Feenring (German Edition)
seiner Augen. Er senkte den Blick, ich folgte seiner Blickrichtung und sah, wie unsere Körper eins wurden und er mich ausfüllte.
Mehr brauchte ich nicht.
Ich fiel rückwärts auf den Tresen, spreizte die Arme und stieß den Wein um. Kalte Flüssigkeit ergoss sich unter mir und rann mir ins Haar. Ein Glas zersprang auf dem Boden, aber es war mir egal. Der Granit unter dem Wein wurde glitschig, was Johnny sofort zu seinem Vorteil nutzte. Statt des Tresens packte er nun meine Hüften, zog und schob mich, nahm mich hart.
Ich konnte nicht schreien, meine Stimme hatte sich in den elektrischen Schauern verloren, die mich erschütterten. Es war herrlich. Das Theater hätte um uns einstürzen können, es wäre mir einerlei gewesen, solange er bloß nicht aufhörte. Es machte mir nicht einmal was aus, dass mir plötzlich, als ich spürte, wie er den Fluch nutzte, um an meiner Lust teilzuhaben, Menessos vor Augen stand. Er ließ sich meine lüsterne Gleichgültigkeit auf der Zunge zergehen wie ein Bonbon. Er lachte, und ich spürte den Stich seiner Fangzähne am Hals, seine Finger auf meiner Haut.
Worte brausten in meinem Geist. Menessos’ Stimme. Latein. Ein Chant, der mit »in signum amoris« endete. Dann entwichen die Worte meinen eigenen Lippen, seufzend hauchte ich: »In signum amoris. In signum amoris. In signum amoris.«
Johnny grollte, als die Lust ihn überkam.
Gemeinsam kamen wir zum Höhepunkt, keuchend, miteinander verflochten, dankbar gefangen in den Armen des anderen. Es war großartig.
Bis ich bemerkte, dass Johnny mein Brustbein küsste und flüsterte: »In signum amoris … «
15
Johnny trug mich zum Bett, und bis er laut schnarchte, spielten wir Löffelchen. Dann löste ich mich von ihm, hoffte, mich davonschleichen zu können. »Super«, dachte ich, »endlich mal eine Gelegenheit zum Kuscheln nach dem Sex, und ich haue einfach ab.«
Er rührte sich und fragte müde: »Wo gehst du hin?«
»Duschen.« Damit es keine Lüge blieb, ging ich wirklich duschen. Der Wein hatte sowieso mein Haar verklebt. Als ich frisch geduscht war, schlief er tief und fest, und ich machte den weichen, weißen Designermorgenmantel ausfindig, von dem Risqué geredet hatte. Ich zog ihn zusammen mit den passenden Hausschuhen an, um mich unbemerkt aus dem Zimmer zu stehlen.
Die Fabriktür und der Lärm dahinter stellten ein Problem dar, doch ich musste Menessos finden und schnell zur Rede stellen. Bastard. Da zeigte ich ihm, wo der Hammer hing, und er schikanierte mich bei der erstbesten Gelegenheit aufs Neue.
Ich löste alle Riegel, drehte den Türgriff und öffnete. Dann glitt ich schnell hinaus und machte so geräuschlos wie möglich hinter mir zu.
Ich eilte die Stufen hinunter zu Menessos’ Tür und klopfte lautstark. Ich würde schon herausfinden, was vorhin geschehen war, und nach Xerxadreas Warnung hinsichtlich des Bindefluchs drängte sich mir auch noch eine weitere Frage auf.
Auf mein Klopfen reagierte niemand. Ich drehte den Türknauf. Verschlossen.
Ich pirschte durch das Konversationszimmer hinter die Bühne, wo ich einen Betrachter fand, der in einem Waschbecken Pinsel auswusch. Jeans, T-Shirt und Arbeitsstiefel waren mit Farbe bekleckert. Er war kräftig und hatte einen schlanken, muskulösen Oberkörper.
»Sie da.«
»Ja?« Er sah auf. Seine Augen waren seltsam grün-grau-braun und vermittelten eine Gebrochenheit, die mir Unbehagen einflößte, wie die eines Kampfhundes. Als er mich erkannte, straffte er sich und sagte: »Ja, gnädige Frau?«
»Wissen Sie, wo Menessos ist?«
Er deutete eine Verneigung an. »Folgen Sie mir.«
Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, mit nassem Haar und nichts am Leib als einem Morgenmantel im Theater herumzutrampeln, aber ich konnte jetzt unmöglich einen Rückzieher machen. Also betraten wir das Theater. Ich entdeckte Mountain, der auf beiden Schultern dicke Stoffballen trug, doch die meisten, die hier arbeiteten, waren Vampire. Mein Führer stieß einen gellenden Pfiff aus, worauf alle innehielten und sich mir respektvoll zuwandten.
Als ich sah, dass ein halbes Dutzend Arbeiter in meiner Nähe meine Witterung aufnahm, rief ich: »Weitermachen!« Der Maler führte mich darauf weiter, an Sieben vorbei – sie nickte mir zerstreut zu – zum Podium und in die Eingangshalle. Wir nahmen eine inzwischen aufgeräumte, wiederhergestellte Treppe zu einem Flur im nächsten Stockwerk. Rechts von mir standen am Ende des Flurs zwei blasse, schlanke Vampire beiderseits einer
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