Feenzorn
Funkeln eines dunklen Auges und einen struppigen grauen Bart auf gebräunter Haut erkennen konnte. Das zweite Auge konnte ich nicht entdecken, aber es kam mir so vor, als wäre der im Schatten liegende Teil seines Gesichts verzerrt und verwachsen. Vielleicht eine Entstellung nach einer schweren Verbrennung. Anstelle der zweiten Augenhöhle bemerkte ich dafür etwas Silbernes, Spiegelndes.
Er beugte sich näher zu mir und flüsterte mir seine Frage ins Ohr: »Hat Mab schon einen Gesandten gewählt?«
Es fiel mir schwer, mir die Überraschung nicht anmerken zu lassen, doch ich bin sowieso nicht gut darin, meine Gefühle zu verbergen. Im Auge des Türhüters flackerte etwas wie Verstehen.
Verdammt auch. Jetzt war mir klar, warum Mab so zuversichtlich gewesen war. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass ich mich einer solchen Abmachung nicht verweigern würde, und sie hatte mich manipuliert, ohne unseren Vertrag zu brechen. Mab wollte, dass ich ihren Fall übernahm, und sie schien keine Probleme damit zu haben, sich in einen übernatürlichen Krieg einzumischen, um zu bekommen, was sie wollte.
In meinem Büro hatte sie mit mir gespielt, und ich war darauf hereingefallen. Ich hätte mir einen Tritt versetzen können, so idiotisch kam ich mir vor.
Jedenfalls wäre es sinnlos gewesen, den Mann anzulügen, der über mein Schicksal entscheiden würde. Ich nickte. »Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Ein gefährlicher Zwischenzustand. Der Rat kann es sich nicht erlauben, Sie zu behalten, aber er kann Sie auch nicht hinauswerfen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie werden es gleich verstehen.« Er zog sich wieder die Kapuze über den Kopf und murmelte: »Ich kann Sie nicht vor Ihrem Schicksal beschützen, ich kann Ihnen nur die Möglichkeit geben, sich selbst darum zu kümmern.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sehen Sie denn nicht, was geschieht?«
Mit gerunzelter Stirn beäugte ich ihn. »Ein gefährliches Ungleichgewicht der Kräfte. Der Weiße Rat ist in der Stadt, und Mab mischt sich in unsere Angelegenheiten ein.«
»Oder wir mischen uns in die ihren ein. Warum hat sie einen sterblichen Gesandten ausgewählt, junger Magier?«
»Weil irgendjemand da oben eine bösartige Freude an meinem Leiden findet?«
»Das Gleichgewicht«, korrigierte mich der Türhüter. »Es geht immer um das Gleichgewicht. Beseitigen Sie das Ungleichgewicht. Lösen Sie die Situation auf. Beweisen Sie Ihren Wert auf eine Weise, dass niemand mehr daran zweifeln kann.«
»Wollen Sie mir etwa raten, tatsächlich für Mab zu arbeiten?«
Meine Stimme klang dünn und hohl, als steckte ich in einer Kaffeebüchse.
»Welches Datum haben wir heute?«, fragte der Türhüter.
»Heute ist der achtzehnte Juni.«
»Ah, natürlich.« Der Türhüter wandte sich ab, und die Umgebungsgeräusche klangen wieder normal. Er gesellte sich zu den anderen Ehrwürdigen, und dann kehrten sie zu ihren Podien zurück. Podii? Podia? Wie auch immer. Der verdammte Fernkurs.
»Ruhe«, rief der Merlin wieder, und nach ein paar Augenblicken verstummten die Versammelten.
»Türhüter«, sagte der Merlin, »wie lautet Ihre Entscheidung?«
Der schweigsame Türhüter hob eine Hand. »Wir haben unsere Füße auf einen dunklen Weg gesetzt«, begann er. »Auf einen Weg, der nur noch gefährlicher werden kann. Die ersten Schritte sind entscheidend, wir müssen sie mit Vorsicht tun.«
Die Kapuze drehte sich zu Ebenezar, und der Türhüter fuhr fort: »Sie lieben den Jungen, Magier McCoy. Sie würden kämpfen, um ihn zu verteidigen, und Sie dienen unserer Sache mit großer Hingabe. Ich respektiere Ihre Entscheidung.«
Er wandte sich an LaFortier. »Sie hinterfragen Magier Dresdens Loyalität und seine Fähigkeiten und deuten an, an einem verdorbenen Baum könne nur eine verdorbene Frucht wachsen. Ihre Sorge ist verständlich, und falls sie eine Grundlage hat, dann ist Magier Dresden eine große Gefahr für den Rat.« Die nächsten Worte richtete er an die Ehrwürdige Mai. Er neigte die Kapuze ein wenig, und sie antwortete mit einem kleinen Nicken. »Ehrwürdige Mai«, fuhr der Türhüter fort, »Sie stellen Magier Dresdens Fähigkeit in Frage, seine Kräfte weise zu benutzen und zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Sie fürchten, DuMornes Lehren hätten ihn auf eine Weise in die Irre geleitet, die nicht einmal er selbst zu erkennen vermag. Auch Ihre Ängste sind berechtigt.«
Schließlich wandte er sich an den Merlin. »Verehrter Merlin, Sie wissen, dass Dresden Tod und
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