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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Ort und Stelle.
    »Hast du’s eilig?«, fragte Rick, der im Laufschritt zu mir aufschloss. Shaun schaute sich zu ihm um, doch Rick beachtete ihn nicht.
    »Ich will sehen, ob die Jungs irgendwelche Fortschritte gemacht haben«, antwortete ich und drückte die Handfläche auf das Identifizierungspad an der Tür des Sendewagens. Nadeln fuhren in meine Hand. Einige Sekunden später öffnete sich die Tür. Mit einem Blick über die Schulter fragte ich: »Steve, in welchem Trailer sind wir untergebracht?«
    »Der ganz links mit eurem Namen über der Tür. Mr Cousins ist im Trailer daneben«, antwortete Steve. »Ich vermute, dass ihr euch schnellstens an die Arbeit machen wollt.«
    »Ja, eigentlich … Kacke.« Ich hielt erschreckt inne. »Die Grundsatzrede.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Shaun. Wahrscheinlich schaute ich total entgeistert, denn er zuckte mit den Schultern. »Ich kann genauso gut wie ein Newsie so einen affigen Anzug tragen und mir Notizen machen. Sie werden den Unterschied überhaupt nicht bemerken, und ich wette, dass auf der Einladung bloß ›Mason‹ steht. Steve?«
    »Schon … «, sagte Steve erstaunt.
    »Dann wäre das geklärt. Komm schon, Rick. Lassen wir George an die Arbeit gehen.« Mein Bruder nahm den verwirrten Newsie beim Arm und zog ihn weg. Steve folgte den beiden grinsend, sodass ich alleine beim Wagen zurückblieb und mich fragte, was soeben passiert war. Aber da ich nicht dazu neige, geschenkter Arbeitszeit ins Maul zu schauen, trat ich ein.
    Bevor wir Rymans Leuten den Sendewagen zum Transport überlassen hatten, hatten wir ein paar lebenswichtige Systemteile herausgenommen, wie zum Beispiel die Laufwerke mit den Sicherungskopien, unsere Daten und – das Wichtigste – die Datensticks, mit denen man die Server entsperren konnte. Ich klapperte die verschiedenen Stationen ab und fuhr in Ruhe ein System nach dem anderen hoch. Als Letztes kamen die Außenkameras. Irgendwie fühlte es sich an, als würde ich nach Hause kommen, als die Monitore, an deren Installation Buffy so lange gearbeitet hatte, flackernd zum Leben erwachten und wechselnde Bilder von draußen zeigten. Es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. So gefiel es mir. Sobald alles stabil lief, schaltete ich die Abschirmung ein. Sie würde genug Statik generieren, um praktisch alle Abhörversuche zu blockieren. Wenn nicht gerade die CIA uns ausspionierte, waren wir sicher, und wenn es die CIA gewesen wäre, wären wir bereits tot gewesen. Ich setzte mich an meinen Computer und öffnete ein Chatfenster.
    Die meiste vernetzte Arbeit im Internet findet heutzutage über Foren statt – reiner Text, nicht ganz in Echtzeit – oder per Videostream. Nur noch wenige Menschen erinnern sich an die alten Chat-Einrichtungen, die früher einmal das Internet dominiert haben. Das ist gut so. Es bedeutet, dass man praktisch unsichtbar ist, wenn beide Seiten des Chats auf Servern laufen, die man selbst kontrolliert.
    Das Glück war mir hold. Dave wartete bereits, als ich Verbindung aufnahm.
    Was geht? , tippte ich. Meine Worte blinkten weiß im schwarzen Befehlsfenster auf.
    Georgia? Bestätigen.
    Passwort lautet: »Glockenspiel.«
    Bestätigt. Hast du in deinen Posteingang geschaut?
    Noch nicht. Wir sind gerade erst angekommen.
    Melde dich ab. Lies. Ich will keine Zeit damit verschwenden, dich ins Bild zu setzen.
    Ich schaute eine ganze Weile auf die leuchtend weißen Buchstaben, bevor ich tippte: Wie schlimm ist es?
    Schlimm genug. Mach hin.
    Ich machte.
    Ich brauchte eine gute Stunde, um die Dateien durchzulesen, die Dave und Alaric mir geschickt hatten. Danach brauchte ich weitere zwanzig Minuten, bis ich wieder ruhig atmen konnte. Als mir die Luft nicht mehr in den Lungen brannte und ich mir sicher war, dass ich mich unter Kontrolle hatte, fuhr ich meinen Laptop herunter, packte ihn ein und stand auf. Ich musste mich umziehen. Es war Zeit, ein paar Leuten die Party zu verderben.

    Ich habe von Anfang an gewusst, dass ich Journalistin werden wollte. Als Kind war ich der Meinung, dass Journalisten gleich nach Superhelden kommen. Sie sagen die Wahrheit. Sie helfen den Menschen. Von den anderen Dingen, die Journalisten tun – vom Lügen, vom Spionieren, von Verrat und Bestechung – , erfuhr ich erst Jahre später, als es bereits zu spät war. Zu dem Zeitpunkt war ich schon mit Leib und Seele Journalistin. Wie jeder andere Junkie brauchte ich den nächsten Schuss zu sehr, um aufzuhören.
    Seit ich ein kleines Mädchen war, wollte ich

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