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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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träumen. Offensichtlich war mein Unterbewusstsein – wir waren uns schon begegnet, es ist ein richtiger Trottel – mit irgendetwas beschäftigt, denn der Traum war eine Variation eines Themas, das sich in meinen Träumen oft wiederholte, seit ich Susan das letzte Mal gesehen hatte.
    Es begann mit einem Kuss.
    Susan hat wundervolle Lippen. Nicht zu schmal, nicht zu voll, und immer weich und warm. Wenn sie mich küsste, versank die ganze Welt um mich. Nichts zählte mehr außer der Berührung ihrer Lippen. Ich küsste die Traum-Susan, und sie schmolz mit einem leisen Seufzen dahin, ich spürte ihren geschmeidigen, willigen Körper. Sie streichelte meine Brust und kratzte mich zärtlich mit den Fingernägeln.
    Nach einem langen Augenblick zog ich mich ein wenig zurück, meine Augen waren fast zu schwer, um sie zu öffnen. Meine Lippen zitterten und kribbelten und sehnten sich nach weiteren Küssen, damit es wieder aufhörte. Sie blickte mit glühenden dunklen Augen zu mir auf. Ihr Haar war hinter dem Kopf zu einem langen, seidigen Pferdeschwanz gebunden, der zwischen den Schulterblättern herabfiel. Im Traum war es länger gewachsen. Ihr hübsches, markantes Gesicht hob sich mir entgegen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich sie. Das fragte ich immer. Und wie jedes Mal antwortete sie mit einem kleinen, traurigen Lächeln, aber nicht mit Worten. Ich biss mir auf die Unterlippe. »Ich suche weiter, ich habe noch nicht aufgegeben.«
    Sie schüttelte den Kopf und zog sich von mir zurück, und ich besaß gerade noch genug Geistesgegenwart, um mich umzudrehen. Dieses Mal war es eine dunkle Gasse, und unter der schweren, rhythmischen Musik aus einem Nachtclub vibrierte die Wand neben mir. Susan trug eine dunkle Trikothose und eine ärmellose Bluse, außerdem hatte sie sich meinen schwarzen Ledermantel über die Schultern gelegt. Der untere Saum berührte ihre Füße. Sie betrachtete mich eindringlich, dann wandte sie sich ab und ging zum Eingang des Clubs.
    »Warte«, sagte ich.
    An der Tür drehte sie sich noch einmal zu mir um und streckte die Hand aus. Die Tür ging auf, ein schwaches, rötliches Licht fiel heraus und stellte mit den Schatten in ihrem Gesicht eigenartige Dinge an. Ihre dunklen Augen vergrößerten sich.
    Nein, das war nicht richtig. Nur die schwarzen Pupillen wuchsen, bis das Weiß verschwand und dort, wo ihre Augen sein sollten, nur noch Dunkelheit blieb. Es waren riesige, eindeutig nicht menschliche Vampiraugen.
    »Ich kann nicht«, sagte ich. »Wir können dort nicht hinein.«
    Frustriert und zornig verzog sie das Gesicht. Etwas nachdrücklicher streckte sie wieder die Hand zu mir aus.
    Gleichzeitig tauchten aus der Dunkelheit hinter dem Eingang schlanke, bleiche, androgyne Hände auf. Langsam und zärtlich tasteten sie Susan ab, zupften an ihrer Kleidung, ihrem Haar. Flatternd schloss sie einen Moment die Augenlider, dann verkrampfte sie sich und bewegte sich langsam zum Eingang.
    Auf einmal durchfuhr mich eine sinnlose Sehnsucht, scharf wie die Klinge eines Skalpells. Begierde und ein einfaches, fast gewalttätiges Bedürfnis, sie zu berühren und berührt zu werden, erfüllten mich und löschten jeden klaren Gedanken aus. »Nicht«, sagte ich und machte einen Schritt auf Susan zu.
    Sie nahm meine Hand und schmiegte sich stöhnend an mich. Ihre Lippen, ihr ganzer Mund fiel heißhungrig über meinen her, und ich erwiderte die Küsse, fester und fordernder, während meine Zweifel verflogen. Doch auf einmal wurde ihr Kuss giftig, und die Betäubung breitete sich zuerst in meinem Mund aus und griff dann auf meinen ganzen Körper über. Es war mir egal. Ich küsste sie, zerrte an ihren Kleidern, wie sie an meinen zerrte. Die androgynen Hände halfen mit, aber auch darauf achtete ich nicht mehr. Verglichen mit Susans Mund, ihren Händen, ihrer samtweichen und warmen Haut waren sie ein unwichtiges Detail im Hintergrund.
    Das alles war nicht romantisch, sondern pure animalische, fleischliche Begierde. Ich drückte Susan im schwachen roten Licht gegen eine Wand, und sie schmiegte sich fester an mich, bedrängte mich. Ich stieß in sie hinein, und alles fühlte sich auf einmal so seidenweich an, dass ich um meine Kontrolle kämpfte und den Kopf zurückwarf.
    Sie schauderte, und wie immer schlug sie zu, presste den Mund auf meine Kehle. Wärme und Schmerz durchzuckten mich wie ein Blitz und lösten sich in einer watteweichen Glückseligkeit wieder auf, die ihren Küssen glich, aber umfassender war. Mein Körper

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