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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Abhören…« erwiderte der blonde Riese zögernd.
    »Nun, und?« fragte der Alte unerbittlich weiter. »Du hast dabei was gelernt?«
    »Man könnte sagen, daß ich das meiste über unerlaubtes Abhören weiß, und daß ich all die kleinen Dinger kenne, die man dazu braucht, und außerdem weiß ich, wie man sich davor schützt«, erwiderte Stålhandske weich und vorsichtig.
    »Aber das ist ja glänzend!« brach es mit vollkommen echter Spontaneität aus dem Alten hervor. »Das ist ja ein Gebiet, auf dem wir immer hinterherhinkten. Jaja, ich weiß, daß ist zwar alles verboten und gegen die Grundgesetze und all das, aber es ist verdammt praktisch. Die Frage ist nur, wie wir es schaffen können, diese Dinger zu bestellen, bevor es in meinem Job zur Wachablösung kommt. Vielleicht kommt sogar ein Bürgerlicher, der der Meinung ist, nur Sozis unterschieden zwischen den Geboten Gottes und den Verordnungen der Menschen.«
    Joar Lundwall war der Unterhaltung schweigend gefolgt. Er hatte zunehmend Mühe gehabt, nicht laut aufzulachen, doch jetzt explodierte er.
    »Sag’s lieber gleich, dann hast du es hinter dir, Al«, sagte er ohne jeden Anflug von Feindseligkeit zu seinem Kollegen, dem die Situation offenbar größtes Kopfzerbrechen bereitete.
    »Ja, es ist so, daß ich einen Teil der Übungsausrüstung mitgenommen habe«, brummelte Åke Stålhandske schüchtern.
    Der Alte betrachtete die beiden jungen Männer verblüfft. Sie sahen in ihren Turnschuhen und kalifornischen Baumwollhemden, die San Diego als Heimatort vermuten ließen, so verdammt unschuldig aus. Es fiel ihm immer noch schwer, wie ihm jetzt aufging, sie als zwei neue Ausgaben von Carl zu sehen.
    »Du hast was getan?« fragte er schließlich mit so viel strenger Autorität, wie er aufbieten konnte.
    »Nun ja. Ich habe also zwei Reisetaschen mit solchem Material mitgenommen und bin am Flughafen Arlanda beim Zoll damit bei Grün durchgegangen. Ach ja, dort haben sie mich erwischt, weil ich etwas zuviel Whisky bei mir hatte, aber das ließ sich nach einigen Schwierigkeiten schnell aus der Welt schaffen. Aber in die Taschen haben sie keinen Blick geworfen. Das Material befindet sich in unseren neuen Büros in Stockholm.«
    Åke Stålhandske sah zu Boden. Joar Lundwall bemühte sich, ein absolut neutrales Gesicht zu machen.
    Der Alte blieb einige Sekunden vollkommen reglos und absolut stumm sitzen.
    Dann platzte er vor Lachen laut heraus.
    »Das ist ja einfach glänzend, dumm, aber glänzend, wunderbar dumm, aber Gott beschützt die Einfältigen. Und außerdem kann man die Dinger vielleicht mal gebrauchen. Zumindest bei … sagen wir bei Übungen unter realistischen Bedingungen.« Und dann lachte er so lange und so laut, daß er die beiden neuen Operateure mitriß.
    »Ich will verdammt sein, wenn das nicht einen selbstgebrannten Calvados wert ist. Hat einer von euch die Zigarren gesehen, die mir mein Arzt verboten hat?« sagte der Alte und stand auf.
    Still vor sich hinglucksend, ging er in die Küche, um nach ein paar verbotenen Dingen zu suchen.
    Die beiden Leutnants wechselten einen stummen Blick, der etwa bedeutete, jetzt können wir aufatmen. Das Problem war aus der Welt.
    Jurij Tschiwartschew mißfiel die gesamte Operation. Es war nicht Sache des GRU, sich mit solchen Tschekisten-Verschwörungen zu befassen. Das GRU war ein seriöser Nachrichtendienst und keine Bande politischer Intriganten wie diese Leute beim KGB.
    Es war überhaupt absurd, ganze Stunden gedanklicher Tätigkeit und menschlicher Ressourcen darauf zu verschwenden, schwedische Skandalblätter mit Desinformation zu füllen. Aber dennoch notwendig.
    Denn natürlich hatten die Leute dort unten im Irrenhaus damit begonnen, Informationen an die bürgerliche Abendzeitung durchsickern zu lassen, und zwar über die gewohnten Kanäle und die gewohnten Journalisten, Informationen über die Geschichte mit dem PFAU und dessen politische Immunität, über die schwedische Regierung, die aus parteitaktischen Gründen russische Spione schützte, damit im Wahlkampf nicht noch mehr Affären ans Licht kamen, als ohnehin schon in Gang waren; er dachte an die widerwärtige Affäre um Mitglieder der schwedischen Partei-Nomenklatura, die nicht nur Drogen genommen, sondern sich gleichzeitig homosexuelle Leibwächter bei der Polizei besorgt hatten.
    In der anderen Abendzeitung jedoch konnten jetzt jedenfalls Journalisten, die als »Spionageforscher« galten - ins Russische übersetzt klang das Wort unbegreiflich -,

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