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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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ihn sorgsam vor ihrer Brust. Dann trat sie in die Nacht hinaus.
Zum Glück waren trotz der späten Stunde noch einige Fenster matt erleuchtet, sonst hätte sie wohl nicht einmal den Weg zu dem kleinen Unterstand, den sie für die Pferde errichtet hatten, gefunden.
Morgenrot schnaubte überrascht, als Dhalia sich ihr näherte, doch sie ließ sich widerstandslos von ihr fortführen. "Jetzt sind es nur noch wir beide, Liebes", flüsterte die junge Frau ihr beruhigend zu, auch wenn ihre Worte im peitschenden Wind untergingen. "Lass uns von hier verschwinden." Trotz ihrer Sicherheitsvorkehrungen befürchtete sie, dass es Mulgrave irgendwie gelingen würde, sich loszumachen und ihr zu folgen. Sie machte sich da keine Illusionen. Wenn er sie erwischte, würde er sie für diesen Abend teuer bezahlen und sie danach höchstwahrscheinlich nicht mehr am Leben lassen.
Eine heftige Windbö riss ihr die pelzbedeckte Kapuze vom Kopf, als sie Morgenrot vorsichtig durch die dunklen Straßen auf das Stadttor zu lenkte.
Es behagte Dhalia ganz und gar nicht, in den Sturm hinaus zu reiten. Doch sie hatte keine Wahl. Sie traute es Mulgrave durchaus zu, dass er am nächsten Morgen bereits alle Tore überwachen ließ, so dass ihr der Weg aus der Stadt verschlossen sein würde.
Vorsichtig spähte sie um eine Hausecke. Vor sich konnte sie das hell erleuchtete Fenster des Wachturms ausmachen. Gleich daneben musste das Osttor der Stadt sein. Zumindest hatte das Unwetter ein Gutes - die Wachen hatten das Tor unbeaufsichtigt gelassen und sich in den warmen Wachturm zurückgezogen. Vermutlich hielten sie es für Wahnsinn, nachts, während eines Schneesturms, die Stadt verlassen zu wollen. Wie Recht ihr damit habt, Jungs, stimmte Dhalia ihnen in Gedanken zu, als sie - Morgenrot am Zügel führend - langsam näher kam und sich schließlich daran machte, die kleine Tür im großen Tor zu entriegeln, die normalerweise für späte Besucher geöffnet wurde. Sie blickte sich noch einmal um, doch es war niemand zu sehen, und trat nach draußen.
Es kostete Dhalia einige Anstrengung, Morgenrot ebenfalls zum Verlassen der schützenden Stadtmauer zu bewegen. Als es ihr schließlich gelungen war, zog sie die Tür wieder sorgfältig hinter sich zu. Sie konnte sie zwar nicht mehr verriegeln, doch mit etwas Glück würden die Soldaten dies für ihr eigenes Versäumnis halten und den Vorfall nicht weiter melden.
Ich hoffe sehr, dass ich das nicht bereuen werde, dachte Dhalia mit einem besorgten Blick in die fast undurchdringliche Finsternis, die sie umgab, als sie sich in den Sattel schwang. Vorsichtig ließ sie Morgenrot einige Schritte gehen. Während in der Stadt die Straßen zumindest hin und wieder von den freundlichen Rechtecken der Fenster erleuchtet wurden, gab es außerhalb der Mauern keine einzige Lichtquelle. Der Himmel war völlig von dichten Wolken bedeckt und der Wind peitschte der jungen Frau große Schneeflocken ins Gesicht, die ihre Augen verklebten.
Weiterzugehen wäre Selbstmord, das wusste sie ganz genau. Außerdem spürte sie, wie die Kälte der Nacht mit unbarmherzigen frostigen Fingern nach ihr zu greifen begann. Irgendwo zu ihrer Rechten hörte sie einen hungrigen Wolf wütend heulen. Morgenrot wieherte klagend und Dhalias Herz zog sich vor Mitgefühl und Angst schmerzhaft zusammen.
Verzweifelt versuchte sie, die sie umgebende Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen. Tief im Inneren wusste sie eigentlich, dass sie das Unvermeidliche nur hinauszögerte. Sie musste zurück in die Stadt und hoffen, dass sie am Morgen unerkannt hinausschlüpfen konnte.
Ein letztes Mal blickte Dhalia sehnsüchtig dorthin, wo sie die Straße vermutete. Plötzlich stockte sie. Sie konnte tatsächlich etwas
    sehen
. Hatte der Sturm etwa nachgelassen? Hellte sich der Himmel auf? Sie blickte hoch, doch sie konnte außer der unendlichen Schwärze und des sie blendenden Schnees nichts erkennen.
Sie schaute wieder nach vorne. Sie hatte sich nicht geirrt. Jetzt, wo sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, konnte sie den Weg, der sich zu ihren Füßen schlängelte, erkennen. Nein, es war gar nicht der Weg, sondern ein mattes Leuchten, das von ihm ausging und das wie ein Pfad unzweifelhaft von der Stadt wegführte.
Mit einem Stoßgebet zu den Guten Geistern, dass es sich dabei nicht um eine ihr noch unbekannte Art von Irrlichtern handelte, machte Dhalia sich vorsichtig auf den Weg.

Schon nach kurzer Zeit hatte sie kein Gefühl mehr in ihren Fingern und

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