Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
sich bei der Frau auf dem Schild tatsächlich um Dhalia handelte. Die Zeichnung passte genau auf die Beschreibungen, die sie bisher von ihr erhalten hatte.
Wenn das Bild auch nur ein wenig Ähnlichkeit mit der Realität hatte, hatte Chris dieses Mal wirklich Geschmack bewiesen. Eliza lächelte leicht - Chris. Vielleicht sollte sie ihm erzählen, dass das Mädchen noch lebte. Er schien sehr betroffen über ihren Verlust gewesen zu sein. Sie sollte es tun. Jedoch erst, wenn sie Dhalia gefasst hatte. Chris hatte in letzter Zeit die störende Angewohnheit entwickelt, ihre Pläne zu durchkreuzen. Außerdem hatte er bereits genug wegen der Kleinen durchgemacht, sie sollte ihn nicht schon wieder da mit hineinziehen. Vielleicht schaffte er es ja tatsächlich, von nun an sauber zu bleiben. Aber wenn alles überstanden war - vorausgesetzt, das Mädchen lebte dann noch immer - würde sie es Chris vermutlich erzählen.
Endlich lichtete sich die Menge ein wenig. Erstaunt nahm Eliza zur Kenntnis, dass dies direkt vor Dhalias Kampfplatz war. Verwirrt hielt sie inne. Sie hätte erwartet, dass die Menge der Schaulustigen hier womöglich noch dichter wurde.
Verärgert stellte Eliza fest, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Das Schild war weg! Das Mädchen war nicht da!
Stattdessen saß ein alter Mann in einer Ecke des Rings und winkte den Besuchern müde zu, weiterzugehen.
Eliza blieb wie vom Donner gerührt stehen. Sie war zu spät! Der Triumph, der so greifbar nah gewesen war, war nun wieder in unerreichbare Ferne gerückt. Aber sie war nicht bereit, so leicht aufzugeben. Zu ihrer Linken entdeckte sie ein buntes Zelt, aus dem gerade eine Schar grinsender Männer strömte. Sie wartete, bis sie vorbeigegangen waren, und ging entschlossen hinein.
Eine junge, nur spärlich bekleidete Frau war gerade dabei, Tücher vom Boden aufzulesen. Eliza ließ den dicken Vorhang, der den Eintritt zum Zelt verdeckte, hinter sich zufallen.
"Die Show ist vorüber. Die nächste beginnt in einer halben Stunde", sagte die junge Frau ruhig, ohne sich umzudrehen.
"Gut, dann haben wir ja genügend Zeit, uns in Ruhe zu unterhalten", erwiderte Eliza.
Ionela drehte sich erschrocken um und musterte die schlanke, gutaussehende Frau, die ihr gegenüberstand. Sie mochte es nicht, Besuch von Frauen zu bekommen. Meistens kamen sie nur, um ihr Vorwürfe wegen ihrer Männer zu machen und sie eifersüchtig anzugiften. Doch die Frau, die nun in ihrem Zelt stand, hatte so etwas wohl kaum nötig. Mit ihren glänzenden schwarzen Haaren, den feinen Gesichtszügen und den funkelnden Augen sah sie zwar ein wenig bedrohlich, doch zweifelsohne wunderschön aus. "Was wollt Ihr von mir?" erkundigte Ionela sich nervös. Ihr behagte der Blick nicht, mit dem die Fremde sie musterte.
"Wo ist Dhalia?" verlangte Eliza zu wissen.
"Woher kennt Ihr Dhalia?" rutschte es Ionela heraus, bevor sie sich zurückhalten konnte.
"Das ist jetzt nicht von Bedeutung, sag mir einfach, was ich wissen will."
"Was wollt Ihr von ihr?" stammelte die junge Frau unsicher.
"Glaub mir, das willst du gar nicht wissen", erwiderte Eliza kühl. "Wo ist sie?"
"Ich ..." Nervös wich Ionela einige Schritte zurück. "Ich weiß es nicht." Die merkwürdige Besucherin machte ihr Angst.
Die Dunkelfee legte ihren Kopf schräg und betrachtete aufmerksam die junge Frau. Sie sagte die Wahrheit, sie wusste tatsächlich nicht, wo Dhalia war. "Weißt du wenigstens, wann sie fort ging und warum?"
"Wer seid Ihr und was wollt Ihr von ihr?" wiederholte Ionela schwach.
Rasch legte Eliza die paar Schritte, die sie von der anderen Frau trennten, zurück und fasste sie mit der linken Hand fest an ihrem Kinn, so dass ihre Gesichter sich beinahe berührten. Sie zwang Ionela, ihr in die Augen zu sehen. "Rate mal", zischte sie.
Vor Angst wie erstarrt blickte die junge Frau in die fremdartigen, fast lila schimmernden Augen - eine Tönung, die sie bei einem Menschen noch nie gesehen hatte.
"Ich sehe, wir verstehen uns", flüsterte Eliza.
Ionela konnte nur nicken.
"Gut. Und jetzt sagst du mir alles, was ich wissen will."
Hätten die Augen der Dunkelfee sie nicht an Ort und Stelle festgehalten, wäre Ionela gewiss zu Boden gesunken, so schwach fühlten sich ihre Beine an. Tränen strömten aus ihren Augen, als sie etwas tat, das sie selbst als Verrat an ihrer Freundin empfand. Doch sie hatte keine andere Wahl. Einer Dunkelfee musste man immer gehorchen. "Sie ist in der Nacht verschwunden. Ich denke, sie hat sich mit Mulgrave gestritten. Sie
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