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Fehlt noch ein Baum

Fehlt noch ein Baum

Titel: Fehlt noch ein Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Tabunowa
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Ich wollte nirgendwohin ziehen …
    Â»Ich weiß, wovor du Angst hast, Ira.«
    Â»Wovor denn?«
    Â»Du hast Angst, allein zu bleiben!«
    Â»Blödsinn, ich habe keine Angst davor, allein zu bleiben, sondern allein mit einem Kind und einem Haufen Verwandter, die mir auf die Nerven gehen.«
    Â»Ira, du wirst es bei ihnen ruhiger haben. Und später können wir ja vielleicht wieder zusammenziehen. Bring erst mal das Kind zur Welt. Du bist gerade einfach nicht ganz bei dir, Liebste. Zieh zu Mama und Papa.«
    Â»Nein, zu meinen Eltern ziehe ich nicht.«
    Â»Wohin denn dann?«
    Â»Olga nimmt mich für einen Monat bei sich auf, und dann werde ich sehen. Sag meinen Eltern erst mal nichts von unserer Trennung.«
    Â»Wenn sie anrufen, sag ich, du bist auf dem Klo.«
    Bevor ich ging – meine Sachen waren schon im Auto eines Freundes – ein Aufblitzen:
    Â»Lass mich nicht fallen …«
    Â»Ich habe dich doch gar nicht aufgelesen.«
    Â 
    1. November 2003
Wozu die Leute Mützen brauchen
    Â 
    Dialog mit meiner Mutter:
    Â»Ira, willst du nicht mit Vera spazieren gehen?«
    Â»Will ich, aber nicht jetzt, ich habe noch zu arbeiten und meine Haare sind fettig …«
    Â»Die Arbeit kann warten, geh mit dem Kind spazieren!«
    Â»Ich kann mit fettigen Haaren nicht rausgehen.«
    Â»Zieh dir eine Mütze über, dann sieht man sie nicht. Wozu, meinst du, tragen die Leute sonst Mützen?«
    Â 
    2. November 2003
Meine hohle Autorität
    Â 
    Meine Schwester sieht, wie ich Vera stille, und sagt:
    Â»Wie käuflich die Menschen doch sind! Ich habe die ganze Zeit mit Vera gespielt, bin völlig ins Schwitzen geraten, nur, damit das Kind mal lächelt! Und du bist einfach nur hereingekommen, hast ihr deine Brust in den Mund gesteckt, und schon ist sie glücklich und lächelt … Deswegen lieben also die Menschen ihre Mütter! Weil sie sie ernähren! Was für eine hohle Autorität, herrje …«
    Â 
    3. November 2003
Das Problem mit den Zähnen
    Â 
    Veras Zähne wollen nicht wachsen. Seit fünf Monaten kein einziger Zahn! Dabei gibt es Fälle, in denen Kinder schon mit Zähnen geboren werden …
    Bei allen Kindern meiner Bekannten ist der erste Zahn nach vier Monaten gewachsen. Vera ist schon fünf Monate alt und es passiert nichts.
    Heute habe ich den Mund meiner Tochter aufmerksam untersucht. Mit Hilfe eines Wattestäbchens drang ich in die verborgendsten Ecken vor. Es gibt nicht einmal die Andeutung eines Zahns. Vera lächelt mit ihrem gebisslosen rosa Kiefer, der aussieht wie ein Zahnschutz für Boxer …
    Aber andererseits: Wenn man keine Zähne hat, dann braucht man auch nicht zum Zahnarzt …
    Ich hatte mal einen Freund, der wegen eines furchtbaren Verkehrsunfalls keine Zähne mehr hatte. Er trug eine schöne schneeweiße Prothese, die er manchmal beim Nachdenken melancholisch mit der Zunge vorund zurückschob. Sein Privatleben hat darunter nicht gelitten. Die Frauen liebten ihn. Eine blieb nach dem Unfall sogar zwei Monate bei ihm im Krankenhaus und schälte ihm, dem Zahnlosen, die Äpfel.
    Â 
    3. November 2003
Skinhead
    Â 
    Außerdem hat Vera nur wenige Haare auf dem Kopf. Haare sind mit Zähnen natürlich nicht zu vergleichen, sie wachsen nach. Notfalls kann man Vera auch eine Schleife umbinden. Aber trotzdem schaue ich meinen kleinen Skinhead an und denke, dass die Mutterliebe eine großartige Sache ist. Denn für mich ist sie das tollste glatzköpfige Mädchen der Welt.
    Â 
    3. November 2003
Frühentwicklung
    Â 
    Vera ist nun schon fünf Monate alt. Es ist Zeit, dass ich mich um ihre Entwicklung kümmere. Das ist heutzutage ein absolutes Muss. Es gibt einen Haufen Methoden. Ich habe mir eine ausgedruckt –
Mit kleinen Kindern lernen lernen: So fördern Sie Ihr Kind fürs Leben
von Glenn Doman. 220 DIN -A4-Seiten mit Tabellen und Grafiken. Wenn ich das alles lese und mir auch nur ein Drittel aneigne, dann braucht Vera keine Förderung, weil sie eine sehr geförderte Mutter haben wird. Natürlich nur, wenn ich es wirklich lese …
    Â 
    8. November 2003
Der Kommunismus und die Fersen
    Â 
    Vera hat in letzter Zeit Gefallen daran gefunden, an ihren Fersen zu nuckeln. Ich habe über ihr neues Hobby mit einem Freund gesprochen und ihm die Frage gestellt, warum Erwachsene nicht mehr an ihren Fersen lutschen. Woraufhin er mir antwortete, dass die

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