Fee und der Schlangenkrieger
aus. Dabei war Fee lieber leise, denn sie wusste, dass Herr Maler wirklich Ärger machen würde, sollte er sie dabei erwischen. Danach wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu und nach einigen Stunden schließlich packte Fee ihre Sachen zusammen.
„Ich kann nicht mehr“, verkündete sie, „wie lange wollt ihr noch bleiben? Es ist schon halb sieben.“
„Was, echt?“, fragte Raphael überrascht, „dann geh ich auch.“
„Ich auch“, sagte Florian.
In Herrn Malers Büro brannte kein Licht mehr, offenbar waren sie die Letzten. Raphael machte das Licht aus und schloss die Institutstür ab. Dann jedoch stellten die Drei fest, dass die Außentür verschlossen war.
„Schließ sie halt auf“, sagte Fee.
„Das kann ich nicht“, antwortete Raphael, „ich kann das Institut, die Bibliotheksräume und den Arbeitsraum aufschließen. Und das Sekretariat. Aber nicht die Außentür oder die Büros der Dozenten.“
„Heißt das, wir sind eingeschlossen? Wer hat uns denn eingeschlossen?“
„Abends schließt die Uni die Türen ab. Ich dachte aber, sie kommen erst um sieben.“
„Und jetzt?“
„Einer von uns kann doch aus dem Fenster klettern“, schlug Florian vor, „und gucken, ob im Hauptgebäude noch jemand ist, der uns rauslassen kann.“
Während Raphael zum Hauptgebäude lief, saßen Fee und Florian auf den Tischen im Arbeitsraum und baumelten mit den Beinen.
„Aber der Maler hat sich rausgeschlichen“, stellte Florian fest, „der ist ohne einen Ton zu sagen gegangen.“
„Naja“, musste Fee einräumen, „der ist ja nicht dafür verantwortlich, dass wir rechtzeitig aus dem Gebäude gehen.“
„Trotzdem ein Sack!“
Fee nickte.
Raphael erschien am Fenster und zog sich aufs Fensterbrett.
„Ich hab niemanden gefunden!“
„Was?“
Raphael zuckte mit den Achseln und wischte sich Regenwasser aus den Augen.
„Und jetzt?“
„Es müsste ja eigentlich nur einer hierbleiben“, überlegte Florian, „ wir können ja schlecht abhauen und hier das Fenster offen lassen.“
Fee lachte.
„Bevor ich hier allein die Nacht in dieser total spannenden Bibliothek verbringe, isses mir, glaub ich, egal, ob die Bücher geklaut werden. So viel fühl ich mich dem Institut wirklich nicht schuldig, tut mir leid.“
„Ich auch nicht“, sagte Florian.
„Nee, entweder wir bleiben alle oder keiner.“ Raphael verschränkte die Arme vor der Brust.
Fee sah nachdenklich aus dem Fenster. Es wurde dunkel.
„Wir könnten noch schnell zum Kiosk laufen und uns was zu essen holen.“
„Es gießt in Strömen!“ Florian sah sie genervt an.
„Wir könnten Pizza bestellen“, sagte Fee.
Hinterher waren Fee, Florian und Raphael sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie sie die Situation gemeistert hatten. Raphael und Fee liefen zum Kiosk und kauften Bier, Chips, Zigaretten und Erdbeerbuttermilch. Florian kochte inzwischen noch eine Kanne Kaffee und die drei nutzten die Gelegenheit, noch einige Stunden an ihren Referaten weiterzuarbeiten.
„Naja, so beschissen ich’s finde, hier eingeschlossen zu sein“, Florian warf sich in seinem Stuhl zurück und streckte die Beine aus, „Zuhause hätte ich wahrscheinlich nichts mehr an meinem Referat getan. Jetzt bin ich fertig.“
Fee und Raphael nickten, ihnen ging es eben so.
Später bestellten sie tatsächlich Pizza. Raphael holte das Bier, dass er im Kühlschrank im Sekretariat kaltgestellt hatte, und den Beamer aus dem Sekretariat. Florian hatte den ersten Teil vom Herrn der Ringe auf dem Laptop und sie schoben die Tische zusammen, streckten sich aus und schoben sich ihre zusammengeknüllten Jacken unter die Köpfe. Sie hatten das Licht gelöscht und sahen sich den Film an der Wand des Arbeitsraumes an, direkt neben dem Regal, in dem die Kongressbände standen.
„Eigentlich ist das ganz cool“, sagte Florian, als Aragorn auf der Wetterspitze die Nazgul vertrieb und die drei stießen mit ihren Bierflaschen an.
Nachdem der Film vorbei war, ging Fee Zähneputzen.
„Wieso hast du eine Zahnbürste dabei?“, fragte Florian überrascht.
„Die hab ich immer dabei“, erklärte Fee, „falls ich spontan woanders übernachte.“
„Hört, hört“, Florian stieß Raphael seinen Ellenbogen in die Seite. Raphael sah Fee interessiert an. Die lachte und hob vielsagend eine Augenbraue. „Man weiß nie, ob man sie vielleicht brauchen wird.“ Sollte er sie doch für promiskuitiv halten!
„Eigentlich keine schlechte Angewohnheit.“
„Nein, solltest du
Weitere Kostenlose Bücher