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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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sondern lief in die entgegengesetzte Richtung los. Um ein Ziel zu haben, entschied sie sich, Helia beim Ballet abzuholen. In der hell beleuchteten Halle, inmitten von lauter Müttern, die, sich rege unterhaltend, auf ihre Töchter warteten, normalisierte sich ihr Puls endlich.

16.
    K omm doch bitte noch einmal her!«
    Wie angewurzelt blieb Noraya auf der Treppe stehen. Was wollte Papa von ihr? Seine schlechte Laune war schon den ganzen Abend spürbar gewesen. Lustlos hatte er beim Abendessen in seinem Hackfleisch herumgestochert und kein Wort mit Helia und ihr gewechselt. Noraya hatte vermutet, dass es daran lag, dass Mama sich mit ihrer besten Freundin traf. Sie war dann oft bis spät am Abend weg.
    Â»Was ist?« Noraya kehrte um und blieb in der Küchentür stehen.
    Â»Komm rein und setz dich noch einmal zu mir.«
    Sofort spürte sie, wie sich ihre Brust zusammenzog. Dieses Gefühl hatte sie schon als kleines Mädchen jedes Mal bekommen, wenn ihr Vater geschimpft oder ihr eine Strafe angekündigt hatte. Was war heute der Grund?
    Ã„ngstlich registrierte sie die ausgebreitete Zeitung, die auf dem Tisch lag. Vielleicht stand da etwas über das Festival drin? Über Faris’ Absturz. Oder er hatte ein Foto von Engelhauch entdeckt? In den ersten Tagen nach dem Festival hatte Noraya die Zeitung jeden Morgen vor der Schule nach einem möglichen Artikel durchsucht. Doch nach einer Woche hatte sie nicht mehr damit gerechnet. Ein kurzer Blick auf den aufgeschlagenen Teil genügte und sie erkannte die große Bühne auf dem Foto. Gott sei Dank war es kein Schnappschuss von Engelhauch, sondern von Ef-Ef-Why. Faris stand nah am Rand der Bühne, zu den Fans heruntergebeugt, und sang aus voller Kehle ins Mikrofon. Ihn so lebendig und gesund zu sehen, tat weh. Während ihr Vater sich einen Mokka eingoss, las Noraya die Überschrift: Junger Band-Sänger immer noch im Koma – Polizei rätselt weiter über das Motiv des Täters.
    Â»Ah, du liest es schon.« Noraya zuckte zusammen.
    Â»Lies nur alles gut durch. Genau darüber möchte ich mit dir sprechen.«
    Norayas Vater schob die Zeitung zu ihrem Platz und setzte sich hin. In aller Seelenruhe rührte er in seiner kleinen Tasse, während Noraya angestrengt las. Mit jedem Satz wuchs der Druck in ihrer Brust. Voller Panik erwartete sie jeden Moment, über die verfängliche Nachricht zu stolpern, wegen der ihr Vater sie geholt hatte. Aber es kam nichts dergleichen. Im Artikel ging es ausschließlich um die grausame Tat an Faris. Es hieß, dass man im Umfeld des jungen Mannes ermittle, aber bisher keine Anhaltspunkte gefunden hätte, die Rückschlüsse auf den Täter und dessen Motiv zulassen würden. Der letzte Absatz lautete: Die seitens der Eltern geäußerte Vermutung, dass ihr Sohn vielleicht Opfer eines fremdenfeindlichen Anschlags geworden sein könnte, weist die ermittelnde Behörde zurück. Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.
    Â»Das ist schlimm, was da passiert ist. Und ich werde dir jetzt eine Frage stellen, die du mir unter allen Umständen wahrheitsgemäß beantworten musst«, bereitete ihr Vater sein Anliegen vor. »Mit deiner Mutter habe ich mich deshalb schon gestritten. Weil ich es nicht länger dulden werde, dass ihr mich belügt. Noraya, warst du auf diesem Festival?«
    Noraya sah von der Zeitung auf. Es kostete sie alle Kraft, ihrem Vater in die Augen zu schauen. Sein Blick war durchdringend und fordernd. Was weiß er? Was hat Mama ihm gesagt? Wie soll ich antworten? Noraya schluckte, während tausend Fragen in ihrem Kopf herumschwirrten. Ihr Mund fühlte sich trocken an.
    Â»Da musst du überlegen? Es ist noch nicht lange her. Warst du dort?«
    Â»Klar war ich dort. Genau wie im letzten Jahr. Immer tagsüber«, antwortete sie schließlich.
    Â»An welchen Tagen?«
    Â»Freitag und Samstag«, sagte Noraya und schaute ihren Vater kampflustig an. Der Ring um ihre Brust hatte sich ein wenig gelockert.
    Â»Und warum erzählst du mir dann nichts von diesem schrecklichen Unfall, der dort passiert ist?«
    Â»Ich habe Mama davon erzählt. Du warst ja gar nicht da.«
    Â»Dieser Junge, der da hinabgestoßenen wurde, ist ägyptischer Abstammung. Wusstest du das? Er ist ein Moslem. Einer von uns! Und du erzählst mir nichts davon? Ist dir nicht klar, was das für dich bedeutet?«
    Noraya schaute ihren Vater

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