Feenzorn
Gefahr über den Rat gebracht hat. Sie glauben, die Gefahr sei gebannt, wenn Sie ihn entfernen lassen. Auch Ihre Befürchtungen sind verständlich, aber nicht vernünftig. Unabhängig von dem, was mit ihm geschieht, müssen wir feststellen, dass der Rote Hof dem Rat einen Schlag versetzt hat, der zu heftig war, um ignoriert zu werden. Eine Einstellung der gegenwärtigen Feindseligkeiten wäre nur die Ruhe vor dem Sturm.«
»Genug, Mann«, verlangte Ebenezar. »Nun stimmen Sie schon für oder gegen ihn.«
»Ich ziehe es vor, meine Entscheidung von einer Prüfung abhängig zu machen. Ich denke da an eine Prüfung, die auf der einen Seite alle Ängste beschwichtigen oder auf der anderen Seite beweisen wird, dass er das in ihn gesetzte Vertrauen nicht verdient hat.«
»Was für eine Prüfung?«, wollte der Merlin wissen.
»Mab«, antwortete der Türhüter. »Dresden soll die Bitte der Königin Mab erfüllen. Damit gewinnt er die Unterstützung des Winterhofs für uns. Wenn ihm das gelingt, sollten Sie an seinen Fähigkeiten nicht mehr zweifeln können, LaFortier.« LaFortier runzelte die Stirn, dann nickte er dem Türhüter zu.
Dieser wandte sich an die Ehrwürdige Mai. »Sollte es ihm gelingen, dann zeigt er damit auch, dass er bereit ist, die Verantwortung für seine Fehler zu übernehmen, und dass er willens ist, sich gegen seine eigenen Wünsche für das Wohl des Rates einzusetzen. Dies sollte Ihre Besorgnis hinsichtlich seiner Urteilsfähigkeit beilegen. Im jugendlichen Überschwang Fehler zu begehen ist kein Verbrechen – aber es ist eines, wenn man nicht daraus lernt. Einverstanden?«
Die Ehrwürdige Mai kniff die rheumatischen Augen zusammen, stimmte dem Türhüter jedoch mit einem gemessenen Nicken zu.
»Und Sie, verehrter Merlin. Ein solcher Erfolg sollte uns im kommenden Krieg einen großen Vorteil verschaffen. Wenn der Rote Hof entschieden ins Hintertreffen gerät, weil uns die Wege durch das Niemalsland offen stehen, könnte der Krieg sehr schnell beendet sein. Gewiss würde dies zugleich ein für alle Mal Dresdens Entschlossenheit beweisen, dem Rat zu dienen.«
»Das ist alles schön und gut«, wandte Ebenezar ein, »aber was ist, wenn er scheitert?«
Der Türhüter zuckte mit den Achseln. »Dann sind die Ängste der anderen vielleicht eher berechtigt als Ihre Zuneigung, Magier McCoy. Wir müssten dann wohl den Schluss ziehen, dass seine Ernennung zum Vollmagier voreilig war.«
»Alles oder nichts?«, antwortete Ebenezar. »Läuft es darauf hinaus? Sie verlangen vom jüngsten Magier im Rat, sich irgendwie mit den Besten der Königin Mab anzulegen? Mit Mab? Das ist keine Prüfung, sondern eine verdammte Hinrichtung. Woher soll er überhaupt wissen, was sie verlangt?«
Ich stand mit weichen Knien auf. »Ebenezar«, begann ich.
»Wie zum Teufel soll der Junge wissen, was sie will?«
»Ebenezar…«
»Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du…« Dann blinzelte er und starrte mich ebenso an wie alle anderen im Saal. »Ich weiß, was Mab will«, erklärte ich. »Sie kam heute Morgen zu mir und bat mich, Nachforschungen für sie anzustellen. Ich habe abgelehnt.«
»Bei den Toren der Hölle«, keuchte Ebenezar. Er zog das blaue Stirnband aus der Tasche und wischte sich die glänzende Stirn ab. »Grünschnabel, das übersteigt deine Fähigkeiten.«
»Es sieht so aus, als müsste ich schwimmen oder untergehen«, sagte ich.
An mich gewandt, murmelte der Türhüter auf Englisch: »Werden Sie diese Herausforderung akzeptieren, Magier Dresden?«
Ich nickte. Mein Hals war wie ausgetrocknet, ich schluckte schwer und hielt mir vor Augen, dass mir sowieso nichts anderes übrigblieb. Wenn ich nicht mit den Feen spielte und gewann, würde mich der Rat den Vampiren auf dem Silbertablett servieren. Die Feen konnten mich ganz sicher mühelos umbringen, und die Vampire konnten mich nicht nur töten, sondern noch weitaus schlimmere Dinge mit mir anstellen.
Das war, wenn man so will, ein schlechtes Geschäft. Trotzdem musste ich immer im Blick behalten, dass dies nur die gerechte Strafe für all die Zerstörung und vielleicht sogar die Todesfälle war, für die ich im vergangenen Jahr verantwortlich gewesen war. Außerdem war es das einzige Spiel, bei dem ich überhaupt noch mitspielen durfte. Ich packte meinen Stab fester und sprach so laut und deutlich, wie ich es noch vermochte.
»Ja, ich akzeptiere.«
7. Kapitel
Der Rest der Ratssitzung verlief, jedenfalls aus meinerSicht, eher
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