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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Pfanne«, sagte ich.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Ein bisschen Huhn war in Ordnung. Er goss Olivenöl in die Pfanne, gab das in Scheiben geschnittene Fleisch dazu und rührte mit einem Kochlöffel um. »Bist du nicht müde?«
    »Ich meine, wir wussten ja, dass diese Betrachter hart und schnell schuften können, aber das!«
    »Dann lass mich kochen. Du passt auf.«
    »Nein, ich schaffe das schon.«
    Da er die Regie übernahm, ließ ich mich auf der anderen Seite des Tresens nieder.
    Ich überlegte, ob ich ihm von meinem Zusammenstoß und dem Machtkampf mit Menessos erzählen sollte, aber das konnte die Drohung wahr machen, die dieser ausgestoßen hatte, und ich wollte Johnny nicht noch mehr Stress zumuten. Menessos hatte mir etwas versprochen, und das musste genügen.
    Er legte den Kochlöffel weg. »Ist das auch ein Soundsohouse-Bild?«
    »Waterhouse. Ja.«
    »Klar.«
    »Gefällt es dir nicht?« Ich drehte meinen Barhocker, um es mir noch mal anzusehen. »Die Farben passen perfekt hierher.«
    Johnny sah noch einmal genauer hin. »Ja. Ich schätze, es ist ganz passend.«
    Ich wirbelte wieder herum. »Es ist ganz passend? Puritanische, komische Museumskuratoren würden sich um dieses Bild prügeln.«
    »Kann ich das im Bezahlfernsehen sehen?« Lachend fügte er hinzu: »Ich weiß noch, wie Ig mich mal zum Boxen mitgenommen hat … «
    Ich wartete darauf, dass er den Satz beendete, aber er ließ es bleiben. Die Pfanne auf dem Herd beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit.
    »Ja und?« Meine Ellbogen ruhten auf dem Tresen.
    »Der Typ ging in der dritten Runde k. o.« Er sprach ausdruckslos.
    Den Rest des Kochens erledigte er stumm. Als Johnny schließlich zwei vortrefflich duftende Teller auf dem Küchentresen abstellte, sagte er: »Ich habe beschlossen, dass … « Er hob eine Flasche Weißwein. »… Ig nichts für uns tun kann. Das Rudel wird Kopf stehen, also lassen wir es besser einfach in Ruhe.« Er durchwühlte die Schublade und brachte einen Korkenzieher zum Vorschein. »Wir finden einen anderen Weg.« Er entkorkte den Wein, goss zwei Gläser voll und stellte sie vor uns auf den Küchentresen. Er kam um den Tresen herum und setzte sich neben mich. »Es gibt immer einen anderen Weg, richtig?«
    Ich lächelte. Er erwiderte mein Lächeln, doch seine Augen blieben dunkel und traurig. Er wollte anscheinend, dass ich ihm beipflichtete. Seine Vaterfigur starb, und ich konnte uneingeschränkt verstehen, warum er nichts unternahm, um durch den Tod dieses Mannes Domn Lup zu werden. Zwar stand ich Aquula nicht sonderlich nahe, aber das Leben wollte ich ihr auch nicht nehmen – nicht mal, um Menessos’ Existenz zu retten.
    Allerdings konnte er seinem Schicksal nicht ewig entgehen.
    Einerseits wollte ich ihn dazu drängen. Schließlich benötigte ich dringend Hilfe, um Menessos zu retten, und wenn Johnny seine Führungsrolle beanspruchte, würde das Rudel nach seiner Pfeife tanzen. Andererseits verfügte ich nicht nur über diese eine Option. Xerxadrea hatte mir einen anderen möglichen Weg gewiesen.
    Aber zwischen all diesen möglichen Wegen schlug mein Herz, und das erkannte in diesem Augenblick, dass Johnny sich verzweifelt an das letzte bisschen Kontrolle über sein Leben und seine Entscheidungsfreiheit klammerte. Wenn ich ihn drängte, ganz gleich in welche Richtung, würde ich diesen Augenblick nur unnötig verderben. Also kam es nur darauf an, Johnny eine Stütze zu sein. »Richtig.«
    Wir aßen stumm, doch beim letzten Bissen konnte ich nicht widerstehen, mit meinem Fuß sanft an sein Bein zu stoßen. Er vergalt Gleiches mit Gleichem, und daraus entwickelte sich unter dem Küchentresen rasch ein Wettstreit, wie unter ungezogenen Geschwistern. Doch bei meinem nächsten Vorstoß drehte er sich mit seinem Barhocker rasch aus meinem Aktionsradius.
    »Regelwidrig!«, rief ich, doch er wirbelte meinen Hocker herum. »Ich habe gerade erst gegessen!«, protestierte ich. Nach drei Drehungen lachte ich und setzte mich geräuschvoll zur Wehr. Darauf stoppte er meine Karussellfahrt, sodass ich fast vom Hocker fiel und mir ein bisschen schwindlig wurde. Mit offener Bewunderung sah er mir beim Lachen zu.
    »Was?«
    Johnny beantwortete die Frage nicht, sondern beugte sich zu mir. Sein Mund, seine vollkommenen, weichen Lippen drückten sich auf meine. Tief in mir zogen sich Muskeln zusammen und pumpten süßes Verlangen in meinen Körper.
    Ich vergrub meine Finger in seinem dunklen Haar und küsste ihn. Mit der Hand in meinem

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