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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Weißgold. An den dicken Fischgrätgliedern hing ein großer, Y-förmiger Anhänger, bei dem es sich, auch wenn ich ihn nicht genau erkennen konnte, um einen Wolfskopf handeln musste. »Schön. Aber keine Wær.«
    »Ich bin eine Hexe.« Ich wollte diesmal nicht lange um den heißen Brei herumreden. Beaus Reaktion irritierte mich immer noch.
    Hector trat sofort den Rückzug an, wie vor einem wilden Tier. »Ganz schön riskanter Umgang.« Dabei war er mindestens zweihundert Pfund schwerer und einen halben Meter größer als ich. Trotzdem wich er furchtsam vor mir zurück. Das mochte lächerlich wirken, war aber das Klügste, was er tun konnte.
    »Sie ist cool, Hector. Ein paar von uns frequentieren ihre Zwinger.« An Ig gewandt fügte er hinzu: »Ich wusste davon nichts.« Er wies auf das Bett, als könne die Geste die Worte ersetzen, die er nicht sagen wollte.
    »Was führt dich her?«
    »Sie.«
    »Zurück zu der Frau.« Ig betrachtete mich erneut, doch diesmal so, dass mich der Drang überkam, meinen Blazer besser zu schließen und zuzuknöpfen. »Weshalb?«
    »Weil sie die Hilfe von Wæren brauchen wird.«
    »Was ist mit denen, die ihre Zwinger frequentieren?«
    »Meine Band, ein paar Kumpels, aber die reichen nicht.«
    Bei dem Wort »Band« verzog Ig ein wenig das Gesicht. »Mit wem hat sie sich angelegt? Mit dem Ältestenrat?«
    »Es ist gerade viel los, Ig. Mehr, als ich sagen kann. Ich bin gekommen, um dich um Hilfe zu bitten … aber du hast eigene Sorgen.«
    »Muss wichtig sein. Sonst wärst du nicht zurückgekommen.« Ignatius nahm Johnnys Arm. »Es gibt nur noch eine Möglichkeit.« Dann sagte er ernst: »Nimm meinen Platz ein.«
    Johnny zuckte zurück und stand auf. »Nein!«
    Igs Hand sank mutlos auf das Laken, wo sie einen Augenblick lang ruhig liegen blieb, dann schlossen sich die Finger, und sein Gesicht verzog sich zu einer aufsässigen Miene. »Ich werde ohnehin sterben. Dann wird Todd automatisch an meine Stelle treten, und der wird dir bestimmt nicht helfen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wer Todd war, aber die Schwingungen im Zimmer verrieten mir, dass niemand hier seine Nachfolge befürwortete.
    »Es liegt an dir. Wenn du Dirija wirst, kannst du selbst für Hilfe sorgen.«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht«, gab er zurück, »und ich werde nicht Dirija werden.«
    »Ha!« Ig kämpfte sich vor, wobei ihm die eine Körperhälfte den Dienst versagte. Hector setzte sich in Bewegung, um ihm zu helfen, doch der Herr der Wære funkelte ihn wortlos an, sodass der Riese stehen blieb. So waren wir gezwungen, lange, qualvolle Minuten mit anzusehen, wie er versuchte, den nutzlosen linken Arm mit dem rechten in seinen Schoß zu wuchten und anschließend das linke Bein bis zur Bettkante zu ziehen, um sich dorthin zu setzen, wo zuvor Johnny gesessen hatte. Zweimal entglitt ihm der linke Arm, und Ig verlor jedes Mal die Geduld und wurde ärgerlich. Ein schlimmer, niederschmetternder, furchtbarer Anblick. Es tat mir weh, den Mann wegen eines so einfachen Unterfangens gegen sich selbst kämpfen zu sehen.
    Als Ig seinen Körper endlich dort hatte, wo er ihn haben wollte, keuchte er, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich gebracht. Dann stieß er ungestüm hervor: »Du redest davon, was du willst? Ich will so nicht leben müssen.«
    Ig stieß einen Finger gegen Johnny, ohne dass seine Wut verrauchte. »Auch wenn deine Vergangenheit sich dir verschließt, vor deiner Zukunft kannst du dich nicht verbergen. Erlöse mich von meinem Leid! Jetzt, ich bin am Ende. Erspare mir diese Erniedrigung!«
    Johnny rannte betroffen aus dem Zimmer. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Igs Wutgeheul begleitete uns die Treppe hinab.

11
    Johnny sagte kein Wort, als er auf Beau traf, sondern flog förmlich an ihm vorbei, riss die Tür auf und stürmte den Gehsteig entlang zu seiner Night Train, schwang sich in den Sattel und drehte den Zündschlüssel. Ich stand wie angewurzelt auf dem Gehsteig und wusste nicht, was ich sagen sollte. Trotzdem stieg ich noch nicht auf.
    Er begriff und schaltete den Motor ab.
    Seine Hände wanderten vom Lenker zu seinen Oberschenkeln. Er legte den Kopf in den Nacken, als könne das Sonnenlicht seinen Kummer und Schmerz wegbrennen. Die hellen Strahlen kosteten seine Haut, schimmerten in seinem Haar und blitzten auf den Ohr- und Augenbrauenringen. Er hatte sich noch immer nicht rasiert, doch die Extrastoppeln standen ihm gut.
    Ich wartete.
    »Ig war da, als ich mich das erste

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