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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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unter das
grüne Licht von Biolum-Stäben, die Alex halbiert und in
eine der Dachstützen klemmt. Milena setzt eine Brille mit
ausfahrbaren Zoom-Linsen auf, an der ein kleines Faseroptik-Licht
befestigt ist. Sie weist die Puppe an, sich auf die
Sperrholz-Verkleidung zu setzen, und fordert Alex auf, die Augen zum
Schutz vor den Lichtpulsen zu schließen.
    »Du hast mein Gehirn irgendwie verändert, damals, als
ich zu deinem Haus kam«, sagt Alex. »Und das von Doggy
Dog.«
    »Es ist nicht mein Haus. Es gehört der Firma. Ihr
gehört alles.«
    »Bestimmt nicht alles. Die Firma ist nicht die
Welt.«
    »Mach jetzt die Augen zu, Alex! Das war deine Idee.«
    Alex gehorcht. Die Entwarnung kommt etwa dreißig Sekunden
später. Die Puppe liegt auf dem Rücken, die Augen weit
geöffnet, den Blick verschwommen.
    »Natürlich habe ich dich verändert«, sagt
Milena. »Genauso wie Delbert und Doggy Dog. Sollte Delbert dir
noch einmal Ärger bereiten, dann leuchte ihm einfach mit einem
200-Hertz-Blitzlicht in die Augen, und er wird alles tun, was du von
ihm verlangst. Ich habe bei euch allen den gleichen Fembot-Stamm
eingeschleust. Er infiziert die Sehrinde und reagiert auf Lichtreize
– ganz ähnlich wie der Steuerchip der Puppe. Ich
entwickelte ihn, um meine Bewacherin außer Gefecht zu
setzen.«
    »Nanny Greystoke.«
    Das weiße Zimmer – die Frau – ihr leerer
Blick.
    Milena lacht. »Sagen wir mal so – Nanny Greystoke hat
eine ungewöhnlich blühende Phantasie.«
    Sie erklärt, daß sie ein Aerosol-Spray benutzt hat, als
Alex durch die Tür kam, Buckyball-Fembots in einer
Fluorkohlenstoff-Trägersuspension, die in die
Blutgefäße hinter der Kehle eindrangen und die
Blutschleuse zum Gehirn passierten, als er mit ihr Tee trank. Dabei
veränderten sie nicht nur die Sehrinde, sondern löschten
die Stunden ihres Zusammentreffens nahezu vollständig aus seinem
Gedächtnis. Er werde sich nie daran erinnern, worüber sie
sprachen, sagt Milena, oder welche Sorte Tee sie ihm servierte.
    »Welche Sorte war es denn?«
    »Earl Grey. Ist das so wichtig?«
    »Nein – wohl nicht.«
    Milena versichert Alex, daß sie keine Befehle in sein
Unterbewußtsein gepflanzt hat, aber Alex traut ihr nicht so
recht. Sie hat nun mal diesen ausgeprägten Drang, andere
Menschen zu manipulieren, zu kontrollieren. Dazu gehört auch
ihre Vorliebe für lange Erklärungen. Wie schwer muß
es sie angekommen sein, ihr Wissen vor der Firma geheimzuhalten! Sie
ist etwas völlig Neues, okay. Eigentlich sollte man ihr das
Gefahrsymbol für genmanipulierte Produkte auf die Stirn
tätowieren.
    Die Behandlung der Puppe dauert drei Stunden. Milenas silbrige
Tasche enthält alles, was sie für die Operation braucht.
Sie errichtet eine Art Stützgerüst um den Kopf der Puppe
und verankert es an einem Dutzend Punkten durch Mikrometerschrauben.
Dann träufelt sie der Puppe C-Curarin in das rechte Auge, um es
ganz ruhigzustellen, und schiebt eine Art Löffel zwischen
Augapfel und Knochenhöhle. Das Gerüst ist mit Manipulatoren
für mikrochirurgische Eingriffen ausgestattet. Milena beugt sich
über die Puppe, fährt die Zoom-Linsen für die
Feinarbeit aus und verwendet die Manipulatoren, um den Steuerchip
abzuklemmen und zu zerlegen.
    Alex fragt, warum sie das Ding nicht einfach umprogrammiert, und
sie erklärt ihm, daß es sich um eine sogenannte PROM
handelt, eine programmierbare ROM, die man nur einmal mit Daten
beladen kann. Sobald der Code in den Chip eingebrannt ist, lassen
sich die Informationen, die er enthält, nur noch lesen, aber
nicht mehr verändern. Die Software wird so zur Hardware und
steuert die Programmroutinen der Puppe. Sobald eine Puppe neue
Aufgaben erhält, muß der Chip ausgetauscht werden.
    Während Milena mit Alex spricht, nimmt sie mit einer winzigen
Pinzette einen Chip von dem Mikrochirurgie-Gerüst und schiebt
ihn in die Augenhöhle der Puppe. Alex halbiert den nächsten
Biolum-Stab, und Milena verschaltet den neuen Chip. Sein Rücken
und seine Oberschenkel schmerzen von der gebückten Haltung;
Milena ist so in ihre Arbeit vertieft, daß sie sich in den
letzten beiden Stunden kaum einmal aufgerichtet hat. Sobald der Chip
eingepaßt ist, bricht sie die Spitze einer Ampulle ab, die eine
milchige Suppe von Nanoware-Assemblern enthält, und
träufelt nicht mehr als einen Tropfen in jedes Auge der Puppe.
Dann injiziert sie eine massive Dosis des Cocktails künstlicher
Hormone, die Alex hergestellt hat, und die Sache ist gelaufen.
     
    Alex streckt

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