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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Kirschholztür mit einem eleganten Messinggriff.
    »Die zukünftige Erus Veneficus wünscht den Meister zu sprechen«, verkündete der Betrachter, verneigte sich und ließ mich mit den Vampiren allein. Beide beeindruckend und grimmig. Der eine hätte ein magerer Wikinger, der andere ein Zulukrieger sein können. Wenn sich auf ihrem Gesicht eine andere Miene als die eines Lumpenhunds abgezeichnet hätte, wäre das für beide das endgültige Aus gewesen.
    Sie wirkten erwartungsvoll und strahlten gefährlichen Hunger und Reizbarkeit aus. Ich verspürte den Drang, die Arme in die Luft zu werfen und »Buh!« zu rufen, aber das hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt.
    »Kann ich eintreten?«
    »Immer«, entgegnete der Zulu.
    Der Wikinger hielt mir die Tür auf. Als ich ihn passierte, holte er tief Luft und nahm meine Witterung auf wie ein hungriger Wærwolf am Freitagabend vor einem Steakhaus.
    Der Raum erinnerte an die Bibliothek eines Bildungsbürgers: Kirschholztäfelung, dunkle Ledersessel, in einem Winkel stand eine komplette Ritterrüstung, in musealen Glasvitrinen lagen Relikte und Waffen längst vergangener Zeiten. Ein Kasten auf dem Schreibtisch, hinter dem Menessos saß, barg einen eklig geschwungenen, glänzenden Dolch neueren Datums. Menessos grinste mich übers ganze Gesicht hinterlistig an.
    Ich bezog zwischen den beiden Besuchersesseln vor dem Schreibtisch Stellung und wollte wissen: »Was zum Teufel hast du getan?«
    »Ich sitze seit Stunden hier und erledige meine Verwaltungsaufgaben, telefoniere, zeichne Anweisungen ab, Rechnungen, aber auch anderen Papierkram und … «
    »Ich sehe aber keinen Papierkram.« Bis auf die Dekorationsstücke und einen zugeklappten Laptop auf der makellosen Schreibunterlage war sein Schreibtisch leer.
    »Ich war gerade fertig, als du in diesem zauberhaften Morgenmantel und nach Wolf stinkend hier aufschlugst.« Sein Blick ließ mich die wahre Bedeutung des Wortes »verschlingen« begreifen. »Du hast ganz rote Wangen. Man könnte meinen, ich hätte dich in Verlegenheit gebracht, aber dann hast du die Hände gehoben und auf deine wohlgeformten Hüften gestützt, daher … « Er formte mit den Fingern eine Kirchturmspitze. »… nehme ich an, dass die roten Wangen eher von Wut herrühren.«
    »Wir wissen beide, dass ich dich zwingen kann, mir zu antworten. Also treib es nicht zu weit!«
    »Du versuchst doch nicht, mir zu drohen, meine Liebe, oder?«
    Damit hatte er meine Wut von »schwelend« auf »rasend« geschaltet. Ich zwang mich, wieder ruhiger zu werden. »Muss denn alles immer auf die harte Tour laufen?«
    »Das Leben ist hart.«
    »Ich bin erst etwas länger als vierundzwanzig Stunden hier, aber deine kranken Spielchen stehen mir jetzt schon bis hier. Jedesmal, wenn alles klar zu sein scheint, lässt du dir etwas Neues einfallen, und wenn ich es mir eine Lehre sein ließe, würde ich auf dem Zahnfleisch von hier weggehen. Gibst du denn nie Ruhe?«
    Der raubtierartige, männliche Ausdruck kehrte zurück, seine Augen verwandelten sich in flirrende graue Teiche. Während er sprach, erhob er sich und kam um den Schreibtisch herum. »Wir alle kämpfen um das, was uns zusteht oder was wir begehren, nicht wahr?« Er lehnte sich an die Vorderseite des Schreibtischs, lüpfte eine Strähne meines feuchten Haars, bewunderte die Bandage und griff mir dann an den Hals. Im nächsten Augenblick riss er das breite Pflaster ab.
    »Au!« Ich versuchte, ihm eine zu scheuern, doch er packte mein Handgelenk.
    »Ich weiß, wie das läuft, Persephone.« Damit ließ er die Bandage in den Papierkorb fallen. Ich wollte mich befreien, aber er hielt mich fest. »Ich weiß, wie du tickst … und dann lässt du dir etwas Neues einfallen, und nicht etwa ich, ehrlich.«
    Die Haut an meinem Hals brannte, nachdem er die Bandage so grob abgerissen hatte. Als er nichts mehr sagte, murmelte ich: »Ich bin froh, dass unsere Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen.«
    »Aber das ist es ja gerade, unsere Gefühle beruhen keineswegs auf Gegenseitigkeit.« In seiner Stimme lag eine Melancholie, die mir zu Herzen ging.
    Jetzt reichte es. Jedesmal, wenn er mich wütend machte, rührte er anschließend an mein Herz oder umgekehrt und so fort, bis mein Widerstand gebrochen war und mein Zorn keine Grenzen mehr kannte. »Überspringen wir das diesmal«, dachte ich. Um auf meine Macht zuzugreifen, stellte ich sie mir bildlich vor und spürte auf der Stelle, wie die Energie sich verdichtete …
    Menessos riss an meinem

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