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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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linker Brustseite fiel. Der Mann konnte sein Erstaunen nicht tarnen.
    »Sind diese Dinger wirklich echt?« fragte er zögernd. »Eine Maskerade ist uns nicht erlaubt, das weißt du doch?«
    »Ja, das weiß ich«, erwiderte Carl mit gespielter Gleichgültigkeit, »aber ich habe die Genehmigung des Marinechefs, nicht nur schwedische, sondern auch ausländische Auszeichnungen zu tragen. Es hat alles seine Richtigkeit.«
    »Ist das die Ehrenlegion?« fragte sein Vorgesetzter, ohne auch nur im mindesten verbergen zu können, wie verblüfft er war.
    »Ja, die Kommandeursklasse«, sagte Carl so beiläufig wie möglich und stieg in den Wagen, um gleichsam zu betonen, daß die Sache damit erledigt sei, was sie natürlich nicht war.
    »Aber du bist doch nicht in Deutschland stationiert gewesen? Ich meine… das Bundesverdienstkreuz?« fuhr der Kapitän zur See natürlich fort, nachdem er sich auf der anderen Seite des Rücksitzes endlich zurechtgesetzt hatte.
    »Doch«, erwiderte Carl mit weiterhin gespielter Gleichgültigkeit, »ich hatte vor einem Jahr einige Aufträge in der Bundesrepublik.«
    »Aber du hast doch noch keine fünfundzwanzigjährige Dienstzeit oder so hinter dir? Ich meine diese blaugelben Dinger da«, fuhr der Kapitän zur See fort, der inzwischen rettungslos am Haken zappelte.
    »Nein«, erwiderte Carl in dem gleichen Tonfall wie zuvor.
    »Wie du siehst, ist es nicht diese Verdienstmedaille. Es ist die Medaille des Königs für Tapferkeit im Felde, und soviel ich weiß, muß die doch dem Herzen am nächsten sitzen?«
    Sie schafften es, schweigend ein paar Kilometer zu fahren, bis die Konversation wieder in Gang kam und sich der Routineangelegenheit zuwandte, die sich schon bald als etwas erwies, was durchaus nicht Routine war.
    UWS, die Leitung auswärtiger Angelegenheiten bei den Streitkräften, hat ihre Büros in einem idyllischen kleinen pistaziengrünen Haus in der Jamsejwa-Gasse und liegt sowohl buchstäblich wie bildlich gesprochen im Schlagschatten des weißen Marmorgebäudes des Generalstabs, das mit seinen schwarzen, schmiedeeisernen Dekorationen und Skulpturen Macht ausstrahlt.
    Es fiel Carl schwer zu glauben, daß diese beiden Welten zusammengehörten. Das kleine pistaziengrüne Haus war tatsächlich in einer Art Gründerzeitstil des neunzehnten Jahrhunderts eingerichtet. Die Holztür knirschte, als sie eintraten. Sie wurden von einigen extrem höflichen Kadetten in Empfang genommen, die ihnen ihre nicht vorhandenen Mantel abnehmen sollten - die Moskauer Hitzewelle war noch ungebrochen. Anschließend wurden sie in das Empfangszimmer geführt, in dem die Akkreditierungszeremonie mit dem Kapitän zur See und dem Leutnant stattfinden sollte.
    Statt dessen wurden sie von drei älteren und, wie es schien, hochgestimmten Marineoffizieren erwartet. In der Mitte stand ein Vizeadmiral, und schräg hinter ihm zwei Kapitäne zur See. Als sie den Raum betraten, wurden sie von den Kadetten militärisch knapp angekündigt.
    Carl starrte wie verhext auf die Vizeadmiralsuniform, die er sofort erkannt hatte.
    Die gleiche Uniform wie die Koskows, den sie ermordet hatten. Und den Carl von Kairo nach Stockholm gebracht hatte, und zwar unter schwierigen Umständen, wie sie ein Peter Sorman vermutlich verabscheute.
    Die Männer begrüßten sich förmlich mit Ehrenbezeigung und Handschlag in der vorgeschriebenen Reihenfolge. Einer der Kapitäne zur See erwies sich als Dolmetscher, der vermutlich ranghöchste Dolmetscher, dem der schwedische Kapitän zur See je begegnet war.
    Auf eine halb einladende, halb befehlende Geste des Vizeadmirals hin setzten sich die beiden Delegationen an je eine Seite eines großen, blankpolierten braunen Tischs, während die Kadetten Mineralwasser einschenkten, als wäre es kostbarer Wein.
    Darauf ließ sich der Vizeadmiral in einem sehr schnellen und leutseligen Russisch vernehmen. Er sprach eine Zeitlang mit lauter Stimme und lächelte dabei fein vor sich hin. Carl glaubte, nichts verstanden zu haben. Vermutlich hatte auch sein schwedischer Vorgesetzter das Gefühl, in der falschen Veranstaltung gelandet zu sein.
    Die Übersetzung, die kurz darauf folgte, zeigte jedoch, daß die Zeremonie erstaunlicher war, als es sich die beiden Schweden hatten vorstellen können.
    »Herr Roter Hahn! Oder sollen wir förmlicher sein und Herr Kapitän zweiten Rangs Hamilton sagen! Im Namen der sowjetischen Streitkräfte und vor allem im Namen der sowjetischen Flotte möchten wir Sie in Moskau willkommen

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