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Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse

Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse

Titel: Fehlfunktion - Warum Frischhaltefolie nie gerade abreißt und andere Alltagsärgernisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Lischka
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Programme große Textmengen auswerten lassen.
    Trotz dieses Aufwands geht dann doch so mancher Korrekturvorschlag daneben - und dann steht da »Stinker-Rakete«.
    Dramatisch findet Korrekturkenner Kramer das nicht: »Die Qualität einer Rechtschreibprüfung würde ich daran nicht messen. Einen Begriff wie die Stinger-Rakete muss ein allgemeines Lexikon nicht unbedingt kennen.«
    Peinlicher ist das bei Begriffen wie Internet, das Microsofts Textverarbeitung Word 95 im Jahr 1995 noch nicht kannte. Als Korrekturvorschlag gab diese Word-Version »Internat« aus.

    Dabei stand das Wort Internet schon Jahre zuvor in deutschen Medien - zum Beispiel 1992 im SPIEGEL (»So brachte etwa der ›Internet-Wurm‹ eines amerikanischen Hackers weltweit rund 6000 Computer zum Erliegen«).
    Dass das Internet 1995 nicht im Lexikon der Word-Rechtschreibkorrektur auftauchte, ist peinlicher als das Fehlen von Stinger-Raketen. Eine gute Rechtschreibkorrektur erkennt man allerdings nicht einfach an der Größe des Lexikons. Kramer: »Der Umfang ist kein Maßstab für die Güte der Korrektur. Der sehr gute Duden-Korrektor zum Beispiel arbeitet mit Wortstämmen und leitet davon verschiedene Formen ab, jeder im Lexikon eingetragene Wortstamm entspricht weit mehr tatsächlich erkannten Wörtern.«
    Manche Lücken im Lexikon einer Rechtschreibprüfung kann man den Entwicklern durchaus vorhalten (Internet), andere eher nicht (Barock Obama). Denn allumfassend und somit perfekt kann kein Lexikon sein.
    Da gilt heute noch, was André Kramer schon 2004 in seiner Magisterarbeit schrieb: »Diese Grenzen resultieren schließlich auch nicht nur im Unvermögen der Programmierer oder der fehlenden visionären Kraft der Systementwickler. Die unendlichen Ausdrucksmöglichkeiten, die die Sprache bietet, die Bildung neuer Nominationseinheiten oder die fließenden Wortgrenzen können nur zu einem bestimmten Grad vollständig abgebildet werden.«
    Mit Groß-, Getrenntschreibung und Komposita hat auch aktuelle Software Probleme: Mac Word 2008 erkennt zum Beispiel den Begriff Kompositaerkennung nicht, obwohl er aus zwei erkannten Worten (Komposita und Erkennung) zusammengesetzt ist.
    Auch Eigennamen sind immer noch ein Problem. Dass Korrektursoftware
zum Beispiel aus dem Familiennamen Hillenbrand einen Höllenbrand macht, ist beim derzeitigen Stand der Technik kaum zu vermeiden.
    Diese Probleme garantieren so manchen aberwitzigen Fehler.
    Der kalifornische Anwalt Arthur Dudley zum Beispiel ist unter US-Juristen berühmt für ein Dokument, das er vor drei Jahren an ein Gericht in San Francisco schickte. Versehentlich ließ er seine Textverarbeitung den Fachbegriff sua sponte (aus eigenem Antrieb) übersetzen. Heraus kam: sea sponge - ein Seeschwamm. Fünfmal tauchte der Schwamm in dem Schreiben auf, über das US-Juristen heute noch lachen. Bemerkt hat den Fehler damals Dudleys Mandant.
    Die New York Times musste vor einigen Jahren den folgenden dem automatischen Verbesserer geschuldeten Fehler korrigieren: Die Software hatte den Footballspieler DeMeco Ryans in einem Artikel durchgängig umgetauft - in Demerol, ein Betäubungsmittel.
    Rechtschreibprüfprogramme sind eben immer noch nur eine gute Hilfe zum Aufspüren von Vertippern und Schludrigkeiten. Als Korrektorersatz ist die Software überschätzt. Bei Weitem unterschätzt dürfte allerdings das Unterhaltungspotenzial der Rechtschreibprüfung sein. Die »sea sponge defense« bringt es inzwischen schon auf zwei Google-Trefferseiten.
    An unterhaltsamen Autokorrekturfehlern können sich aber nicht nur professionelle Textproduzenten und Hobbyschreiber erfreuen, auch Handybesitzer tappen immer wieder in die Besserwisserfalle.
    Handys mit Worterkennungssoftware bereichert das Kurzmitteilungs- und E-Mail-Vokabular immer wieder um ein paar neue
Formulierungen. Das Wörterbuch der Autokorrektur schlägt beim Apple-iPhone absurde Verbesserungen völlig korrekter deutscher Wörter vor - egal, ob man Webformulare ausfüllt, E-Mails schreibt, bloggt oder Kurzmitteilungen sendet. Zum Beispiel:
    • öder statt oder
    • benutzem statt benutzen
    • gerladst statt verpasst

    Gerladst: Die iPhone-Autokorrektur litt lange unter Sprachverwirrung und schlug absurde Korrekturen vor.
    Ärgerlich daran ist, dass das Apple-Handy diese Verbesserungen einfach einsetzt, wenn man den Vorschlag nicht wegklickt. Wer schnell tippt und nicht so genau hinschaut, welche Verbesserungen das iPhone in den Text schreibt, verschickt Sätze wie

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