Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse
der Wand.
Am Ausgang öffnet der Kassierer diese Kiste mit einem Spezialschlüssel und holt eine zweite, kleinere, luftdicht verschweißte Plastikverpackung heraus. Für die zahlt man weniger als für eine Pizza und steht vor einem Problem: Das Ding geht einfach nicht auf.
Diese Verpackungen heißen in den Vereinigten Staaten sehr treffend Blister Pack. Blister wie Beule, Bläschen, Brandblase - und für Kunden sind diese Schweißverpackungen (so der deutsche
Fachbegriff für diese besonders fiese Unterform der Sichtverpackung) ungefähr genauso nützlich wie Blasenbildung.
Weil beim Verpacken von Speicherkarten und ähnlichem Technikkleinkram in Blisterpacks die Vorderseite fest mit der Rückseite verschweißt wird, kann man diese Verpackung nicht wirklich öffnen - man muss sie zerstören. Und das geht nicht ohne Schere, Messer oder Schneidzange.
In solchen Plastikhüllen stecken Piratenschiffmodelle, Küchenhelfer, Audiokabel - und winzige SD-Speicherkarten. Warum muss das sein? Speicherkartenanbieter Panasonic begründet die verschweißte Verpackung so: »Der Handel verlangt eine nicht zu öffnende Verpackung in einer Größe, die den Diebstahl der Karten erschwert. Ladendiebstählen soll so vorgebeugt werden.« Denn, so Panasonic, »je teurer der Artikel und je kleiner die Verpackung, desto höher die Diebstahlquote«.
In der Tat sind SD-Speicherkarten ziemlich klein (3 x 2,5 Zentimeter etwa) - und die Schweißverpackungen im Vergleich ziemlich groß (12 x 15 Zentimeter zum Beispiel). Das sei für die Fachmärkte »der sicherste Schutz vor Diebstahl«, erklärt der Speicherkartenhersteller Transcend und argumentiert, dass davon auch die Käufer profitieren, weil »die Fachhändler nicht wegen hoher Diebstahlquoten ihre Preise erhöhen müssen.«
Und die Umwelt? 180 Quadratzentimeter Plastikverpackung für 7,5 Quadratzentimeter Speicherkarte? Ist eben so. Transcend hat nach eigenen Angaben seine Blisterpacks schon auf gut 100 Quadratzentimeter geschrumpft. 8 Zentimeter lang, 13 Zentimeter hoch - »noch kleiner geht nicht!«, erklärt Transcend. Denn: »Es müssen einfach gewisse Informationen enthalten sein, wie zum Beispiel gesetzliche und patentrechtliche Inhalte.«
Nur: warum diese Plastikpanzer, wenn die bei Elektromärkten ohnehin noch einmal in Schutzkästen stecken? Und abgesehen von diesem Doppelschutz: Inzwischen kosten die meisten SD-Speicherkarten so wenig wie Rasierklingen oder Akkus, die meistens in einfach zu öffnenden Verpackungen mit Papprücken angeboten werden. Eine SD-Karte mit 4 Gigabyte kostete vor zwei Jahren beim günstigsten Onlinehändler noch rund 33 Euro - derzeit sind es etwa 7 Euro.
Zumindest für diese inzwischen so günstigen Karten haben einige Hersteller Besserung beim Verpackungsdesign gelobt, und Panasonic hat dieses Versprechen auch schon umgesetzt: »Kleinere Verpackung, weniger Plastik, mehr recycelbare Pappe«. Speicherkartenhersteller Transcend erklärt vage, dass die Entwickler schon an »Lösungen tüfteln, die beide Seiten zufriedenstellen - den Handel und den Endverbraucher.«
Plastikschutz: Hersteller verschweißen Zubehör gern in Blister Packs - Verpackungen, die ohne Werkzeug zu öffnen sind.
Wie diese Lösung wohl aussehen könnte? Pappe vielleicht?
Solch eine Lösung hat in den Vereinigten Staaten der Online-Handelskonzern Amazon gefunden. Die Firma, die in Deutschland einige Speicherkarten in diebstahlsicherer Schweißverpackung verschickt (wer soll da die Karten stehlen?), hat im US-Vorweihnachtsgeschäft werbewirksam die Initiative »frustrationsfreie Verpackung« ausgerufen. Firmengründer Jeff Bezos beschrieb diese Aktion in einer E-Mail an Kunden mit viel Pathos, versprach, dem oft »schmerzhaften und zeitfressenden« Auspacken ein Ende zu machen.
Große Worte, simple Lösung: Bestimmte Speicherkarten und Spielsachen (19 Artikel insgesamt) verschickt Amazon nun auf Wunsch in Pappumschlägen oder -schachteln an US-Kunden - ohne Plastikhülle.
Um die zehntausend anderen Blisterverpackungen zu öffnen, kann man aus einer großen Palette spezieller Blisteröffner wählen. Warum eine Schere benutzen, wenn es für die Schweißverpackung so schöne Öffner gibt wie den Pyranna, den Ultimate Package Opener oder gar die 36-Volt-Elektroschere von Black & Decker?
Ein wunderbarer Gag gelang dem Hersteller des Blisteröffners OpenX, der sein Spezialwerkzeug vor drei Jahren mit dem Spruch bewarb: »Öffnen Sie diese störrischen Plastikverpackungen ganz
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