Feind des Feindes
Resultate, die eine solche Ausbildung nachweislich mit sich bringen konnte.
Eine bessere Werbung als Carl war kaum vorstellbar. Der alte Direktor konnte sich also in Ruhe mit dem Gedanken aussöhnen, daß er schon in kurzer Zeit nicht mehr im Dienst sein würde, um dafür auf ewig, nun ja, für den Rest seines Lebens statt mit dem Nachrichtendienst mit Äpfeln verbunden zu sein.
»Aber wann kommt Hamilton nach Hause?« fragte Joar Lundwall unverändert höflich, obwohl er diese Frage seit zwei Tagen schon zum dritten Mal stellte.
»Wenn du mit dem Blasebalg von unten herangehst, unter dem Gitter, dürfte das dem Feuer besser auf die Sprünge helfen«, erwiderte der Alte.
»Es ist ja leider so, daß dieses Jahr ein Wahljahr ist«, begann er seine Erklärung. Ihm ging sofort auf, daß diese Formulierung mißverständlich war.
»Ja, also, was heißt schon leider. Aber es ist nun mal so, daß die Regierung für Beförderungen und Ernennungen zuständig ist, und bei uns geht es um drei Posten, deren Besetzung noch völlig offen ist. Die Regierung hat über zwei davon zu entscheiden. Ich selbst brauche einen Nachfolger, und die Wahl der Person hängt direkt davon ab, was für eine Regierung wir bekommen. Manche mögen keine Sozis, manche bevorzugen Sozen, wie es beim Generalstab heißt. Der zweite Posten ist der Lallerstedts, und in kurzer Zeit wird sogar für Sam ein Nachfolger gesucht. All das hängt bedauerlicherweise mit der Politik zusammen.«
»Na schön. Aber ist denn Carl mit der Politik verheiratet? Der hat doch weder was mit Sozis noch mit Bourgeois am Hut?« fragte Stålhandske in seinem singenden Finnlandsschwedisch.
»Nun ja, so kann man das natürlich nicht sagen. Der Grundgedanke ist also, daß Carl Lallerstedts Job übernimmt und daß Lallerstedt wieder auf die sieben Weltmeere fährt. Er dürfte mit der Lösung ziemlich zufrieden sein. Es ist aber der C OP 5, der den Chef unserer Operationsabteilung ernennt, und die Frage ist, ob Carl rechtzeitig wieder zu Hause ist, bevor wir einen neuen C OP 5 haben.«
»Wäre es dann nicht gut, ihn in dem Fall rechtzeitig aus Moskau nach Hause zu holen?« fragte Lundwall unverändert weich und höflich.
»Doch, natürlich«, wand sich der Alte, »aber er muß ja dieses neue EDV-Programm zu Ende bringen, damit wir uns etwas mehr auf unsere Moskauberichte verlassen können. Er muß zumindest etwas System reinbringen.«
»Na schön, aber das müßte doch in ein paar Monaten geschafft sein«, wandte Lundwall ein. Verdammt schwierig und unangenehm, intelligente Leute anzulügen, dachte der Alte.
»Du bist auch auf EDV spezialisiert?« wechselte er fast demonstrativ das Thema.
»Ja, ich habe die gleiche Ausbildung wie Hamilton.«
»Und du bist der Meinung, man könnte dieses Programm in zwei Monaten auf die Beine stellen?«
»Ja, ohne Zweifel. Es kommt natürlich ein wenig darauf an, wieviel Grundmaterial sie haben und in welchem Zustand sich das Ganze befindet, aber zwei Monate müßten reichen.«
»Hm«, sagte der Alte. »Und was ist mit dir, Stålhandske? Du hast diesen EDV-Kram hingeschmissen?«
»Was heißt hingeschmissen. Ich dachte mir nur, daß wir schon zwei solche EDV-Freaks in der Firma haben, und mir liegt das Zeug nicht so sehr. Dann habe ich sozusagen umgeschaltet.«
»Aha, und wenn ich mich an einen aufrichtig gesagt etwas ironischen Bericht unseres geschätzten Fregattenkapitäns richtig erinnere, ging es bei deiner neuen Technik um amerikanische Literatur. Na ja, wer weiß, vielleicht können wir das eines Tages auch gebrauchen«, bemerkte der Alte hintergründig und hob die Augenbrauen zu der ironischen Uhu-Variante.
»Na ja, diese Literatur hat mir auch nicht sonderlich gelegen«, begann Åke Stålhandske verlegen.
Der Alte betrachtete ihn amüsiert. Der Mann war ein Riese, den draußen im Feld jeder bemerken würde, zumindest bei Tageslicht. Schon das erlegte ihm gewisse Beschränkungen auf, doch wie sich jetzt zeigte, gab es noch weitere, noch unbekannte Einschränkungen.
»Ja?« fragte der Alte amüsiert. »Wollen Sie vielleicht die Liebenswürdigkeit besitzen, Leutnant, mit der harten Wahrheit herauszurücken?«
»Ich habe mich in den letzten zweieinhalb Jahren mit Abhörtechnik befaßt«, preßte der Riese mit einer Stimme hervor, die vor Nervosität fast ins Falsett wechselte.
»Du hast was getan?« fragte der Alte mit erhobener Stimme und mit vollkommen natürlicher und nicht im mindesten gespielter Bestürzung.
»Also, mit
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