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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Antwort zu finden. »Excusationem vobis pro vestitu meo atque etiam tarditate facio.« Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung und meine Erscheinung.
    Der Merlin betrachtete mich leidenschaftslos und distanziert und überließ es mir, mich um Kopf und Kragen zu reden. Ebenezar schlug sich eine Hand vor die Augen.
    »Was ist?«, fragte ich ihn grimmig flüsternd.
    Mein ehemaliger Lehrer schielte zu mir hoch. »Na ja, zuerst sagtest du: ›Ich bin ein Häuflein Elend, Merlin, und ein langer, trauriger Tag hielt mich auf. Ich brauche eine andere Wäscherin.‹«
    Ich blinzelte. »Was?«
    »Das hat der Merlin daraufhin auch gefragt, und dann sagtest du: ›Entschuldigung, dass ich angekleidet bin, und außerdem mache ich spät.‹«
    Ich lief knallrot an. Die meisten Anwesenden starrten mich immer noch an, als wäre ich ein tobsüchtiger Irrer, und dann dämmerte mir, dass die meisten Magier im Raum wahrscheinlich noch nicht einmal Englisch sprachen. In ihren Ohren hatte ich wohl wirklich geklungen wie ein Verrückter. »Der verdammte Fernkurs. Vielleicht solltest du doch besser für mich übersetzen«, sagte ich.
    Ebenezars Augen funkelten, obwohl er mit gemessenem Ernst antwortete. »Aber gern.«
    Ich ließ mich nieder, während er aufstand und meine Entschuldigung vortrug. Sein Latein war knapp und präzise, seine Stimme erfüllte mühelos den ganzen Saal. Die übrigen Magier schienen sich mehr und mehr zu beruhigen, je länger er sprach.
    Der Merlin nickte und fuhr in seinem perfekten Latein fort. »Danke für Ihre Hilfe, Magier McCoy. Die erste Amtshandlung, bevor wir uns der anstehenden Krise zuwenden, besteht darin, den Ältestenrat wieder voll zu besetzen. Wie einige von Ihnen zweifellos schon wissen, wurde der Älteste Pietrowitsch vor zwei Tagen bei einem Angriff des Roten Hofes getötet.«
    Überall im Theater waren Keuchen und leises Murmeln zu hören.
    Der Merlin wartete einen Moment. »Frühere Konflikte mit dem Roten Hof wurden nie mit dieser Heftigkeit ausgetragen, was als Abweichung von ihrer üblichen Strategie betrachtet werden kann. Die Folge ist, dass wir schnell auf die weiteren Entwicklungen reagieren müssen, und dies erfordert einen vollzählig besetzten Ältestenrat.«
    Der Merlin sprach noch weiter, aber ich beugte mich zu Ebenezar hinüber. »Lass mich raten«, flüsterte ich. »Er will die freie Stelle so besetzen, dass er jede Abstimmung gewinnt?« Ebenezar nickte. »Drei Stimmen sind ihm dann sicher, oft sogar vier.«
    »Was werden wir dagegen tun?«
    »Du wirst überhaupt nichts tun, zumindest jetzt noch nicht.« Er sah mich scharf an. »Reiß dich am Riemen, Grünschnabel. Ich meine es ernst. Der Merlin hat mindestens drei Pläne, um dich zu erledigen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Was? Woher weißt du das?«
    »So geht er immer vor«, murmelte Ebenezar. Ein hässliches Funkeln trat in seine Augen. »Einen Plan, einen Ersatzplan und ein Ass im Ärmel. Den ersten versenke ich, und beim zweiten werde ich mithelfen, der dritte ist dann aber allein deine Sache.«
    »Was meinst du damit? Welcher Plan?«
    »Still jetzt. Ich muss aufpassen.«
    Ein Magier mit borstigen weißen Augenbrauen und großem blauem Bart, dessen Kahlkopf mit verschnörkelten blauen Tätowierungen bedeckt war, beugte sich von der anderen Seite herüber und funkelte mich an. »Sch-scht!«
    Ebenezar beschwichtigte den Mann, dann beobachteten wir wieder die Bühne.
    »Aus diesem Grund«, fuhr der Merlin fort, »bitte ich jetzt Klaus Schneider, einen erfahrenen, klugen Magier von makellosem Ruf, die Verantwortung als Mitglied des Ältestenrates zu übernehmen. Sind alle dafür?«
    Martha warf einen Blick zu Ebenezar und murmelte: »Einen Augenblick, verehrter Merlin. Ich glaube, das Protokoll verlangt vorher eine Debatte.«
    Der Merlin seufzte. »Unter normalen Umständen, Magierin Liberty, würde ich dem natürlich zustimmen, doch wir haben keine Zeit für die Feinheiten der üblichen Prozeduren. Der Zeitfaktor ist sehr wichtig. Deshalb müssen wir…«
    Indianerjoe unterbrach ihn. »Magier Schneider ist ein ausgezeichneter Beschwörer und hat einen guten Ruf, was seine Fertigkeiten und seine Aufrichtigkeit angeht. Er ist jedoch ein wenig jung für einen derart verantwortungsvollen Posten. Hier sind Magier anwesend, die ihm an Erfahrung und in der Anwendung der Kunst überlegen sind und daher vom Rat als Kandidaten in Betracht gezogen werden sollten.«
    Der Merlin wandte sich mit verkniffener Miene an Indianerjoe. »Danke

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