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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Bruder mir zugefügt hatte? Die habe ich mir mit Poesie verdient.«
    Richtig. Die hatte ich vergessen.
    »Es verletzt mich, dass du dich nicht mehr daran erinnerst.«
    »Schön, du hast dich an mich rangemacht, und ich weiß, du bist an mir interessiert. Ich hab’s kapiert. Aber trotz aller Gefälligkeiten, die du mir erwiesen hast und ungeachtet unseres gemeinsamen Schicksals bin ich keine Spielernatur. So lebe ich nicht. Du scheinbar schon. Also tu, was du willst, aber vergeude deine Zeit nicht mit mir und hör um des lieben Friedens willen auf, mich zu irgendwas zwingen zu wollen. Ich will nicht, worauf solche Küsse hinauslaufen.«
    Sein Gesicht wurde zum Inbegriff der Maskulinität. »Worauf laufen sie denn hinaus?« Seine Streicheleinheiten wanderten meinen Arm hinab, bis er nach meiner Hand greifen konnte.
    Ich erwiderte den Druck seiner Hand nicht. »Du sagtest, du willst, was Johnny hat.«
    »Ja, und so ist es auch. Aber ich werde es nicht mit Gewalt nehmen. Was ich durchaus hätte tun können.«
    Auch wieder wahr.
    »Nur ein Kuss. Gönne mir dann und wann einen Kuss, nicht von deinem Diener, nicht vom Herrn der Erus Veneficus, sondern als Belohnung für die Dienste, die ich der Lustrata erweise.«
    Das klang einleuchtend, wenn nicht gar unverfänglich, und es war ja auch nicht so, als wären mir seine Küsse unangenehm gewesen. Eigentlich waren sie sogar verdammt angenehm gewesen. Doch diese Logik missachtete Johnny und missbrauchte sein Vertrauen. Das hatte er nicht verdient.
    »Johnny muss nichts davon erfahren.«
    »Jetzt reicht’s!« Er musste meine Gedanken gelesen haben.
    »Willst du sein Misstrauen noch weiter anstacheln?«
    »Nein … «
    »Dann muss er es nicht erfahren.«
    Ich entwand ihm meine Hand. »Damit bin ich nicht einverstanden, Menessos.« In die Hüften gestemmte Hände: meine Art, meine Aussage noch zu unterstreichen.
    »Er mag dein Beschützer sein«, sagte Menessos und schloss die Finger um den fest verknoteten Morgenmantelgürtel, »doch ich bin dein Führer. Du musst mir die Führung überlassen.« Er zog mich an sich.
    Ich rückte von ihm ab und löste, während ich sprach, seine Finger von dem Gürtel. »Bla, bla. Du sagst mir, was du weißt, weil es richtig ist, oder du lässt es. Dann sterbe ich oder lebe fortan elend unter dem Bindefluch. Egal, wie es kommt, ich brauche so oder so keinen Führer, nicht wahr?« Ich drehte mich auf dem Absatz um und ließ ihn stehen.
    Ich war erstaunt, dass er mich ohne ein Wort ziehen ließ, doch das tat er. Seine Wachen zogen lediglich die Nüstern kraus – meine Wunde verschorfte bereits, war aber unlängst erst wieder aufgerissen worden. »Persephone, ich hatte, was unser Gesprächsthema und die Lage des Ortes, den du aufsuchen musst, angeht, eine Idee. Komm doch für einen Moment zurück, ja?«
    Ich blieb stehen und überlegte. Die Wächter musterten mich interessiert. »Ja, klar.« Es gab keine andere Antwort, die den Schein hätte wahren können, und obwohl ich wahrscheinlich auch auf eigene Faust hätte herausfinden können, was und wo Sturmhut & Absinth waren, war es gewiss weniger umständlich, wenn er mich einfach darüber aufklärte.
    Als sich die Tür erneut schloss, wies er auf die Besuchersessel vor dem Schreibtisch. Ich nahm in einem Platz, und er nahm den anderen. »Du hast recht.«
    Ich wartete.
    »Sollten sich unsere Lippen je wieder begegnen, dann möchte ich, dass du es auch willst, und nicht, weil du unter meinen Einfluss stehst.«
    Alles klar. Wenn es sich wie seine eigene Idee anhörte, war natürlich nichts dagegen einzuwenden. »Ich bin froh, dass wir uns da einigen können.«
    »Sturmhut & Absinth ist in der Arcade. Gleich links, wenn du von der Euclid Avenue kommst. Du musst mit dem Eigentümer reden; wahrscheinlich wird außer ihm niemand dort sein, aber wenn er jemanden eingestellt hat, musst du darauf bestehen, ihn allein zu sprechen. Sag ihm, ich hätte dich geschickt.«
    »Das kriege ich hin, und dann?«
    »Berichte ihm, was du zu befürchten hast. Er ist der Einzige, den ich kenne, der dir sagen kann, was du tun musst.«

17
    Johnny und ich schliefen danach bis zehn. Meine Abwesenheit schien ihm gar nicht aufgefallen zu sein, er beschäftigte sich gut gelaunt mit der Zubereitung des Frühstücks. Ich übte derweil stumm, wie ich ihn fragen sollte, ob er mitbekommen hatte, dass Menessos uns mit seiner Magie ins Liebesleben gepfuscht hatte. Doch er wirkte so glücklich und zufrieden, dass ich ihm die Stimmung

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