Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
wartete Dhalia auf die Antwort. Doch als sie kam, hörte sie sie nicht. Eine kalte Klinge drückte sich plötzlich an ihren Hals. "Keine falsche Bewegung", flüsterte eine Männerstimme in ihr Ohr.
Die Wache! Natürlich! Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie hatte nicht einmal den Versuch unternommen, sich zu verstecken, lauschte offen und ungeschützt an der Tür des Herrschers. Dhalias Verstand arbeitete fieberhaft. Vielleicht konnte sie sich noch herausreden. Vielleicht gab es ja einen guten Grund, warum jemand an der Tür lauschte.
Doch der Soldat, der seine Klinge noch immer an ihrem Hals hatte, öffnete mit der anderen Hand die große Tür und schubste die junge Frau in den Raum hinein.
Dhalia wurde es fast schlecht. Das, was ihr nun bevorstand, erinnerte sie auf unerträgliche Weise an den letzten Vorfall in diesem Turm. Aber dieses Mal würde es kein überraschendes Entkommen für sie geben. Dieses Mal würden sie vorbereitet sein.
Überrascht und verärgert blickten die Prinzessin und der Herrscher zur Tür.
"Diese Dunkelfee hat an der Tür gelauscht", berichtete der Wächter.
Rowena fasste sich als erste. "Das ist keine Dunkelfee", sagte sie von Dhalias Erscheinungsbild milde überrascht. "Halt sie gut fest, ich werde mich nachher um sie kümmern", wandte sie sich an den Wachsoldaten. Dann fixierte sie ihren Ziehvater wieder mit ihrem kalten Blick. "Wo waren wir gerade? Ach ja, ich hatte dir nahe gelegt zurückzutreten."
Der Herrscher lächelte gefährlich. "Hol auf der Stelle Verstärkung", befahl er dem Wächter. "Ich denke, im Verlies ist ein freier Platz zu viel." Verärgert runzelte er die Stirn, als der Soldat nicht sofort gehorchte, sondern die Prinzessin fragend ansah. Noch bevor sie den Mund öffnete, wusste der Herrscher, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
"Du bleibst, wo du bist", entschied Rowena knapp. Der Wächter nickte. "Du siehst also, Vater, deine Ära ist vorbei. Jetzt bin ich an der Reihe."
"Damit kommst du nicht durch!"
"Oh, ich denke schon", erwiderte sie ruhig. "Wie du siehst, habe ich viele auf meiner Seite." Sie verstummte und schien kurz zu überlegen. "Andererseits hast du natürlich Recht. Solange du lebst, werde ich meiner Macht nie sicher sein."
"Was hast du vor?" Der Herrscher wich einen Schritt zurück und griff wie beiläufig in seine Tasche.
Die Prinzessin kam näher. "Es ist nicht persönlich. Du stehst mir einfach nur im Weg." Sie hob ihre Hand. Darin kam eine viel kleinere Version von Chris' Energieschleuder zum Vorschein.
"Nein!" schrie Dhalia verzweifelt aus und anschließend geschah alles sehr schnell.
Sie rammte ihrem Wächter den Ellbogen in den Magen und verpasste ihm einen Schlag, der ihn bewusstlos zu Boden sacken ließ. Dann lief sie los. Sie durfte nicht zulassen, dass die Prinzessin einen kaltblütigen Mord beging. Alles entwickelte sich überhaupt nicht so, wie Dhalia es im Baum der Zeiten gesehen hatte.
Der Herrscher hatte über die kleine Waffe seiner Ziehtocher verächtlich aufgelacht und zog seinerseits eine viel größere Schleuder aus seiner Tasche.
Sie musterte ihn mitleidig und schoss.
Wie in Zeitlupe sah Dhalia die tödliche Kugel auf den Herrscher zurasen, während er seelenruhig wartete, bis sich die Ladung in seiner Waffe aufgebaut hatte. Dhalia sah, wie die Luft um ihn herum rot aufleuchtete, als die Energiekugel seinen Schutzschild erreichte, sah, wie sich sein Gesichtsausdruck plötzlich zu Panik veränderte, als das tödliche Geschoss den Schutz ungehindert durchdrang.
Mit einem lauten Schrei, der zu gleichen Teilen aus Schmerz, Angst und Wut bestand, sank der Herrscher zu Boden. Ein qualmendes, versengtes Loch prangte in seiner Brust.
Erschüttert blieb Dhalia stehen.
Ruhig kam die Prinzessin näher und blickte ungerührt auf den Mann herab, der sie aufgezogen hatte.
"Wie hast du das geschafft?" röchelte er. "Hast du meinen Schild sabotiert?"
"Oh nein, Vater. Dies", sie hielt ihre kleine Waffe hoch, "ist die nächste Generation. Du hattest keine Chance." Sie lächelte. "Ich wusste, du würdest von diesem kleinen Wunderwerk sehr überrascht sein, Vater", fügte sie hinzu, als seine Augen sich schlossen und sein Kopf zur Seite rollte.
"Was hast du getan?" flüsterte Dhalia fassungslos.
"Das, was ich schon längst hätte tun sollen."
Dhalia überlegte schnell. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Immerhin war der Herrscher böse gewesen. "Du hast dein Schicksal erfüllt", sagte sie langsam, wie um sich selbst davon zu
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