Fehlfunktion
auch unsere Energieversorgung zu stören? Mit was um alles in der Welt für einem Gegner haben wir es jetzt zu tun?
Ein einzelner blaßgrüner Lichtstrahl fiel durch das Inspektionsfenster in der Mitte der Bodenluke in die Messe. Unten war Bewegung zu erkennen.
»Erick, was geht da vor?« fragte André Duchamp per Datavis. Die Verbindung zum Netzrechner der Messe war überlagert von Störungen. Ericks neurale Nanonik mußte ein Filterprogramm aktivieren, um einen Sinn im Signal seines Kommandanten zu erkennen.
»Wir haben überall an Bord unerwartete Energieausfälle!« rief Madeleine.
Erick stieß sich von der Leiter ab und packte den Griff der Bodenluke, um sich zu stabilisieren. Ganz, ganz vorsichtig schob er das Gesicht vor das fünfzehn Zentimeter durchmessende Fenster und direkt in den grünen Lichtstrahl. Eine Sekunde später schwebte er mit hilflos rudernden Armen und Beinen durch die Messe, und ein verzerrter Schrei kam über seine Lippen. Er prallte gegen die Decke und trudelte wieder zurück. Sein Körper krümmte sich instinktiv, und es gelang ihm irgendwie, sich an der Leiter festzuhalten.
Erick hatte direkt in die Hölle geblickt. Sie war vollgestopft mit Zerrgestalten wie aus einem Alptraum, mit abscheulichen Knochengesichtern, langen, dürren Gliedmaßen und großen, von Arthritis verkrümmten Klauenhänden. Sie steckten in ledernen Harnischen, die mit goldenen Ringen zusammengenäht waren. Ein ganzes Dutzend von ihnen – mindestens – quoll aus dem Andockschlauch in das Unterdeck der Villeneuve’s Revenge. Grinsende Fratzen mit winzigen, nadelspitzen Zähnen.
Drei hatten sich auf Bev gestürzt und hielten ihn gepackt. Lange Krallenfinger zerfetzten seinen Bordanzug und gruben sich in das Fleisch darunter. Sein Kopf wurde zurückgerissen, und der Mund stand weit offen in panischem Entsetzen, als seine Eingeweide aus den klaffenden Löchern im Unterleib quollen. In seinen Augen stand selbstmörderische Angst.
»Hast du das gesehen?« schrie Erick.
»Was gesehen? Merde! Das Netz ist zerschossen, unsere Datenbanken abgestürzt. Ich verliere die Kontrolle über das Schiff!«
»Bei Gott, es sind Xenos, André! Es sind verdammte Xenos!«
»Erick, enfant, mein lieber Junge, beruhig dich.«
»Sie bringen ihn um! Sie bringen ihn um und amüsieren sich noch dabei!«
»Beruhige dich! Du bist Offizier an Bord meines Schiffs, und du wirst dich jetzt auf der Stelle beruhigen. Was ist los?«
»Es sind zwölf – nein, fünfzehn. Humanoid. Sie haben Bev! O Gott, sie reißen ihn in Stücke!« Erick aktivierte ein Beruhigungsprogramm und spürte, wie sein Atem sofort langsamer ging. Es mochte gefühllos sein, ja abgestumpft, Bevs Leiden hinter einer künstlichen Wand aus Binärzahlen einzusperren, doch Erick mußte sich beruhigen. Bev würde es verstehen.
»Sind sie schwer bewaffnet?« fragte André.
»Nein. Keine sichtbaren Waffen jedenfalls. Aber sie müssen irgendwas im Raumflugzeug haben; dieses grüne Licht, das ich gesehen habe …«
Alle sechs elektronisch gesicherten Bolzen der Lukentür flogen gleichzeitig zurück. Das metallische Klong! hallte durch die Messe.
»Mein Gott! André, die Xenos haben gerade die Verriegelung der Luke geknackt!« Er starrte ungläubig auf den Durchgang und erwartete, daß er sich jeden Augenblick öffnete.
»Aber in der verdammte Kapsel arbeitet kein einziger Prozessor mehr!«
»Das weiß ich selbst. Trotzdem haben sie die Verriegelung aufgebrochen!«
»Kannst du aus der Messe verschwinden?«
Erick drehte sich zur Deckenluke um und erteilte per Datavis den Öffnungskode. Die Riegel bewegten sich nicht. »Die Luke reagiert nicht!«
»Und doch können die Xenos sie öffnen«, sagte André.
»Wir könnten einen Weg hindurchschneiden«, schlug Desmond vor.
»Unsere Luken und die Böden der Kapsel besitzen eine Sandwichschicht aus monogebundenem Kohlenstoff«, entgegnete Erick. »Mit einer Fissionsklinge kommst du da nie im Leben durch.«
»Dann benutze ich eben einen Laser.«
»Und damit öffnest du den Xenos einen Weg in die anderen Kapseln und auf die Brücke«, sagte André. »Das kann ich nicht dulden, mein Junge.«
»Aber Erick ist dort drin gefangen!«
»Sie werden mein Schiff nicht in die Finger bekommen!«
»André …«, sagte Madeleine.
»Non. Madeleine, Desmond, in die Rettungskapseln. Alle beide. Ich bleibe hier. Erick, es tut mir unendlich leid, aber du mußt mich verstehen. Das ist mein Schiff!«
Erick schlug frustriert gegen die Leiter
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