend die Wange, und als er die Hand sinken ließ, sah Leon die runzlige Narbe einer alten Stichwunde.
    »Mr Morton?« Fenton stand auf und streckte die Hand aus.
    Der Mann nickte. Er setzte sich, ohne die dargebotene Hand zu schütteln. Leon schnaubte nur – ihm fiel ein, dass er den Journalisten ganz genauso hatte abblitzen lassen.
    »Danke, dass Sie sich zu diesem Treffen bereit erklärt haben«, fuhr Fenton fort. »Sicherlich sind Sie wie wir der Meinung, dass es enorm vorteilhaft für beide …«
    »Sie sind hier der Boss, stimmt’s?« Danny Morton wedelte mit der Hand in Leons Richtung. Seine Augen waren klein und dunkel wie Knöpfe.
    »Ja. Ich bin Leon Race.«
    »Also, wie wär’s dann, wenn Sie das Reden übernehmen und der Wackelpudding da die Klappe hält?«
    Schweigen. Mortons Männer feixten. Leon konnte Fentons und Glenns Reaktion nicht sehen, und er wollte sich nicht umdrehen. Die Frau stand immer noch an der hinteren Wand und ignorierte sie völlig.
    »Schon mal von einem Agent Provocateur gehört?«, fragte Morton.
    »Was?«
    »Agent Provocateur. Wissen Sie, was das heißt?«
    Leon holte tief Luft und versuchte sich nicht aufzuregen. Glenn hatte recht gehabt: Morton wollte ihn auf die Palme bringen.
    »Klar weiß ich das. Wieso?«
    »Sind Sie ein Bulle?«
    »Was? Nein, ich bin kein Scheißbulle.« Die Mahnung, die er sich selbst noch vor wenigen Augenblicken erteilt hatte, war augenblicklich vergessen. Er hätte Morton am liebsten das Herz aus dem Leib gerissen.
    »Dann arbeiten Sie vielleicht für die Bullen? Als Undercover-Agent oder so?«
    Fenton versuchte etwas zu sagen: »Mr Morton, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was …«
    Morton brachte ihn mit einem Kopfschütteln zum Schweigen. »Die Polizei hat Sie hierhergeschickt, hab ich recht?«
    Leon war sprachlos. Das war so ziemlich die übelste Beleidigung, die er sich vorstellen konnte. Er spürte, wie sein Puls raste, spürte das dumpfe Pochen der Migräne wie ein Echo, beides deutliche Stresssignale.
    Er riss sich zusammen, atmete noch einmal tief und ruhig durch und fixierte Danny Morton mit einem Blick, der bedeutete: Wir können doch offen reden, von Mann zu Mann . »Was wollen Sie damit sagen, verdammt noch mal?«
    Morton hob einen Arm, als ob er ein Taxi herbeiwinkte. Die Frau kam an den Tisch und klatschte eine zusammengerollte Zeitung in seine Hand wie eine Staffelläuferin, die den Stab weitergibt. Morton rollte die Zeitung auf, knallte sie auf den Tisch und pochte mit dem Finger auf das Foto von Leon, wie er sich beim Bürgermeister und beim Polizeipräsidenten einschmeichelte.
    »Das da«, sagte er. »Das will ich verdammt noch mal damit sagen.«

    66
    Joe bestellte Kaffee und ein Schinkensandwich. Alise ließ sich zu einem Glas Saft überreden. Sie esse nur wenig, sagte sie, zum einen, weil ihr von den Schmerztabletten immer leicht übel sei, und zum anderen, weil mehrere Zähne locker seien. Es sei noch sehr fraglich, ob sie wieder verheilen würden.
    »Was hat Sie veranlasst hierherzukommen?«, fragte Joe. »Wieso sind Sie nicht nach London zurückgegangen?«
    »Weil ich dort nichts habe. In Krankenhaus ich konnte meine E-Mails lesen. Meine Firma hat mir gekündigt.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Und außerdem ich gehe immer noch zu Ärzten in Plymouth. Jemand hatte mir gesagt, Looe sei schön, also dachte ich … warum nicht? Es gefällt mir hier. Die Dame in Hotel ist sehr nett.«
    »Und was ist der andere Grund?«
    Er musste ihr zugutehalten, dass sie nicht vorgab, von seiner Frage verwirrt zu sein. Die Reaktion war ein kurzer, trockener Seufzer.
    »Jetzt ich muss mehr denn je wissen, was mit Kamila geschehen ist.«
    »Haben Sie mich deshalb angerufen?«
    »Kann sein. Sie haben an mich geglaubt. Als wir uns getrennt haben, ich war so glücklich, so aufgeregt, weil ich sicher war, Sie werden mir helfen. Jetzt, nachdem Leon das getan hat, es ist sicher, dass er Kamila etwas angetan hat.« Ihre Stimme wurde kalt. »Wahrscheinlich hat er sie umgebracht. Davon müssen wir jetzt ausgehen, ja?«
    »Was mit Kamila passiert ist, muss nicht unbedingt das Gleiche sein, was Ihnen zugestoßen ist.«

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