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Fehlschuss

Fehlschuss

Titel: Fehlschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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wundern, Doktor Sprenger!“
    „Verdammt! Ich habe keinen blassen Schimmer!“
    Die Kommissarin warf ihm einen misstrauischen Blick zu, keineswegs
überzeugt. „Okay“, sagte sie jedoch. „Dann lass uns anders anfangen. Punkt
eins: Du hast Informationen gesammelt. Wo und bei wem?“
    „Herrgott! Ich hab mich mit zwei Prostituierten und einem Penner
unterhalten. Alle drei völlig harmlos.“
    „Punkt zwei: Du bist auf die Kundenliste gestoßen.“
    „Das war am Samstag! Glaubst du allen Ernstes, irgendeiner wartet dann
bis Dienstag, um mich mundtot zu machen?“
    „Nein“, musste Susanne zugeben. „Ich wüsste trotzdem gern, wer die
drei sind und von wem du die Liste hattest!“
    „Vergiss es, Susanne! So läuft das Geschäft nicht, und das weißt du.
Wenn ich anfange, die Leute zu verpfeifen, krieg ich nie wieder eine
vernünftige Information. — Und du ebenfalls nicht!“
    Sie schluckte die Kröte ohne jeden Kommentar. „Also weiter. Was hast
du Sonntag, Montag, Dienstag gemacht?“
    „Mich betrunken, unter anderem“, gab Chris zurück, mit einem Seitenblick
auf Karin, die verschmitzt grinste. Ob sie sich auch betrunken hatte? Er würde
sie danach fragen.
    „Was noch?“
    „Ich war im Industriegebiet Ossendorf.“
    „Warum?“
    „Ich … ich weiß nicht. Einfach so … Ich wollte mir ein Bild machen.
Tagsüber, wenn´s hell ist. Ich dachte, ich lauf da ein bisschen rum, vielleicht
hab ich ´ne Eingebung.“
    „Und?“ So ganz schien Susanne seiner Ahnungslosigkeit immer noch nicht
zu trauen.
    „Nichts!“
    „Du warst also dort, gut. Was hast du genau getan?“
    „Ich hab ´ne Weile vor der Frielingsdorf KG gestanden. Dann bin ich
weitergefahren zu dem Wohnblick in der Mathias-Brüggen-Straße. Später war ich
bei Gesekes Großhandel. Schließlich bin ich zurück zum Auto und zu Witte
gefahren.“
    „Hm“, machte Susanne. Und noch einmal: „Hm! Geseke also!?“
    „Ja! Aber das würde voraussetzen, dass er mich kennt, dass er Angst
vor mir hat. Aus welchem Grund? Und was hat dann Karin damit zu tun?“ Konnte es
noch verworrener werden? Je tiefer sie gruben, desto weniger passte zusammen.
    Susanne legte Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel und schloss
die Augen. Nach einer Weile sagte sie müde: „Denk nach, Chris! Hast du Montag
oder Dienstag mit jemandem ausführlich über den Fall gesprochen? Hast du
Telefonate geführt? Andeutungen gemacht?“
    „Nein, zum Teufel! Ich war in Ossendorf und bin von da aus wieder ins
Büro gefahren.“
    „Also schön. Hör zu: Wir haben da so gut wie jeden Stein rumgedreht.
Wir haben die Mitarbeiter der ansässigen Firmen befragt, wir haben uns die
Fahrer vorgenommen, die dort be- und entladen. Wir haben den alten Teil des
Westfriedhofs nach Spuren abgesucht. Dort gibt es jede Menge alter
Familiengruften. Ideale Plätze, jemanden zu verstecken und zu foltern. Bei all
dem war einzig und allein die Aussage des Pförtners brauchbar, der Inge in
Begleitung eines untersetzten Mannes gesehen hat, von Geseke jetzt mal
abgesehen.“
    Sie holte tief Luft. „Hat es deiner Meinung nach Sinn, noch mal von
vorn anzufangen?“
    „Ich hab keine Ahnung, Susanne“, antwortete er beinahe verzweifelt.
„Ich kann dir nur sagen, was ich getan habe, und was ich nicht getan habe.“
    „Okay! Ich werde das in unserem Ermittlungsteam zur Diskussion
stellen. — Eins hätte ich dann noch!“
    Jetzt erst fiel ihm der braune Umschlag auf, den Susanne die ganze
Zeit in den Händen gehalten hatte.
    „Hellwein hat sich dafür ziemlich den Hintern aufgerissen.“ Sie legte
den Umschlag auf den Tisch und sah Chris mit ruhigem Ernst an. „Das Gesicht von
deinem Gonzo.“
    „VICLAS?“, fragte er tonlos zurück. Eine Stimme war eine Sache, das
dazu passende Gesicht eine andere. Plötzlich war er wieder in seinem Auto,
hatte die Pistole im Genick, spürte das Messer, das seine Haut ritzte. Sofort
schob er die Erinnerung beiseite und wischte sich die mit einem Mal
schweißnassen Hände an der Hose ab.
    „VICLAS, ja. Die heisere Stimme, der leichte Akzent und dein Hinweis,
dass es spanisch sein könnte, waren ein Volltreffer.“
    „Wick — was?“, schaltete Karin sich ein.
    „VICLAS“, korrigierte Susanne, kramte Zigaretten aus der Jacke und bot
sie den beiden an. „Ein Computerprogramm, in dem wir bestimmte Merkmale der Tat
und des Täters erfassen, um Handlungsmuster miteinander vergleichen zu können.
Bisher war eine eindeutige Zuordnung nicht möglich. Die heisere

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