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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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leer bis auf einige Stapel von Notizen, einen Becher mit Stiften und Bleistiften und unzählige Kerzen. Ich zündete ein paar an und ging zum anderen Ende des Labors. Dort überprüfte ich den kupfernen Beschwörungskreis, der in den Boden eingelassen war, und vergewisserte mich, dass nichts im Kreis lag. Man sollte immer gewappnet sein, falls man mal schnell einen magischen Kreis braucht.
    Nur in einem Bereich des Labors herrschte noch das alte Durcheinander, das sich entwickelt hatte, bevor ich, etwa ein Jahr zuvor, ganz in die Wohnung eingezogen war. Dort gab es ein Regal aus angeschlagenem altem Holz, das ich nicht aufgearbeitet oder ausgetauscht hatte. An beiden Enden des Regals standen Kerzenhalter, auf denen geronnenes Wachs in vielen Farben klebte. Dazwischen breitete sich eine Ansammlung unterschiedlichster Objekte aus – zerfledderte Liebesromane, einige Unterwäsche- und Bademodenkataloge, ein Stück von einem roten Seidentuch, das einst eine ziemlich nackte Frau namens Justine getragen hatte, ein Armreif, bei dem es sich eigentlich um eine halbe Handschelle handelte, und ein gebleichter alter menschlicher Schädel.
    »Wach auf, Bob«, sagte ich, während ich die Kerzen anzündete. »Ich brauche deinen Rat.«
    Tief im Schatten der Augenhöhlen regte sich ein verschwommenes orangefarbenes Licht. Der Schädel bebte ein wenig auf dem Regal, dann öffnete er den Mund, in dem noch alle Zähne steckten, zu einem Gähnen. »Na, hatte der Bursche recht? Gab es irgendwelche bösen Vorzeichen?«
    »Krötenregen«, sagte ich.
    »Echte?«
    »Ja.«
    »Autsch«, machte Bob der Schädel. Eigentlich war er gar kein Schädel, sondern ein Geist, der in dem Schädel wohnte und mir half, bei den sich ständig entwickelnden metaphysischen Gesetzen, die den Gebrauch der Magie regelten, auf dem Laufenden zu bleiben. Aber »Bob der Schädel« ist eben einfacher auszusprechen als »Bob der Geist und Laborassistent«.
    Unterdessen stellte ich die Bunsenbrenner und Becher auf. »Was du nicht sagst. Hör mal, ich bin in einer schwierigen Situation und…«
    »Das wirst du nicht schaffen. Es gibt keine Heilung für Vampirismus. Ich mochte Susan auch, aber es ist unmöglich. Glaubst du denn, die Leute hätten noch nicht nach einer Heilung gesucht?«
    »Ich habe jedenfalls noch nicht danach gesucht«, antwortete ich, »und ich hatte ein paar Ideen, denen ich nachgehen will.«
    »Aye, Kapitän Ahab, har-har-har. Wir werden den weißen Teufel schon schnappen, Sir!«
    »Und ob. Zuerst müssen wir uns allerdings um etwas anderes kümmern.«
    Bobs Augenhöhlen strahlten heller. »Also etwas anderes als diese hoffnungslose, sinnlose Vampirforschung? Das interessiert mich. Hat es mit dem Krötenregen zu tun?«
    Nachdenklich holte ich mir einen Schreibblock und einen Bleistift, um einige Dinge zu notieren. Manchmal half mir das, meine Gedanken zu ordnen. »Möglicherweise. Vor allem ist es eine Mordermittlung.«
    »Alles klar. Wer ist der Tote?«
    »Ein Künstler. Er heißt Ronald Reuel.«
    Bobs Augenlicht verengte sich zu zwei stecknadelkopfgroßen Punkten. »Ah. Wer hat dich gebeten, den Mörder zu finden?«
    »Wir wissen noch nicht einmal, ob es überhaupt ein Mord war. Die Polizei meint, es sei ein Unfall gewesen.«
    »Aber du bist anderer Ansicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bisher weiß ich überhaupt noch nichts, Mab sagt jedoch, er sei getötet worden. Ich soll den Mörder finden und beweisen, dass sie es nicht war.« Bobs schockiertes Schweigen dauerte fast eine Minute. Mein Stift kratzte übers Papier, bis er herausplatzte: »Mab? Die Mab?«
    »Richtig.«
    »Die Königin von Luft und Dunkelheit? Die Mab?«
    »Richtig«, wiederholte ich ungeduldig. »Sie ist deine Klientin?«
    »Ja, Bob.«
    »An diesem Punkt möchte ich die Frage aufwerfen, warum du dich nicht mit ungefährlichen und langweiligen Dingen beschäftigst. Du könntest beispielsweise tollwütigen Gorillas Zäpfchen verabreichen.«
    »Herausforderungen sind mein Leben«, sagte ich.
    »Oder auch nicht, je nachdem«, erwiderte Bob fröhlich. »Ich habe es dir nicht nur einmal, sondern schon tausendmal gesagt. Mit den Sidhe darfst du dich nicht einlassen. Das ist stets komplizierter geworden, als du am Anfang glaubtest.«
    »Danke für den Rat, alter Schädel. Ich hatte da nicht unbedingt die Wahl. Lea hat ihr meine Schuld verkauft.«
    »Dann hättest du deine Freiheit gegen irgendetwas eintauschen sollen«, sagte Bob. »Du weißt schon, irgendwo ein Baby stehlen und es ihr

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