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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Verwicklungen begannen, hatte die Polizei noch Zeit, einige Routinemaßnahmen zu ergreifen, die technisch durchaus als unerlaubt gelten durften, und zwar von dem Augenblick an, in dem man in der Brusttasche des einen Mordopfers einen Diplomatenpaß gefunden hatte. In diesem Augenblick wurde Personal der Sicherheitspolizei hinzugezogen, und die Frage weiterer Entscheidungen wurde Näslund persönlich vorgelegt.
    Kleidung und Tascheninhalt der Ermordeten sowie eine Aktentasche waren schon gesichtet und in ein Protokoll aufgenommen worden.
    In der Jacke des Russen fand sich ein zwanzig Seiten langer geheimer Bericht des Außenministeriums, der blutbefleckt und zum Teil zerstört war. Bei dem Schweden fand sich ein Umschlag mit acht Tausendkronenscheinen mit fortlaufenden Seriennummern.
    Näslund befahl, dem toten Russen Fingerabdrücke abzunehmen, was den diplomatischen Gepflogenheiten natürlich nicht entsprach. Aber, wie nicht anders zu erwarten, wurden die gleichen Fingerabdrücke kurz darauf an dem Umschlag mit dem Geld gefunden sowie an dem oberen und unteren Geldschein.
    Die Sache war in einer Hinsicht kristallklar. Ein sowjetischer Nachrichtenmann und sein schwedischer Agent hatten bei einem konspirativen Treff einen Austausch vorgenommen und Geld gegen Material getauscht, bevor sie niedergeschossen wurden.
    Das Außenministerium, das sehr schnell eingeschaltet wurde, übermittelte den Regierungsbeschluß sofortiger Geheimhaltung, als es um die Entlarvung des Spionagefalls ging, den die Mörder absichtlich oder unabsichtlich publik gemacht hatten.
    Mit Rücksicht auf eine fremde Macht. Es war schon mühselig genug zu erklären, wie ein sowjetischer Diplomat in Schweden auf Gangstermanier niedergeschossen werden konnte. Von einem oder mehreren, die von dem konspirativen Treff gewußt haben mußten. Das konnte immerhin den Eindruck vermitteln, als wären schwedische Behörden irgendwie in die Sache verwickelt.
    Der Versuch, alles geheimzuhalten, mißlang natürlich. Expressen , das Blatt, das von jetzt an unter dem Sammeltitel DER AGENTENKRIEG berichtete, konnte jetzt eine große Geschichte daraus machen: Das Außenhandelsministerium sei besorgt gewesen, man könne eventuell schwedische Behörden verdächtigen (dieser Gedanke wurde natürlich etwas direkter und schlagkräftiger formuliert). Ferner konnte das Blatt erneut empörte und eingeweihte Quellen bei der Sicherheitspolizei zitieren, die behaupteten, dies sei die Rache des schwedischen Nachrichtendienstes an den Russen für die Ermordung der beiden schwedischen Piloten gewesen.
    Die anderen Massenmedien zogen schnell nach, da der bekannte Enthüllungsjournalist Per L. Wennström seit etlichen Jahren die gezielten Indiskretionen der Sicherheitspolizei zu veröffentlichen pflegte.
    Dementis, in einem Fall ein wütendes Dementi des Generalstabs, wurden damit abgetan, daß das Leugnen natürlich zu den »Spielregeln« gehöre und daß Spionageorganisationen, ob schwedische oder ausländische, noch nie eine Liquidation bestätigt hatten, wenn man sie nicht gerade auf frischer Tat ertappe wie beispielsweise den französischen Nachrichtendienst, als dieser das Greenpeace-Schiff »Rainbow Warrior« in Neuseeland mit einer Sprengladung auf Grund gesetzt habe.
    Unter den nachfolgenden Berichten fanden sich selbstverständlich auch die angeblich bekannten »Agentenhinrichtungen« der letzten Jahrzehnte. Schon bald konnte der Mann des Expressen etwas über den »Hintergrund« enthüllen: Die wohlunterrichteten Quellen bei der Säpo wußten jetzt zu berichten, es handle sich um eine Vendetta zwischen dem schwedischen und sowjetischen Nachrichtendienst. Die Russen hätten einen Grund gehabt, sich zu rächen, weil der schwedische Nachrichtendienst irgendwo im Ausland einen russischen Agenten hingerichtet habe. Vermutlich wollten die Russen dem kleinen Nachbarland auf diese Weise zeigen, daß man nicht ungestraft Großmacht spielen könne. Doch jetzt habe Schweden geantwortet, indem es ein besonderes Mörderkommando losgeschickt habe, um sich erneut zu rächen, und seine Botschaft sei, daß »wir in Schweden selbst bestimmen, was wir zu tun haben«.
    Was die Frage der Mörderkommandos betraf, fand sich im Blatt ein Hintergrundbericht unter der Überschrift EIN RECHT ZU TÖTEN? In dem Artikel hieß es, im allergeheimsten Teil des schwedischen Nachrichtendienstes gebe es eine oder mehrere Personen, die man mit James Bond vergleichen könne und die in Extremsituationen eine

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