Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
beständigen Auf und Ab ausgesetzt gewesen, an dem Sigam extrem gut verdient hatte.
Die verhaltene Kritik seines Offiziers - die erste Äußerung dieser Art, seit er das Kommando angetreten hatte - gab ihm jedoch das Signal, daß er den Bogen nun weit genug gespannt hatte. Irgendwann würden der Sicherheitsrat oder sein Vater Ergebnisse sehen wollen, und Agelon mußte vermeiden, als unfähiger Trottel gebrandmarkt zu werden. Vor allem angesichts der Tatsache, daß Moga ihm dieses Image nicht abkaufen und tiefer forschen würde. Und Sigam hatte nicht die Absicht, seine Pläne schon jetzt ruchbar werden zu lassen. Er benötigte noch einige Jahre, ehe er zum großen Schlag gegen seinen Vater ausholen konnte. Das viele Geld, daß er verdient hatte, mußte erst noch zielbringend eingesetzt werden und in die richtigen Kreise durchsickern. Das brauchte Zeit - und Ruhe.
Sigam setzte eine sorgenvolle Miene auf.
»Sie haben leider recht!« meinte er schließlich unwirsch. Ein Flackern der Überraschung fuhr über das Gesicht des Offiziers. Er hatte offenbar nicht mit einem indirekten Schuldeingeständnis gerechnet.
»Wir haben Fehler gemacht«, erklärte Sigam und machte damit deutlich, daß er an eine Kollektivschuld des Operationsstabes glaubte. Diese Kröte wurde der Offizier schlucken müssen. Entsprechend eifrig nickte dieser.
»Herr, wir können das Blatt noch wenden. Ich habe den Eindruck, daß unsere bisherigen Bemühungen nicht sehr ausgereift waren. Wir... wir alle haben unsere Erfahrungen machen müssen.«
»Der Geheimdienst hat auch nicht viel geholfen«, ergänzte Sigam. Da mußte er die Wahrheit nicht einmal zurechtbiegen. Offenbar hatte der Geheimdienst tatsächlich Probleme, verläßliche Informationen zu erlangen. Die bisherigen Hinweise waren spärlich gewesen.
»Wir benötigen eine neue Strategie!« erneuerte der Offizier seine Argumentation.
»So ist es. Und ich habe mir bereits meine Gedanken gemacht. Sie erinnern sich an den letzten Anschlag der Rebellen vor unserem Eintreffen?«
»Der Militärkonvoi, ja. Ein empfindlicher Schlag.«
Das war eine korrekte Einschätzung, wie Sigam fand. Das erbeutete Material und die beiden Frachter hatten eine Schlüsselrolle bei den beiden Aktionen der Rebellen in den Monaten nach seinem Eintreffen gespielt. Und diese waren gut geplant gewesen. Agelon machte sich nichts vor: Er hatte es mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun. Es wurde Zeit, sich diesem Problem tatsächlich auch mit Ernst zuzuwenden.
»An Bord befand sich ein laktonischer Agent«, fuhr Sigam fort. »Ghavani, verantwortlich für einen kürzlich ausgehobenen Agentenring. Ich denke mal, daß er bisher keine Möglichkeit hatte, wieder mit den Seinen in Kontakt zu treten. Aufgetaucht ist er auch bisher nirgends, darauf hat der Geheimdienst ein Auge. Es gibt also eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er sich noch bei den Rebellen aufhält.«
»Oder sich ihnen sogar angeschlossen hat«, erwiderte der Mann.
Agelon hatte früh Gefallen an dem Offizier gefunden. Sein Name war Cort Kosta, er hatte als erster Berührung mit den Rebellen gehabt. Seitdem schien er es für seine Lebensaufgabe zu halten, die Feinde zur Strecke zu bringen. Kein Wunder, daß er mit den bisherigen Fortschritten eher unzufrieden war.
»Darauf spekuliere ich auch«, meinte Agelon. »Ich denke daher, daß wir die Möglichkeit geben sollten, die Laktonen mit Ghavani in Verbindung zu bringen. Dann sollten wir einen Köder auslegen - etwas, was die Laktonen unbedingt haben wollen und etwas, wozu sie mehr als nur ein paar Agenten benötigen, um es zu erhalten. Einen militärischen Einsatz, begrenzt zwar, aber mit Kräften, die der laktonische Geheimdienst nicht aufbringen kann. Verbündete wären notwendig. Wenn es uns gelingen soll, einen solchen Köder auszulegen, der Gegner danach schnappt und wir die Augen offen halten, dann werden wir nicht nur unsere Rebellen fangen, sondern auch Ghavani festsetzen und mit etwas Glück weitere Kontakte im laktonischen Geheimdienst offenlegen. Noch besser wäre es, wenn der Köder so attraktiv wäre, daß Lakton selbst einen hohen Einsatzoffizier entsendet, um mit den lokalen Rebellen zu koordinieren. Allein schon der propagandistische Nutzen wäre erheblich.«
Kostas Augen leuchteten. Es schien, als habe er nur auf solch eine Operation gewartet. Er war sichtlich Feuer und Flamme.
»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Edler!« Sigam hörte keine falsche Schmeichelei in Kostas Stimme. Das Lob war
Weitere Kostenlose Bücher