FEED - Viruszone
schlechte Chancen, mich umzubringen, solange ich meine Ganzkörperpanzerung trug. Ja, sie konnten mir wehtun, aber töten würde mich das nicht.
Es war nichts zu sehen. Kein Licht, keine Bewegung. Nichts.
»…ia? Kommen, Georgia?«
»Rick?« Ich machte eine Kopfbewegung nach rechts, um den Anruf anzunehmen. »Rick, bist du das? Geht es dir gut? Bist du verletzt?«
»Mir geht’s gut. Der Airbag hat dafür gesorgt, dass ich nicht durchs Dach geflogen bin.« Er hustete. »Hab ein bisschen was vor die Brust gekriegt, und Lois ist höllisch sauer, aber ansonsten geht es uns gut. Und dir?«
»Das Motorrad hat sich nicht langgemacht. Mir geht’s auch gut. Hast du was von Buffy gehört?«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Schließlich sagte er: »Nein. Ich hatte gehofft, dass sie sich bei dir gemeldet hätte.«
»Hast du sie angerufen?«
»Keine Antwort.«
»Verdammt. Rick, was ist passiert? «
»Du meinst, das weißt du nicht?« Er klang ehrlich überrascht. »Georgia, jemand hat mir die verdammten Reifen zerschossen.«
»Zerschossen? Was meinst du damit, zer … « Shaun kam durch die Kurve geheizt und verließ den Asphalt so schnell, dass unser hydraulisch gefederter Wagen sich beinahe auf zwei Räder stellte. »Shaun ist da. Wir sind gleich bei dir. Georgia Ende.«
»Alles klar.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Ich nahm meinen Helm wieder ab, rappelte mich auf und winkte. Shaun sah die Bewegung, fuhr auf mich zu und kam mit quietschenden Reifen neben mir zum Stehen. Die Fahrertür öffnete sich, und Shaun stürzte heraus. Schlitternd rannte er mir über den kiesbedeckten Boden entgegen und warf die Arme um mich. Ich ließ mich an seine Brust drücken und atmete tief durch.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, ohne loszulassen.
»Du hast keinen Bluttest bei mir gemacht, bevor du hergekommen bist.«
»Brauch ich nicht. Wenn du infiziert gewesen wärst, hätte ich es gesehen«, sagte Shaun und ließ mich los. »Noch mal, alles in Ordnung?«
»Mir geht’s gut.« Ich stieg in den Wagen und rutschte auf den Beifahrersitz durch. Shaun stieg hinter mir ein. »Bei dir?«
»Schon besser«, sagte Shaun, ließ den Motor an und trat aufs Gas. Der Wagen machte einen Satz noch vorne und legte sich in eine weite Kurve, um auf Ricks Wagen zuzuhalten. »Hast du die Schüsse gehört?«
»Das Motorrad war zu laut. Wie viele?«
»Acht. Zwei für jeden.« Er warf mir einen Blick zu. Einen kurzen Moment lang sah ich die brennende Sorge in seinen Augen. »Wenn sie deine Reifen beide erwischt hätten … «
»Wäre ich tot.« Ich beugte mich vor, öffnete das Handschuhfach und holte die 45er raus, die ich dort aufbewahrte. Mit einem Mal kam es mir nicht mehr wie eine besonders gute Idee vor, mich ohne Waffe draußen rumzutreiben. »Wenn die Leute, die das getan haben, ihre Hausaufgaben gemacht hätten, dann wärst du jetzt auch tot, also lass uns nicht weiter darüber nachdenken. Hast du was von Buffy gehört?«
»Nein.«
»Großartig.« Ich schaute ins Magazin und vergewisserte mich, dass es voll war. »Und, ist das aufregend genug für dich?«
»Vielleicht sogar ein bisschen zu aufregend«, sagte er. Zum ersten Mal in seinem Leben klang es, als meinte er diese Worte ernst.
Und es stimmte. Wenn unsere Angreifer ihre Hausaufgaben gemacht hätten, hätte Shaun nicht am Steuer gesessen, sondern im Sterben gelegen. Normale Reifen platzen, wenn sie eine Kugel abkriegen. Dagegen hilft nicht mal ein gepanzerter Wagen. Aber manche Fahrzeuge sind zu kostbar, um sie zu verlieren, bloß weil man einen Reifen verliert, und die meisten Fahrzeuge dieser Klasse neigen dazu, das Feuer auf sich zu ziehen. Deshalb haben Wissenschaftler einen Reifen entwickelt, dem Pistolenkugeln nichts anhaben können. Man nennt diese Reifen Plattläufer: Wenn man eine Kugel hineinschießt, drehen sie sich einfach weiter. Ich hatte auf sie verzichtet – sie hätten das Motorradfahren unerträglich holperig gemacht – aber Shaun hatte auf welche bestanden. Er kaufte einmal im Jahr neue.
Zum ersten Mal, seit wir den Wagen hatten, kam mir das nicht mehr wie Geldverschwendung vor.
Shaun konzentrierte sich aufs Fahren, und ich konzentrierte mich auf den Versuch, Buffy und Chuck zu erreichen, wobei ich jede mögliche Frequenz und jedes verfügbare Kommunikationsgerät ausprobierte. Wir wussten, dass niemand unser Signal störte, weshalb zumindest ein paar meiner Anrufe hätten durchkommen sollen. Ich erhielt auf keinem Kanal Antwort. Ich war vor
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