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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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worauf er sein Telefon neben sein Silberbesteck legte und mit Engelsmiene sagte: »Ich habe nur meine Quoten überprüft.«
    Dads Stirnrunzeln löste sich sofort in Luft auf. »Wie sieht’s aus?«
    »Nicht übel. Das Videomaterial, das Buffy aufbereitet hat, bevor wir sie vorm Computer weggeholt haben, hat wirklich gute Downloadzahlen.« Shaun warf Buffy ein Lächeln zu, die ein stolzes Gesicht machte. Wenn man von ihr gemocht werden will, muss man ihr Komplimente für ihre Gedichte machen. Wenn man aber geliebt werden will, muss man ihre technischen Fähigkeiten loben. »Ich schätze, sobald ich die beiden Berichte dazuschalte und meinen Kommentar hochlade, wird mein Anteil um weitere acht Punkte hochschnellen. Vielleicht breche ich diesen Monat meinen Rekord.«
    »Angeber«, sagte ich und gab ihm mit der Gabel einen Klaps auf den Arm.
    »Faulpelz«, erwiderte er noch immer grinsend.
    »Kinder«, sagte Mom, doch ohne Nachdruck. Sie fand es wunderbar, wenn wir rumblödelten. Das ließ uns mehr nach einer richtigen Familie aussehen.
    »Ich nehme den Teriyaki-Sojaburger«, sagte Buffy. Sie beugte sich vor und sagte in verschwörerischem Tonfall: »Ich habe von einem Kerl gehört, der ein Mädchen mit einem Freund kennt, dessen bester Freund im Biotech-Geschäft ist, dass er – der beste Freund, meine ich – Rindfleisch gegessen hat, das in einem sauberen Raum geklont wurde und keine Virenkolonie enthielt, und es hätte genau wie Teriyaki-Soja geschmeckt.«
    »Wenn das nur wahr wäre«, sagte Dad mit der seltsamen Wehmut jener Menschen, die vor dem Erwachen groß geworden waren und von Dingen redeten, die sie für immer verloren hatten. Wie zum Beispiel Fleisch.
    Das ist ein weiterer hässlicher Nebeneffekt der KA-Infektion, über den keiner nachgedacht hat, bis man sich unmittelbar damit auseinandersetzen musste: Alles, was von Säugetieren kommt, beherbergt Virenkolonien, und der Tod des Organismus lässt das Virus in den aktiven Zustand übergehen. Hotdogs, Hamburger, Steaks und Schweinegehacktes gehören der Vergangenheit an. Wenn man sie isst, isst man aktive Viren. Bist du dir sicher, dass du keine offenen Stellen im Mund hast? Oder in der Speiseröhre? Kannst du dir hundertprozentig sicher sein, dass kein Teil deines Verdauungstrakts auch nur das geringste bisschen in Mitleidenschaft gezogen ist? Es braucht nur eine winzige Bresche im körpereigenen Abwehrsystem, dann erwacht die schlummernde Infektion. Wenn man das Fleisch lange genug kocht, um die Infektion abzutöten, tötet man auch den Geschmack ab, und trotzdem bleibt der Fleischverzehr eine Art russisches Roulette.
    Auch das durchgebratenste Steak der Welt hat vielleicht einen winzigen Flecken Halbgares irgendwo im Innern, und mehr braucht es nicht. Mein Bruder steht auf Autos in gekennzeichneten Katastrophengebieten und prügelt sich mit Infizierten, trägt dabei keine hinreichende Panzerung und lebt sein Leben ganz allgemein wie ein Selbstmordkandidat. Aber nicht mal er isst Säugetierfleisch.
    Geflügel und Fisch sind sicher, aber eine Menge Leute meiden trotzdem beides. Etwas am Fleischessen bereitet ihnen Unbehagen. Vielleicht ist es der Umstand, dass die Menschheit nach Jahrhunderten als Hofherren das Leid der Hühner plötzlich nachfühlen kann. Wir haben zu Thanksgiving immer Truthahn gegessen und eine Gans zu Weihnachten. Eine weitere Quotenhascherei seitens unserer zunehmend medienerfahrenen Eltern, die allerdings wenigstens ein paar segensreiche Nebenwirkungen hatte. Shaun und ich gehören zu den wenigen mir bekannten Menschen unserer Generation, die keine zwanghaften Essstörungen haben.
    »Ich nehme den Geflügelsalat und die Tagessuppe«, sagte ich.
    »Und eine Cola«, warf Shaun ein.
    »Und eine große Cola«, korrigierte ich.
    Er zog mich immer noch wegen meines Koffeinkonsums auf, als der Kellner in Begleitung des strahlenden Geschäftsführers zurückkehrte. Das war nicht unerwartet. Unsere Familie ist, solange ich zurückdenken kann, hier gern gesehene Kundschaft. Immer, wenn die Plätze im Freien aufgrund eines lokalen Ausbruchs geschlossen sind, geht Mom ins Bronson’s , um drinnen zu essen, und wenn die Terrasse wieder geöffnet werden darf, ist sie die Erste, die sich demonstrativ draußen hinsetzt. Diese Leute wären dumm, wenn sie nicht zu schätzen wüssten, was wir für ihr Geschäft tun.
    Der Kellner trug ein Tablett mit unseren üblichen Getränken herbei: Kaffee für Mom und Dad, einen Virgin Daiquiri für Buffy, eine

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